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Ozzy Osbourne (live in Oberhausen, 2018) © Live Nation

Es soll die letzte Welttournee für Ozzy Osbourne sein. Bei der exklusiven Deutschlandshow in der König Pilsener-Arena in Oberhausen zeigt er sich in guter Form. Veredelt wird das ganze durch Zakk Wyldes atemberaubende Saitenhexerei.

Nach 50 Jahren Musikkarriere tritt der legendäre Black Sabbath-Frontmann Ozzy Osbourne ein letztes Mal zur Welttournee an und macht dabei auch in Deutschland halt.

Da das Konzert in Oberhausen der einzige Termin hierzulande ist, ist es wenig verwunderlich, dass die König Pilsener-Arena bis auf den letzten Platz gefüllt ist. Jeder Fan will die Metal-Legende vor dem Abtritt noch einmal live erleben. Zunächst betritt jedoch der Support-Act Kadavar die Bühne.

Guter, aber zu langer Rock'n'Roll 

Kadavar sollte vielen Metal- und Rock-Fans mittlerweile ein Begriff sein. Die drei Berliner betreten die Bühne und spielen sehr tighten und handwerklich höchst anspruchsvollen Rock'n'Roll. Besonders Gitarrist Christoph Lindemann fällt durch starke Solis und Riffs auf, auch Schlagzeuger Christoph Bartelt liefert eine überzeugende Show ab.

Da sich die Songs jedoch stark ähneln, wirkt eine Stunde Spielzeit deutlich zu lang. Das Publikum applaudiert zwar brav, scheint aber auch froh zu sein, als es endlich Zeit für Ozzy Osbourne ist.

Zeit für den Prince of Darkness 

Auf einmal geht das Licht aus, die Arena wird laut und aus dem Nichts tritt der Prince of Darkness, gekleidet in einen lila Umhang, samt Band hinter der Verstärkerwand hervor. Mit "Barking At The Moon" steht ein Klassiker direkt am Anfang des Sets – wobei das Wort "Klassiker" wohl auf jedes der Lieder der Setlist zutreffen dürfte.

In 50 Jahren Musikkarriere sammelt ein Meister seines Fachs zwangsläufig so einige davon und hat so am Ende der Laufbahn wenig Probleme, ein Konzert nur mit Evergreens zu füllen. Ozzy hat von Anfang an sichtlich Spaß und zeigt dies auch den Zuschauern. Das Publikum liebt Ozzy und Ozzy liebt das Publikum. 

Direkt danach geht es mit "Mr. Crowley" weiter: einer der Hits, die Randy Rhoads in den Achtzigern unsterblich machten. Das Solo ist nach wie vor unheimlich beeindruckend und Zakk Wylde steht dabei der verstorbenen Legende in nichts nach. Einzig der etwas matschige Sound lassen das Solo nicht seine volle Magie entfesseln.

Eine Reise durch 50 Jahre Musik

Was ab dann kommt, ist ein Potpourri aus älteren und nicht ganz so alten Liedern. Sei es "I Don't Know" von Ozzys erstem Album "Blizzard Of Ozz", das wunderschöne "No More Tears" oder der Black Sabbath-Song "Fairies Wear Boots": Die restlos ausverkaufte König Pilsener-Arena kennt jede Textzeile und singt lauthals mit.

Ein ganz großes Highlight folgt dann gegen Mitte des Abends: "War Pigs", neben "Iron Man" und "Paranoid" wahrscheinlich DAS Black Sabbath-Meisterwerk schlechthin. Was für ein Moment! Das Publikum schreit aus ganzer Kehle mit und zeigt, was dieses Lied auch nach so vielen Jahren noch für eine Durchschlagskraft hat.

Lässt die Kraft nach?

Während der ersten drei Songs hat man das Gefühl, dass Ozzy in absoluter Topform ist. Er hüpft, rennt über die Bühne und kniet sich mehrmals hin. Das klingt erstmal nicht so besonders, ist es aber doch, wenn man bedenkt, dass dieser Mann bereits 70 Jahre alt ist und von sich selbst behauptet, aufgrund seines Lebensstils, den er jahrelang verkörperte, eigentlich schon längst tot sein zu müssen.

Nach einer Weile wird sein Bewegungsradius jedoch immer kleiner und seine Band übernimmt zunehmend die Action auf der Bühne. Drei Songs vor Ende des regulären Sets verlässt Ozzy die Bühne und lässt zunächst Zakk Wylde eine 10-minütige Soloshow performen.

Beeindruckende Saitenmagie

Dieses Gitarrensolo kann getrost als der Höhepunkt des Abends bezeichnet werden. Der Gitarrenhexer geht zunächst an den Fuß der rechten Tribüne, spielt dort ein atemberaubendes Solo mit der Gitarre hinter dem Kopf, läuft dann in dieser Position durch den kompletten Graben zwischen Bühne und Innenraum (währenddessen spielt er natürlich weiter), um dann am Fuß der linken Tribüne das Solo fortzusetzen, diesmal jedoch mit den Zähnen. Ein Riesenspektakel, das unterstreicht, dass Zakk Wylde wohl einer der besten Gitarristen der Welt ist. 

Danach übernimmt der Schlagzeuger Tommy Clufetos dann mit einem ähnlichen guten Drumsolo. Ozzy wird diese Zeit genutzt haben, um mal ordentlich durchzuatmen und sich auf den Rest der Show vorzubereiten, die er dann deutlich gestärkt durchführt. Und die hat noch Lieder zu bieten, die auf keinen Fall fehlen dürfen.

Erst schwach, dann stark

Der Song, auf den alle gewartet haben, ist natürlich "Crazy Train" – mit dem Ozzy damals gezeigt hat, dass er solo mindestens genauso gut ist wie mit Black Sabbath. Leider ist ausgerechnet dies die Nummer, die am wenigsten ihren Zauber versprüht. Ob es daran liegt, das es zwei Halbtöne tiefer gespielt wird als im Original? Oder sind es die übermäßigen Effekte auf Zakk Wyldes Gitarre? Es ist schwer zu sagen, aber leider ist es der schwächste Song des Abends. 

Die Zugabe hat es dagegen nochmal in sich. Zuerst kommt das wunderschöne "Mama, I'm coming Home", das vor allem mit einer tollen Lichtshow besticht, danach dann als großes Finale "Paranoid" - der Black Sabbath-Song aller Black Sabbath-Songs.

Wirklich jeder kann das Lied mitsingen und jeder hebt in den Refrains die Arme. In den ersten Reihen gibt es sogar zum ersten Mal an diesem Abend ein wenig Pogo. Zwar war dieses Ende des Konzerts abzusehen – man hätte aber auch wirklich kein besseres wählen können. Der perfekte Abschluss für den Prince of Darkness in Deutschland.

Die letzte Show in Deutschland?

Ozzy Osbourne hat angekündigt, dass dies die letzte Tournee seiner Karriere ist. Jedoch räumte er ein, dass er sich vorstellen kann, einzelne Konzerte ohne Tour-Rahmen zu spielen.

Sollte er diese Ankündigung wahr machen, wäre es für alle Fans sicherlich eine Freude. Das Konzert in Oberhausen war nämlich, abgesehen vom durchschnittlichen Sound, sehr stark.

Setlist

Bark at the Moon / Mr. Crowley / I Don't Know / Fairies Wear Boots / Suicide Solution / No More Tears / Road to Nowhere / War Pigs / Miracle Man / Crazy Babies / Desire / Perry Mason / I Don't Want to Change the World / Shot in the Dark / Crazy Train // Mama, I'm Coming Home/ Paranoid

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