Tahiti 80

Tahiti 80 © The Miltitia Group

Wenn man den Namen "Tahiti" hört, denkt man wahrscheinlich zuerst eher an eine Insel mit Sonne, Strand und Meer, als an eine Band. Tahiti 80 ist aber eine jener französischen Gruppen, die für den in der französischen Popszene typischen lockeren, leichten und entspannten Sound mit englischen Texten steht. Vier Alben sind breits entstanden, im September 2008 der Longplayer "Activity Center" erschienen. Damit tourt Tahiti 80 gerade durch Europa. Am vergangenen Sonntag spielten sie im Lido in Berlin.

{image}Doch wie kommt man dann eigentlich auf den Namen Tahiti 80? So etwas entsteht wohl dann, wenn reiselustige Eltern nach einer langen Zeit wieder nach Hause zurückkehren und ihr mitgebrachtes Souvenir stolz dem eigenen Sohn präsentieren. Das zumindest geschah Xavier Boyer, dessen Vater, als dieser 1980 von einer Tahiti-Reise zurückkam, ein T-Shirt mit der Aufschrift "Tahiti 80" trug. Das begeisterte und inspirierte den Sohnemann wohl so stark, dass 13 Jahre später die von ihm und dem Bassisten Pedro Resende gegründete Band Tahiti 80 danach benannt wurde. Die Idole der beiden Musiker stammen jedoch nicht aus der Region um Tahiti, sondern hauptsächlich aus der Ära der sechziger Jahre. Wie zum Beispiel The Kings, The Beatles oder The Who, aber auch The Rolling Stones. Ein Jahr später komplettieren der Schlagzeuger Sylvain Marchand und Gitarrist Mederic Gontier die Gruppe. Der Sound, den die Band in den folgenden Jahren kreiert, orientiert sich besonders an dem locker-entspannten, melodisch-süßen, mit Soulklängen unterlegten, französischen Pop, dessen Texte dazu, nach Vorbild von anderen französischen Künstler wie zum Beispiel Serge Gainsbourg, auf englisch gesungen werden.

In Berlin müssen sich Tahiti 80 jedoch erstmal das Publikum näher an die Bühne heranholen, denn das hält sich zum Konzertbeginn hauptsächlich an den Bartresen auf. Auch danach besteht noch ein großer Freiraum vor der Bühne, was einige Fans nutzen, um sich hier ausgiebig zu bewegen und zur Musik zu tanzen. Einer scheint dabei jedoch ein wenig zu viel Bier getrunken zu haben und hampelt gegen Ende des Sets immer wieder vor dem Bassisten Pedro Rendese rum, der dadurch leicht genervt nach vorne tritt und das auf der Bühne abgestellte Bier umstößt. Dies ist eine von seltenen Situationen, in denen sich der Bassist in seinem Wohlbefinden auf der Bühne stören lässt. Denn ansonsten wackelt er zu der leicht-fröhlichen, entspannten Musik andauernd mit dem Kopf, singt leise flüsternd Textzeilen vor sich hin, streckt in einigen Passagen wahllos seine Arme in die Höhe und lächelt zufrieden und glücklich in den zu zwei Dritteln gefüllten Raum.

{image}Der Sänger Xavier Boyer muss immer ein wenig schmunzeln, wenn dieser seine ehemaligen Kommilitonen beobachtet. Er selbst kümmert sich mehr um die Kommunikation mit dem Publikum und probiert sich an der deutschen Sprache aus. Zumindest wird man Zeuge davon, wie er den "Schmetterling" ohne Probleme aussprechen kann. Nur beim Wort "gelb" hapert es dann noch ein wenig. So fragt er das Publikum, wie denn eigentlich das Wort "yellow" in der deutschen Sprache bedeuten würde: "Yelb? Achso Gelb!". Später wechseln die beiden Gründungsmitglieder von Tahiti 80 für einen Song kurz die Instrumente. Während der Bassist hierbei dem Schlagzeuger unter die Arme greift, versucht sich der Sänger, der zuvor neben seiner Gitarre auch das Keyboard bedient hat, an der Bassgitarre.

Für die Zugabe gesellt sich zu den vier Musikern dann auch Roadie Jose auf die Bühne, der bei einem der neuen Songs, Dream On, seine Mandolinen-Spielküste unter Beweis stellt. Jose behandelt das Instrument wie eine E-Gitarre und versucht deshalb, mit seiner Mandoline dieselben Poser-Gesten und Verrenkungen zu machen, die man gelegentlich auch bei dem einen oder anderen E-Gitarristen beobachten kann. Schließlich endet das Konzert mit dem vom ersten Album Puzzle stammenden Song Heartbeat. Also frei nach dem Motto: "Back tot he roots!" Oder anders ausgedrückt: Zurück zu den Wurzeln, wo alles mit Tahiti 80 begann. Nämlich als der Vater von Xavier Boyer seinem Sohnemann sein Souvenir zeigte: Ein T-Shirt mit der Aufschrift "Tahiti 80".