Girls In Hawaii

Girls In Hawaii

Girls In Hawaii ist eine junge sechsköpfige Band aus dem belgischen Brüssel, die naturverbundene Musik macht. Mit ihrem neuen Album "Plan To Escape" sind sie im Moment auf Tour, und sie besuchten auch das Lido in Berlin. Wir waren an diesem Abend vor Ort.

{image}Girls In Hawaii. Das klingt nach Sonne, Strand, Meer und braungebrannten Frauen. Doch ganz so einfach macht es uns die gleichnamige Band nicht. Denn weder sind die Mitglieder braungebräunt, noch sind sie Frauen. Vielmehr steht der Bandname synonym für eine Leidenschaft: Die Liebe zur Natur. Und da "Girls" allgemein die Natur sehr lieben, und weil Hawaii oft als das reinste Paradies beschrieben wird, war es für die Musiker dann nur der logische Schluss, sich Girls In Hawaii zu nennen. Und irgendwie hört sich das ja auch wirklich besser an als zum Beispiel "Boys From Bruxelles", oder so ähnlich. Girls In Hawaii starten dabei zunächst als Zwei-Mann-Projekt mit dem Sänger Antoine Wielemans und dem Gitarristen Lionel Vancauwenberghe. Doch die Gruppe wächst schnell, und als die Band 2004 ihr Debütalbum From Here To There veröffentlicht und erstmals auf den Titelblättern diverser Musikzeitschriften erscheint, haben sich auch schon die Gitarristen Brice Leonard und Christoph Leonard, der deutschsprachige Bassist Daniel Hoffermann, und Schlagzeuger Denis Wielemans der Gruppe angeschlossen. Kurz darauf startet Girls In Hawaii, von guten Kritiken überhäuft, eine dreijährige Tour durch Europa und Amerika. Wieder in Brüssel angekommen, beginnt Sänger Antoine erstmal als Grafik-Designer zu arbeiten, Gitarrist Daniel widmet sich anderen musikalischen Projekten und Lionel probiert sich an der Fotografie aus. Schnell bricht in den jungen Belgiern dann aber wieder die Lust auf neue Musik aus. Das Ergebnis ist das Album Plan To Escape, das Ende März 2008 in den Plattenläden erscheint. Mit diesem ist die Band wieder auf Tour, vor wenigen Tagen schon zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres in dem Kreuzberger Club Lido in Berlin.

An den Bühnenseiten sind hier jeweils mehrere Bildschirme aufgestellt, die im Verlauf des Abends genau die gleichen Videoclips zeigen werden wie die größere Leinwand im Rücken des Schlagzeugers. Es sind Videoschnipsel, die die Natur in ihrer Reinheit und Wildheit abbilden sollen und Menschen zeigen, die diese Natur voller Glück genießen. Zum Beispiel Menschen, die im Gras liegend vor sich hin philosophieren. Oder mit Kindesaugen über den sandigen Boden von weitläufigen Stränden rennen. Ausdrucksstarke Bilder mit prägenden Gesichter und weitläufigen, prachtvollen Landschaften sind das. Sie entwickeln zusammen mit der oftmals eher ruhigeren Musik eine wohlfühlende Atmosphäre des Innehaltens. Des Genießens. Texte sind da nicht so wichtig.

{image}Aber einer Art von Texten kommt auf Konzerten oft dann doch eine gewisse Bedeutung zu: Der Ansage. Und mit diesen tut sich Sänger Antoine etwas schwer. So hat man den Eindruck, dass er nicht genau weiß, worüber er sich mit dem Publikum unterhalten soll. Er fühlt sich in dieser Rollen scheinbar nicht wohl und überlässt diese deshalb lieber Daniel Hoffermann. Dessen Sätze klingen jedoch auch etwas aneinandergereiht und drücken nicht wirklich etwas aus. Aber müssen sie das? Macht es sie nicht eher sympathisch, dass sie die ganzen Rocker-Gesten nicht beherrschen, und dass sie als erfolgreiche Band immer noch erfrischend natürlich wirken? Zudem wirken die spärlichen Ansagen durchaus charmant und skurril.

Die Songs präsentiert Girls In Hawaii mal ruhig und mal aufreibend. Während Antoine im Wechsel energisch sowohl ins Mikro als auch in einen Telefonhörer singt, sitzt Zweitsänger Lionel an der linken Bühnenseite, ruhig und alleine, mit einer Akustikgitarre auf einem kleinen Hocker. Christophe Leonard fummelt im Hintergrund tatkräftig am Keyboard, und Schlagzeuger Denis Wielemans wiederum hält beim Spielen ständig Blickkontakt mit Lionel. Brice Vancauwenberghe andererseits schlägt, scheinbar versunken in der Musik, mit seinem Kopf um sich und experimentiert mit den Synthies. Bassist Daniel Hofferman versucht sich mit seinem Bass hinter ihm zu verstecken.

{image}Musikalisch präsentieren sie einen Mix aus ihren beiden Alben From Here To There und Plan To Escape. Der schnell vorwärtstreibende Song Grashopper ist hier genauso zu finden wie die Songs Sun Of A Sons, This Farms Will End Up in Fire oder das träumerische Fields Of Gold. Und zur Zugabe gibt es dann noch eine kleine Überraschung. Diese präsentieren Girls In Hawaii nämlich in einer rein akustischen Version. Mit Xylophon, Glockenspiel, Cello und Akkordeon. Und einem Chorstimmen-Einsatz von Denis und Brice. Das ist wohl ein Dank an die Fans, die ihnen die vergangene Stunde unablässig zugejubelt haben. Und natürlich auch ein kleines vorweihnachtliches Geschenk in kalten Adventstagen, in denen man gerne in seinem gut beheizten Zimmer auf dem Sofa sitzen und guter Musik lauschen möchte. Zum Beispiel jetzt gerade. Oder zu einem späteren Zeitpunkt. "Musik genießen!" lautet die Formel. Genießen wie ein Stück Natur.

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