Frank Nitt

Frank Nitt © Sami T

Nur drei Tage nach seinem 32. Geburtstag starb James Dewitt Yancey im Februar 2006 an den Folgen der Autoimmunkrankheit Lupus. Was Yancey – besser bekannt als Jay Dee oder J Dilla – hinterließ, waren meisterhafte Produktionen und eine trauernde Fangemeinde, die posthum eine wahre J-Dilla-Hysterie ausgelöst hat. Mit der Unterstützung einer tatkräftigen Rap-Connection, von der jeder Newcomer nur träumen kann, startet nun Dillas kleiner Bruder Illa J durch, um das große musikalische Familienerbe fortzuführen.

{image}Noch immer vergeht kein Rap-Konzert, ohne dass von der Bühne nicht mindestens einmal der Name J Dilla ausgerufen wird – im Publikum trägt ohnehin jeder Dritte ein T-Shirt das auf die Koryphäe anspielt. Janet Jackson (Got till it’s gone) und The Pharcyde (Runnin’) wussten die außergewöhnlichen Skills des Produzenten aus Detroit schon früh zu schätzen. Viele ihrer Beats tragen die unnachahmlich smoothe Handschrift Dillas, der die Basslines butterweich ebnet und mit peitschenden Snares kombiniert. Die Erwartungen sind also dementsprechend hoch an jemanden, der sich in die direkte Nachfolge eines solch einflussreichen Künstlers stellt.

{image}Mit dem Album Yancey Boys (2008), auf dem Illa J Rap und Gesang auf unveröffentlichte Beats seines verstorbenen Bruders zum Besten gab, gelang es dem mittlerweile 23-jährigen jedoch, die Kritiker mit seinem Talent zu überzeugen. Auf seine erste Europa-Tour brachte Illa J seinen Homie Frank Nitt vom Duo Frank-N-Dank mit. Eröffnet wurde der Abend im leider nur mäßig besuchten Karlstorbahnhof von der sympathischen DJane J-Heart, die es sich nicht nehmen ließ, ihr Set mit der Burnereinlage Escape zu beginnen und damit gleich einen Gruß in Richtung Stieber Twins rauszuschicken.

Frank Nitt hielt es dann ebenfalls für angemessen mit einer deutschen Produktion einzusteigen: er wählte She Likes Me, mit dem er auf dem Album von DJ Sepalot (Blumentopf) vertreten ist, als Opener. Nachdem knappe zehn Minuten auf seiner bombastischen Glitzeruhr vergangen waren, war der gut aufgelegte Frank fürs erste schon wieder verschwunden und Illa J’s Showtime begann. Verunsichert betrat der jüngere Yancey zunächst die Bühne, Standfestigkeit verliehen ihm nur seine überdimensionalen Jordan-Stiefel in Mondfahrer Optik. Das snarelastige Stück Timeless vom Yancey Boys Album sorgte dennoch für weit verbreitete Heiterkeit im Saal.

{image}Nach jeweils drei Tracks klatschte sich das rappende Tagteam stets zum Wechsel ab. Jetzt war der kleinwüchsige Mann mit der obligatorischen Detroit Tigers Cap wieder an der Reihe. Schnell entfaltete Nitty seine großen Entertainment Qualitäten, während Illa J hingegen einen verschüchterten Eindruck hinterließ. Ein Großteil der Frank-N-Dank Titel stammt auch aus dem Klanglabor von Dilla – der heute natürlich omnipräsent war, so auch mit dem nachfolgenden Pause. Während J-Heart im Hintergrund Regie führte, trieb Frank Nitt das Publikum an und leitete die Show. Doch auch Illa fing langsam an zu überzeugen. Nach All Good und R U Listenin', bereitete er besonders den anwesenden Frauen eine große Freude mit dem soulvollen Stück Sounds Like Love, wo er auch seinen Gesang einfließen ließ.  Zwischendurch streute Yancey sogar noch einen eigenen Teil für J Dillas frühere Crew Slum Village ein, bei der er unter anderem die Klassiker Players und Raise it up performte.

Nachdem Yancey Boys von Illa J bereits bei dem legendären Plattenlabel Delicious Vinyl erschien, hat sich nun auch Frank Nitt mit L.O.V.E. in die unmittelbare Release-Historie von Masta Ace, Young MC und Tone Loc einreihen dürfen. Das Stück wurde von Rap-Urgestein DJ Quik von der Westcoast produziert und kam auch live gut an, was die nickenden Köpfe bestätigten. Zum Abschluss des Abends, der ganz in Erinnerung an Jay Dee stand, gab es passender Weise noch die Homage To Dilla, bei der Frank Nitt und Illa J nochmals gemeinsam auf der Bühne standen.

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