Adrian Belew Power Trio

Adrian Belew Power Trio © Adrian Belew Power Trio

Das Adrian Belew Power Trio zeigte dem Publikum beim Enjoy Jazz 2010, das sich nun langsam aber sicher dem Ende zuneigt, dass sich musikalische Experimente und klassische Pop- und Rocksongs nicht zwangsweise gegenseitig ausschließen müssen. Trotzdem gab es aber auch unorthodoxes zu hören, Belew kann schließlich nicht umsonst fast jedes Tiergeräusch auf der Gitarre nachspielen.

{image}Knallrote Sportschuhe zu weit geschnittener schwarzer Hose und schwarzem T-Shirt. Man muss wohl Adrian Belew sein, um das tragen zu können. Und selbst wenn er es nicht könnte, er darf sich das erlauben. Schließlich hat der bald 51-Jährige mit seinem extraordinären Gitarrenspiel nicht nur einiges für die Musikwelt geleistet, sondern freut sich auch heute noch wie ein Schuljunge über jeden Klang, der aus seiner Gitarre kommt - genau wie bei seinen Auftritten mit den Talking Heads vor 20 Jahren. Angefangen hat die Karriere des Musikers, der eigentlich als Robert Steven Belew geboren wurde, aber nicht erst dort. 1977 wurde er mit Ende 20 von Frank Zappa entdeckt. Zu Hören ist Belew daher ausgiebig auf der Platte Sheik Yerbouti von 1979. Daraufhin spielte er für David Bowie auf dessen Heroes-Tour die Gitarre und wurde am Ende Teil der Liveband der Talking Heads.

Tina Weymouth und Chris Frantz boten Adrian Belew sogar schließlich den Platz von Talking-Heads-Sänger David Byrne an, unter anderem auch weil seine Stimme der Byrnes sehr ähnlich klingt. Belew lehnte aber ab und stieg daraufhin im Jahr 1981 bei den wieder vereinigten King Crimson ein, die sich sieben Jahre zuvor aufgelöst hatten. Noch heute ist er Sänger und Gitarrist der Band.

{image}Dass beim Konzert im Kulturzentrum dasHaus in Ludwigshafen im Rahmen des Enjoy Jazz einige Songs von King Crimson gespielt werden, ist allein schon daher Ehrensache. Three Of A Perfect Pair vom gleichnamigen Album von 1984 ist beispielsweise eines dieser Stücke. Im Original einen Tick langsamer als an diesem Abend, verliert der Song in der Version des Adrian Belew Power Trios seine Faszination nicht. Julie Slick ersetzt das Bassspiel von King-Crimson-Bassist Tony Levin anstandslos, auch wenn Levin natürlich unersetzlich ist. Aber auch Drummer Marco Minnemann weiß zu überzeugen, vielleicht weil er vor einigen Tagen beim Konzert in seiner Heimatstadt Hannover Opfer eines kleinen freudschen Versprechers von Adrian Belew war. Anstatt ihn als "on drums" anzukündigen, ließ Belew verlauten: "Marco on drugs!" - großartig.

Aber zurück zu den wichtigen Sachen, der Musik. Adrian Belew bleibt immer zugänglich, im Gegensatz zu anderen Gitarrenfricklern hat er auch stets den "normalen" Song im Hinterkopf. Das zeigen die für den Abend ausgewählten Stücke, aber besonders die von Belews Album Side One aus dem Jahr 2005 (auf dem unter anderen auch Bassist Les Claypool von Primus vertreten ist). So gibt es nicht nur das tolle Ampersand auf die Ohren, auch Writing on the Wall sorgt für kontrollierte Panik im Saal. Apropos Saal, das Haus ist voll - viele Leute stehen am Rand, da alle Stühle besetzt sind. Davon ausgenommen sind die Sitzplätze in den oberen Rängen, aber hier ist der Sound auch schlechter als unten beim "Fußvolk". Die Band selbst hat sich wie eigentlich bei jedem Konzert des Power Trios aufgestellt: Julie Slick links am Bass und wie immer barfuß (die Bühnen der Welt müssen sehr sauber sein), Adrian in der Mitte, umringt von Boxen. Dazu ein Laptop links und ein Hocker rechts neben ihm. Bei komplizierteren Parts nimmt er hier Platz und spielt auf seinem Signature-Modell der Fly des Herstellers Parker. Noch weiter rechts neben Belew sitzt Schlagzeuger Marco Minnemann. Letzterer spielt übrigens auch ein großartiges Schlagzeugsolo kurz vor Konzertende.

{image}Adrian Belew liebt es, sein Publikum etwas hinters Licht zu führen - kleine Breaks, damit das Lied so wirkt, als sei es beendet und plötzlich geht es doch weiter. Aber auch die aus seltsamen japanischen Werbespots bekannten Geräusche, die Belew mit seiner Gitarre erzeugt, dürfen nicht fehlen. An diesem Abend holt er Wale und Motoren auf die Bühne. Neben all diesen Sachen spielt das Adrian Belew Power Trio dazu natürlich auch eigenes Material, wie beispielsweise den Track e, der sich wie ein ständiges auf und ab wie auf einer Achterbahn anhört und vom gleichnamigen Album stammt. Erschienen im Jahr 2009, zeigt schon die Trackliste, dass hier etwas mehr als normale Musik gemacht wird: a, a2, a3, b, b2, b3, c, d, d2, e, e2. Fantastisch!

Am Ende, nach knapp anderthalb Stunden schwerster Gitarrenarbeit, sind dann alle zufrieden: Das Publikum, Julie Slick und Marco Minnemann und Adrian Belew sowieso. Standing Ovations und laute Jubelschreie verabschieden das Adrian Belew Power Trio, das zu begeistern wusste.

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