Iglu & Hartly

Iglu & Hartly

Iglu & Hartly ist eine neue kalifornische Indieband, deren Sound nach einem Mix aus Rap-, Pop- und Elektromusik klingt. Mit ihrem Debütalbum "& Then Boom" waren sie kurz vor Weihnachten im Lido in Berlin zu Gast. regioactive.de war dabei.

{image}Der Wunsch, Musiker zu werden: Diesen Traum verfolgen wohl viele musikbegeisterte Teenager. Dafür aber gleich sein Studium zu schmeißen, ohne die Garantie zu haben, damit auch Geld zu verdienen – das trauen sich dann doch eher weniger Menschen. Nicht so Jarvis Anderson (Vocals, Keyboard, Produzent), Sam Martin (Keyboards, Vocals) und Simon Katz (Gitarre), die allesamt ihr Studium schmissen, um sich im elektrischen Kreativ-Mekka Echo Park östlich von Hollywood ganz auf die Musik der von ihnen gegründeten und nach einem Schiff benannten Band Iglu & Hartly zu konzentrieren. Auch Drummer Luis Rosiles und Bassgitarrist Michael Bucher lernen sie hier kennen, die sich wenig später der Band anschließen. Ihr erstes primäres Ziel lautet zunächst: Soviele Konzerte zu spielen, wie sie nur können. Denn das verschafft Aufmerksamkeit und birgt die Chance, dass vielleicht gerade ein Journalist oder Musikmanager im Raum anwesend ist. Ein Traum, der im Fall von dieser Band Wirklichkeit wird. Ein Journalist des Magazins "The Insider" entdeckt die Gruppe schließlich und macht sie durch seinen Artikel schnell zu einem Geheimtipp. Wenig später ist dann auch das Label "Mercury Records" an der Gruppe interessiert und produziert mit ihnen das Debütalbum & Then Boom. Mit diesem war Iglu & Hartly kurz vor Weihnachten auch im Club Lido in Berlin zu Gast, der an diesem Abend allerdings nur halb gefüllt war.

Ob das nun allerdings an dem parallel in der Columbiahalle veranstalteten Konzert der deutschen Band Deichkind oder an den kurz bevorstehenden Weihnachts-Festtagen und dem damit verbundenden Stress lag, mag dem Leser überlassen bleiben. Iglu & Hartley ließen sich davon jedenfalls nicht stören. Sie forderten die dennoch gekommenen und anfangs eher zurückhaltenden Zuschauern einzig auf, näher an die Bühne zu treten. Eine anfängliche Zurückhaltung, in der sich das Publikum vielleicht fragte: Ist das nun ein Rap-, Pop- oder  Elektrokonzert, auf dem ich mich gerade befinde? Gar nicht so einfach zu beantworten.

{image}Denn während die Sänger hier mit lässigen Klamotten in HipHop-Manier über die Bühne rappen und mit elektrischen Synthies und den niedrig aufgestellten Keyboards den Beat angeben, wirken die beiden Gitarristen wie kalifornische Sonnyboys von nebenan, die eher Balladen anstimmen würden, als zu rappen. Eine Einordnung in ein bestimmtes Genre ist deshalb schwierig. Die Musik von Iglu & Hartly scheint hier vielmehr ein Mix aus Rap, Pop, Elektronik zu sein. Oder um es mit einem Wort zu beschreiben: Retro-Elektropop mit Rap-Passagen, was nach Ansicht des Autors zwar durchaus Spaß macht und auch ein unbewusstes Kopfnicken auslöst (zum Beispiel in den Songs Believe, Whatever We Like und In This City), aber auf Dauer dennoch etwas eintönig wirkt. Was manche Zuschauer aber anscheinend ganz anders sehen, denn desto länger das Konzert dauert, umso mehr Zuschauer hüpfen zu den Songs mit und umso mehr Applaus bekommt Iglu & Hartly. Was vielleicht auch an den vielen wiederholenden Lobeshymnen des Sängers liegt, der die Zuschauer immer wieder als "awesome" beschreibt. Allerdings darf hier die Frage erlaubt sein: Ist diese Aussage wirklich ehrlich gemeint oder nur gespielt? Denn bis auf den Bassgitarristen, der ständig und scheinbar etwas zwanghaft versucht, ein fröhliches Gesicht aufzusetzen, spiegeln die Gesichter der anderen Bandmitglieder in den kurzen Spielpausen eher Lustlosigkeit wieder.

Diese Lustlosigkeit scheint in den Zugaben komischerweise wie aufgelöst zu sein. Denn jetzt sprüht die Band vor Lust. So springt Sänger Sam Martin plötzlich von der Bühne und rappt inmitten der Zuschauer weiter. Und wenig später wird das Publikum dann sogar dazu aufgefordert, auf die Bühne zu kommen und mit der gesamten Band zu tanzen. Was dieses sich natürlich nicht nehmen lässt und mit Hilfe von einigen Bandmitgliedern die Bühne stürmt. Was allerdings zur Folge hat, dass nur noch ein Viertel des Saals mit Zuschauern gefüllt ist. Dafür aber umso mehr ihr Glück genießen und mit Iglu & Hartly auf der Bühne stehen. Die Band fühlt sich jetzt merkwürdigerweise sichtlich wohler und lädt ihre Fans beim Hinausgehen per Flyer sogar zur Aftershowparty in einen Bus nahe dem Lido ein. Die scheinbare Lustlosigkeit ist wohl wirklich verschwunden. Und damit die Frage nach dem Imitieren von Fröhlichkeit auch. Die Gründe bleiben für den Autor rätselhaft. Aber vielleicht könnte man in der Sprache der Meteorologen sagen: Ein zwischenzeitliches Tief wurde im Verlaufe des Konzertes erfolgreich überwunden.