Newcomerfestival VR: Superdisco (Café Central Weinheim, 2009)
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Newcomerfestival VR: Superdisco (Café Central Weinheim, 2009) Foto: René Peschel © regioactive.de

Ein winterliches Unwetter! Spätestens am Ende des Abends war Weinheim dick eingeschneit. Doch auf der Bühne des kochenden Café Central gab es eigentlich etwas Gegenteiliges zu erleben: Ein Gewitter im besten musikalischen Sinne. Vier Bands wollten in dieser dritten von insgesamt vier Vorrunden das Finale des Newcomerfestival Rhein-Neckar 2009 erreichen. Doch nur eine davon konnte das Ticket lösen.

{image}Ins Finale am 10. April in Mannheim spielten sich Superdisco. Dabei hatten sie es gar nicht leicht, denn sie mussten den Abend eröffnen. Und sie machten es dem Publikum und der Jury auch nicht leicht, denn ihr erster Song war an Langeweile und Einfallslosigkeit kaum zu überbieten. Doch offensichtlich wollte sich die Band mittels einer "leichten" Nummer nur mal kurz warmspielen, denn ab dem zweiten Titel schien es, als habe jemand – ganz und gar unbemerkt – vollständig andere Musiker auf die Bühne geschoben, um den Supdisco-Gig zu Ende zu führen. Jetzt ging es plötzlich weiter mit einem gelungenen Set, mit dem sich Superdisco als vielversprechende Indie-Band präsentierte. Sogar PA-technische Probleme überspielten sie locker und souverän mit einer Jam-Einlage. Very british das alles, mit vielen Anklängen an bekannte Acts: Gesanglich gab es Variationen auf Robert Smith in perfekter englischer Aussprache. Musikalisch klangen so vielfältige Einflüsse durch wie unter anderen Maximo Park, Interpol, iLIKETRAiNS und ein Hauch von The Smiths. Dank einem besonderen Mut zum schrägen Akkord auf der Gitarre, einem an U2 geschulten Bass, einfallsreichen Drums und cleveren Keyboard-Melodien, entwickelten Superdisco im Laufe ihres Gigs aber doch ein eigenständiges Bild von sich. Dieser tendenziell auf die 80er und frühen 90er verweisende Sound konnte Publikum und Jury am Ende dann so sehr von sich einnehmen, dass unter dem Strich ein gerechtfertigter Finaleinzug stand. Ein schönes Geburtstagsgeschenk für den Schlagzeuger, der im tiefen Schnee sicher noch lange nach Ende des Konzertes weitergefeiert hat.

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Nach Superdisco betraten Radius of Gyration die Bühne. Hier ging es mehr noisy zu Sache und beim letzten Song mit einem zum Didgeridoo verfremdeten Abflußrohr sogar ein wenig weltmusikalisch. Besonders gut gelingen der Band die Wechsel zwischen ruhigen Strophen und krachigen Bridges und Refrains, auch die Gitarrensoli und heftigsten Power-Parts wissen zu überzeugen. Einzig an Timing, Groove und Gesang dürfte man sich im Proberaum etwas mehr zu schaffen machen.

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Die nächste Band versuchte erst gar nicht aus ihren musikalischen Einflüssen ein Geheimnis zu machen. Warum auch, wenn wunderbar funktioniert, was man zu bieten hat? Derber (früher) Slayer-Sound steht auf dem Programmzettel von Scarces aus Weinheim, und sie haben in ihrer Homebase eine treue Anhängerschaft hinter sich. Völlig zu Recht, denn ihre thrashy Musik spielen sie knallhart – wenn man mal von Take me Away absieht, der einzigen Ballade im Set.

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Den Abend zu einem gelungenen Ende zu führen, diese Aufgabe fiel Diesicknation zu. Sie stachen vom restlichen Programm des Abends vor allem durch ihren gelungenen Einsatz zweier Sänger hervor. Man merkte ihnen aber an, dass es noch etwas an Live-Erfahrung fehlt. Doch wen kann das wundern? Es war erst ihr dritter Gig in der aktuellen Besetzung und man darf gespannt sein, was die Jungs mit dem besten Bandnamen des Konzerts in Zukunft noch vom Stapel lassen.

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