Canned Heat

Canned Heat

Vor fast genau 40 Jahren fand das legendäre Woodstock-Festival statt. Zu einer der prägendsten Bands zählte dort damals die Combo Canned Heat mit ihrem Bluesrock. Drei der Musiker, die damals mit auftraten, haben sich nun wieder zusammengetan, um exklusive Konzerte in Deutschland zu geben. In Mannheim haben wir uns die sympathischen Alt-Rocker angeschaut.

{image}Samstag, 16. August 1969, die Dämmerung setzt ein auf dem Woodstock-Festival. Santana haben gerade einen dionysischen Auftritt hinter sich gebracht – nun steht die Bühne offen für die bärtige Bluesrock-Combo Canned Heat. Trotz bandinterner Schwierigkeiten im Vorfeld sorgen die Männer mit Going up the Country und ihrem Woodstock Boogie für restlose Begeisterung und sind nach Sonnenuntergang längst unsterblich. Das Glück hält jedoch nicht lange an, denn schon im Jahr darauf wird die Band durch den Todesfall ihres Songwriters Alan Wilson erschüttert. 1981 kommt der Leadsänger Bob Hite ums Leben. Nachdem 1997 mit dem Gitarrenvirtuosen Henry Vestine noch ein weiteres Gründungsmitglied von Canned Heat verstirbt, bricht die Band endgültig entzwei.

Während sich der legendäre Woodstock Auftritt von Canned Heat nun bald zum 40. Mal jährt, haben sich drei der Musiker, die damals mit auf der Bühne standen, wieder vereint, um in neuer Formation ein paar ausgewählte Konzerte in Deutschland zu spielen. Auch im Mannheimer Capitol machten die Bluesrocker um den Drummer "Fito" de la Parra halt. Eröffnet wurde die Runde vor Rockern und Veteranen mit Bullfrog Blues - Stimmung wollte unter der teils bestuhlten Kuppel allerdings noch nicht so Recht aufkommen.

{image}Das änderte sich dann schlagartig, als der neue Frontmann Dale Spalding bereits zu diesem Zeitpunkt mit On the Road again zu einem der größten Canned Heat-Hits überleitete. Zur Überraschung der Gäste gab es kurz darauf schon die inoffizielle Woodstock-Hymne Going up the Country. Zur Freude aller ließ es sich De la Parra hier nicht nehmen, den gellend hell ertönenden Gesang selbst beizusteuern. Die muntere Querflöte streute der ebenfalls neu in die Combo eingegliederte Multiinstrumentalist Greg Kage bei. Ansonsten gehörte die Bühne ganz dem Leadgitarristen Harvey "The Snake“ Mandel und dem (immer noch) langbärtigen Bassisten Larry "The Mole" Taylor.

Für Spalding war es sichtlich eine Ehre, den Gesang von Canned Heat an diesem Abend im weiteren Verlauf zu leiten. Mit I Used to be Bad und seiner Mundharmonika brachte er außerdem seinen ganz eigenen Einfluss aus Louisiana- und New Orleans-Musik mit in das Sextett ein. Der dritte Neuzugang Barry Levenson legitimierte seine Aufnahme in die Band mit einem unwiderstehlichen Gitarrensolo, ehe sich allmählich der Boogie die Überhand erschlich.

{image}Umso treibender De la Parra die Rhythmen vorgab, desto mehr spielten sich Canned Heat in bestechende Stimmung. Obwohl der mittlerweile 64-jährige Mandel zur Erholung häufiger auf einem Stuhl platz nehmen musste, gehörte ihm mit verzerrten Effekten auf seiner elektrischen Klampfe das Finale fast jeden Songs. Kage hingegen wechselte heiter die Instrumente und nahm mal am zweiten Schlagzeug, Bass oder sogar am Mikrofon Stellung ein.

Eine ungebrochene Leidenschaft verdeutlichte sich bei So Sad (the World’s in a Tangle) vom Album Future Blues (1970) oder dem Kult-Stück Amphetamine Annie von einem der berühmtesten Frühwerke Boogie with Canned Heat (1968). Bierzeltstimmung kam am Ende noch mit ihrem größten kommerziellen Erfolg Let’s work together auf, ehe die sechs Musiker als Zugabe eine 20-Minuten-Episode einer sehr frei improvisierten Version von Refried Boogie darboten. Trotz ihres vorangeschrittenen Alters gelang es sowohl den alten als auch den neuen Mitgliedern von Canned Heat ein Feuer zu entfachen und sogar eine Dosis Woodstock zu versprühen. "And don’t forget to Boogie!"

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