José James

José James

"The Dreamer". José James der Träumer. Oder besser gesagt der Mann, der zum Träumen einlädt. Hört man seine Musik, wird man in eine für viele längst vergangene Zeit zurückversetzt. In seiner Stimme ist so viel Seele und Rhythmusgefühl verankert, dass es einem schwer fällt zu glauben, dass dieser junge New Yorker Künstler erst Anfang der 80er Jahre, und nicht in den goldenen 20er Jahren, das Licht der Welt erblickte. Er erinnert ein wenig an Frank Sinatra, nur moderner. Experimenteller. Mutig.

{image}José James ist ein weiterer großartiger Künstler, den die Veranstalter des Enjoy Jazz in den Heidelberger Karlstorbahnhof lockten, und der die rund 250 anwesenden Gäste begeistern konnte. Mit im Schlepptau hatte er auch eine hochkarätige Band: Einen überaus experimentierfreudigen Pianisten, einen innovativen Schlagzeuger und einen charismatischen und nicht weniger talentierten Bassisten. Doch bevor es mit dem José James Quartet losgehen konnte, mussten sich die Gäste ein wenig gedulden. Der junge New Yorker hatte in Heathrow seinen Anschlussflug verpasst und stand um 21.00 Uhr noch unter der Dusche. Wahrscheinlich singend. Denn als es dann um 21.30 Uhr soweit war, klang seine Stimme wie geölt und das Publikum wippte, klatsche und lachte begeistert auf ihren Stühlen mit. José James überzeugt durch seine starke Bühnenpräsenz. Man sieht dem Künstler an, dass er in die Musik verliebt ist. Seine Augen sind geschlossen, sein ganzer Körper zuckt, swingt, bewegt sich zu der Musik. Jeder Ton erzeugt in seinem Körper eine andere Bewegung und die Zuschauer beobachten den Mann ge-und entspannt, dessen reife Stimme nicht zu seinem bubenhaften Äußeren passt.

Sein Debütalbum The Dreamer, das im Januar 2008 auf dem Label "Brownswood Recordings" veröffentlicht wurde, ist auch eine Hommage an Martin Luther King, den Burgerrechtler und Robin Hood der Afroamerikaner. Dass genau einen Tag vor dem Konzert im Karlstorbahnhof Barak Obama zum ersten schwarzen Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wurde, erfüllte den Musiker mit Stolz und Hoffnung. Er ließ es sich nicht nehmen, seine Freude zum Ausdruck zu bringen: "It's the first time in my life I am proud to be an American!" Das Publikum bejubelt diese Aussage durch wildes Applaudieren. Wild ist auch seine Musik. Es scheint, als würde jeder auf der Bühne sein eigenes Ding durchziehen. Nichts scheint zu passen. Alles scheint chaotisch. Doch nur das Genie beherrscht das Chaos. Und in diesem Metier ist José James auf jeden Fall ein Genie. Denn so wirr seine Musik auch wirkt, so innovativ und melodisch ist sie zugleich. Jeder seiner Bandmitglieder gibt sein Bestes und sie klimpern, hämmern und zupfen um die Wette. José James scheint auch begeistert von seiner Band, lässt ihnen ihre künstlerische Freiheit – jeder darf mal im Mittelpunkt stehen, jeder darf sein Solo zum Besten geben. Dabei zieht sich der Sänger in den Hintergrund zurück und grinst. Man sieht ihm seinen Spaß an. Dem Publikum auch.

José James ist eine Bereicherung für alle Jazz-Liebhaber und man kann nur hoffen, dass uns der New Yorker Künstler bald wieder in Good Old Germany besucht.

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