The Whip

The Whip © Jägermeister Rock:Liga

Im Finale der Gruppe C trafen diesmal The Whip, Dover und The Blood Arm nach mittlerweile bekanntem Reglement aufeinander. Besonders spannend diesmal: Alle Bands hatten sich bis zum heutigen Spieltag in eine Pattsituation gerockt, alle Bands konnten bis dato jeweils 8 Punkte für sich verbuchen. Heute musste eine Entscheidung her.

{image}Den Anfang machen The Whip, die nach der abgesagten Tour im November/Dezember des vergangenen Jahres mit der Jägermeister:Rockliga doch noch ihren Weg auf die hiesigen Bühnen fanden. Dass der vermeintliche Übersong Trash nur genauso gut ist, wie der überwiegende Rest des Albums X Marks Destination, zeigt man ja auch am Besten gleich in der Nähe eines kompetenten Merchandise-Verkäufers. Und schon nach den ersten Minuten des Sets darf man sich fragen, ob Dover oder The Blood Arm da noch etwas reißen können. Haben Madrid und Los Angeles popkulturell gesehen tatsächlich eine Chance gegen Manchester? Fraglich. Auf den Schwingen des Hypes schweben im Moment wohl eher The Blood Arm, von hinten drängen sich immer mehr offenbar angereiste SpanierInnen mit soeben erworbenen Dover T-Shirts Richtung Bühne. Das wird heute kein Selbstläufer. Entsprechend gibt die erstklassige Lil Fee dem Drumkit Saures, poltert Danny Saville sich durch die denkbar simplen Songstrukturen – wer sich noch an die ein oder andere Liveaufnahme von Underworld erinnern kann, mag sich bei seinem Anblick an einen dem körperlichen Ende entgegen wütenden Karl Hyde erinnert fühlen. Sie geben alles. Ob’s was nützt?

{image}Die aufgeregt klingenden, spanischen Satzkonstruktionen, die aller Ortens ans Ohr des geneigten Zuhörers drängen, lassen wissen: Dover treten als Zweites in den Ring. Ja, Dover. Da war doch was. Vor mittlerweile 17 Jahren ins Leben gerufen, zeichneten sie sich verantwortlich für – außerhalb der iberischen Halbinsel – eher unentdeckte Lieblingssongs. Und zwar am Fließband. Irgendwo zwischen Baumwolljäckchen und Riot Grrrl-Fummel, zwischen der üblichen Selbstzerfleischung à la Grunge und der aufständischen Geste, die Christina Llanos gut und gerne zur europäischen Kathleen Hanna hätte machen können, waren Dover der Garant für Erstplatzierungen in Spanien und eher bescheidenere Plattenverkäufe in Resteuropa. Eine Band zum liebhaben. Doch dann kam 2006. Dover veröffentlichten mit Follow The City Lights ein lupenreines Dance-Pop Album, Christina Llanos war plötzlich platinblond, mager und hatte so komisches, enges Lederzeug an, und sie verschwand irgendwo zwischen Synthies und Vocodern. Die Songs hießen nicht mehr Serenade, Far oder Honest, sondern Let Me Out, Do Ya oder Tonight.

Nun gut. Wenn eine Grunge-Band 2006 via Stilbruch den Kassenschlager Electro-Pop von 2008 vorweg nimmt und das Ganze dabei trotzdem – gemessen an den Verkaufszahlen und zugegebenermaßen ästhetischen, d.h. subjektiven Kriterien – versemmelt, was bleibt dann noch? Richtig, die unsterbliche Fanbase. Und die ist ja heute komplett nach Karlsruhe gereist, so scheint’s. Was folgt sind strahlende Momente für die einen, blutende Herzen für die anderen, die auch die alten, unscheinbaren Lieblingslieder zu Händen unzähliger wummernder Bass-Lines in der "Heute-haben-wir-mal-Spass-und-tanzen!"-Version entweiht sehen. Gemessen am Jubel überwiegen erstere.

{image}Schnell weiter. The Blood Arm aus Los Angeles. Suspicious Character hat wohl jeder schon mal irgendwen summen gehört, und wenn sich selbiges auf die Textzeile I like all the girls and all the girls like me beschränkte. Dass die wenigsten sich Sänger Zach Amos als jungen Tito Larriva in Hosen, die – nebenbei bemerkt - Iggy Pops Lenden aufatmen lassen würden, vorgestellt haben, zeigen verhuschte Lacher und belustigte Gesichter. The Blood Arm haben vielleicht die undankbarste Aufgabe des Abends, ist doch der große Teil der Dover’schen Anhängerschaft schon wieder im Hotel und die The Whip-Begeisterten ohnehin seit der ersten Dreiviertelstunde leer getanzt.

Doch dann das: Nach einem wilden Auftritt folgt die Abstimmung. Wer jubelt am lautesten? Für The Whip wird’s laut, für Dover lauter. The Blood Arm? Gewinnen! Ungläubige Gesichter. Ein posender Frontmann auf der Bühne reckt die seit den Tagen Maradonas sprichwörtliche "Hand Gottes". The Blood Arm haben es mit einem Überraschungssieg ins Berliner Finale geschafft, auch wenn vermutlich niemand am Ende genau sagen kann, wie es dazu kam.

Das Ergebnis:  

1. The Blood Arm 118,9 DB

2. Dover 117,3 DB

3. The Whip 117,0 DB

 

Weitere Berichte, darunter ein Preview auf die Gruppe D, findet ihr in unserem Rock:Liga-Channel.

Alles zu den Themen:

the whip dover the blood arm