Ja, Panik

Ja, Panik © Julia Spitzner

Auf der Tour zum neuen Album "The Angst and the Money" machten Ja, Panik im Heidelberger Karlstorbahnhof Station. Der vorgetragene Soundtrack zur kriselnden Gegenwart verhallte jedoch im zumeist leeren Raum, in dem die richtige Stimmung einfach nicht recht zünden wollte. Dennoch ließ sich die Band nicht entmutigen und lieferte einen sehr guten Auftritt ab, mit einem Album im Gepäck, das man für viele Auszeichnungen vorschlagen könnte.

{image}Andreas Spechtl, Sänger und Texter von Ja, Panik und nebenberuflich Gitarrist bei Britta, fragte vor dem Song Wien, du bist ein Taschenmesser ins Publikum, was Heidelberg denn für die Zuschauer sei? Die nur rund 50 Anwesenden konnten leider kein adäquates Pars pro toto für Heidelberg liefern, sie versuchten lieber als aufmerksame Zuhörer zu glänzen. Und da liegt auch schon das Problem des Abends, aus dem viel hätte werden können, aber irgendwie der richtige Antrieb dazu fehlte: die Trägheit der kleinen Stadt kurz vorm endgültigen Ende der Semesterferien, bevor die versteute Studentenschaft sich hier wieder komplett eingefunden hat, scheint sich unweigerlich auf das Konzertleben zu übertragen. So kommt mit Ja, Panik eine der besten deutschsprachige Bands in die Stadt – und kaum jemand nimmt davon Notiz.

{image}Denn verpasst haben die Zuhausegebliebenen ein wunderbares Konzert mit einer bestens aufgelegten und eingespielten Band. Neben alten Liedern vom Vorgänger The Taste and the Money, wie Ich bringe mich in Form oder Das krachende Marathon, spielten die im Berliner Exil lebenden Jungs von Ja, Panik das komplette neue Album. Das Spannungsverhältnis zwischen Text und Musik macht The Angst and the Money im Gesamtbild zu einem der besten Alben im Jahr 2009. Die Dringlichkeit und das Potenzial zum popkulturellen Aufrütteln ist mit Blumfelds L’etat est moi vergleichbar.

Die Gegenwart als Krise, die das Individuum erfasst, wird von Andreas Spechtl in den Texten thematisiert, wobei die Lösungen gerade nicht zu leeren Formeln oder vorgefertigen Auswegen führen. Heraus kommen deutsch-englische Slogans, die eigentlich T-Shirts und Häuserwände schmücken sollten, zum Beispiel "Kein Geld ohne Angst" (in: Alles hin, hin, hin), "Wer traut sich jetzt, wer reißt hier noch was rum?" (in: Die Luft ist dünn) oder "Hier kommt zusammen, was zusammen kommen muss" (in: Dynamite). Doch die Krise scheint in der Breitenwirkung eher Trägheit als Auf- und Ausbruch zu produzieren. Der von Ja, Panik angefachte Funke wird deshalb wohl leider einfach verglühen. Eigentlich schade, aber immerhin hat der Funke für einige kurzzeitig ein wenig Licht ausgestrahlt.

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