Dredg (Live im Schlachthof Wiesbaden 2009)
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Dredg (Live im Schlachthof Wiesbaden 2009) Foto: Achim Casper punkrockpix © regioactive.de

Alternative Freizeitgestaltung: Der Dienstagabend im Schlachthof in Wiesbaden stand ganz im Zeichen musikalischer Experimente, die weder vor Genregrenzen noch der Zweckentfremdung klassischer Instrumente halt machte. Dredg zeigten wieder ausführlich, wie man ein Publikum am besten überraschen kann. Dabei wurden die Indierocker zusätzlich von Judgement Day aus Kalifornien und den aus New Jersey stammenden The Parlor Mob unterstützt. Unser regioactive.de-Team war vor Ort.

{image}Nach einer guten Stunde trat das Trio Judgement Day mitsamt Cello, Violine und Schlagzeug vor die verdutzten Augen der Zuhörerschaft. Die anfängliche Skepsis war jedoch schnell verflogen, als die Kalifornier zeigten, welches Potential in diesen genrefremden Instrumenten steckt – ein Experiment, das schon bei anderen finnischen Cellisten glückte. Den zweiten Akt übernahmen die halbstarken Rocker von The Parlor Mob, die für ihren Sound zwar 30 Jahre zu jung sind, aber ihren Idolen von Led Zeppelin und Co. gekonnt Tribut zollten – mitsamt Mundharmonika und gelegentlichen Bluesexkursionen. Die Schirmherrschaft über die Auswahl der Vorbands lag definitiv bei den für ihre Experimentierfreude bekannten, aus San Francisco stammenden Dredg, deren Stil sich nirgendwo verbindlich einordnen lässt. Dies liegt vor allem an der Offenheit für Inspirationen, die von Gemälden von Salvador Dalí bis hin zu zeitgenössischer Literatur von Salman Rushdie reicht, auf dessen Essay A Letter to the Six Billionth Citizen das aktuelle Album The Pariah, The Parrot, The Delusion basiert.

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Den letzten Akt dieses Abends übernahmen dann auch die Herren von Dredg, die mit dem Introtitel The Pariah die Bühne betraten und dann die Banddiskografie fast gänzlich rückwärts abspielten, wobei das Zweitwerk Leitmotif komplett ausgelassen wurde. Als die drei Herren um Frontmann Gavin Hayes, der neben den Vocals immer mal wieder auf Gitarre und die für Dredg so charakteristische Slide-Guitar zurückgreifte, bei Long Days And Vague Clues ankamen, zeigte sich ihr progressiver Charakter: Die zwei Streicher von Judgement Day betraten die Bühne und begleiteten Dredg den restlichen Abend bei erlesenen Titeln aus dem aktuellen Album.

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Dass die Musik von Dredg keine Massenware ist und sich am besten mit einem Bier in der Hand im Kopf abspielt, wurde durch diesen Auftritt nochmals verdeutlicht. Durch die Bank weg durchlebten die vier ihre tiefgehenden und atmosphärischen Werke in Echtzeit. Sei es Mark Engels, der bei Ode to the Sun förmlich mit der Gitarre verschmolz, oder Bassist Drew Roulette, der bei Bug Eyes und Catch without Arms teilweise kniend spielte, wenn er nicht gerade mit seinem Gesicht das Keybord bediente. Auch die Brüder Anton (Violine) und Lewis Patzner (Cello) von Judgment Day wurden von dieser Stimmung infiziert und verschmolzen mit der Musik. Ein Effekt, der nicht nur auf die psychedelischen Klänge dieses session-artigen Auftritts zurückzuführen ist, sondern vielleicht auch auf die "Tabakwaren", die auf der Bühne die Runde machten.

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Auf eine Zugabe musste nach dem 90-minütigen Gig leider verzichtet werden, da Frontmann Hayes schon während der Anfangstakte von Cartoon Showroom den Roadies half, Drummer Dino Campanellas Schlagzeug abzubauen. Nicht ohne Hintergedanken, denn Campanella brauchte den Platz, um den Abend mit seinem Elektroklavier ausklingen zu lassen.

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