Xiu Xiu

Xiu Xiu

Xiu Xiu um den Sänger Jamie Stewart ist eine Band mit vielfältigem und experimentellem Sound von Antipop bis Postrock, versehen mit einer ordentlichen Portion Dramatik. In Berlin spielten sie auf ihrer derzeitigen Tour im Club Lido einen eigenwilligen, weil wortkargen, aber einen unverwechselbaren Auftritt.

{image}"Xiu Xiu: The Sent-Down Girl", so heißt ein chinesischer Film, nachdem sich die gleichnamige und "Schu-Schu" ausgesprochene Band um Jamie Stewart, Cory Mc Culloch, Yvonne Chen und Lauren Andrews 2000 im kalifornischen San Jose benennt und damit die Gründung von Xiu Xiu einleitet. Der Begriff "Band" allerdings klingt etwas übertrieben, denn in Wahrheit ist Jamie Stewart das einzige beständige Mitglied der Gruppe. So schließt sich auch neben den oben genannten Künstlern die Musikerin Caralee Mc Elroy den musikalischen Projekten der Band an. Das Ziel, das der seit Jahren offen homosexuell lebende Hauptprotagonist Stewart ausruft, lautet hierbei: Jedes Jahr ein neues Album herausbringen! Und seit 2002 sind nun wahrhaftig sieben Alben im Handel erschienen. So veröffentlicht er vom Debütalbum Knife Play im Jahr 2002 ausgehend ein Jahr später A Promise, ein weiteres Jahr später Fabulous Muscles und bis zum Jahr 2008 noch vier weitere Alben, die sich alle textlich um Themen wie Liebe, Hass, Sex, Gewalt, Missbrauch, Selbsthass und dem Scheitern drehen. Harte Kost für den geneigten, lesenden Hörer. Musikalisch kann man das Geschehen allerdings nicht einem bestimmten Genre oder Thema einordnen. Am ehesten kann man die Musik als experimentelle, etwas verstörende Mischung zwischen Postrock, Antipop und Songwriter-Musik beschreiben, die mit einer Portion Dramatik und Verzweiflung versehen ist. So auch an diesem Abend in dem im Berliner Stadtteil Kreuzberg gelegenen Club Lido.

{image}Mit ihm auf der Bühne stehen diesmal Cory McCulloch und Caralee MC Elroy. Umringt sind sie hier von einer Vielzahl von Instrumenten. Neben den klassischen Instrumenten wie Schlagzeug, Gitarren und Keyboards, gehören hierzu auch noch ein Autoharp, eine Querflöte, Glockenspiele sowie Trommelgegenstände, die metallische Töne erzeugen. So hetzt der Schlagzeuger Culloch ständig, auch während eines Songs, vom Schlagzeug hin zum Glockenspiel und den Trommelgegenständen bis ihm der Schweiß vom Gesicht tropft und er nach jedem Song erstmal durchatmen muss. Mc Elroy wiederum bedient ruhig die Tasten von Keyboard und später der Querflöte, und er unterstützt Jamie Stewart bei seinem mit klammer, verzweifelter und unverwechselbarer Stimme sowie mit einem ebenso leidend besorgten Gesichtsausdruck vorgetragenen Gesang. Der trägt diesen hier zusätzlich noch mit einem ganz leisen, fast flüsternden Ton vor, um kurze Zeit später im nächsten Song mit seiner typischen, hohen Stimme mit lauter werdenden Gitarren aus der ruhenden Phase in Erregung auszubrechen. Ein Wechsel der Gefühle, die auch für die Vielfältigkeit der zwischen verschiedenen Stilen umherwandernden Musik von Xiu Xiu spricht.

{image}Allerdings gibt sich der Sänger Jamie Stewart dafür, wie auch die Vorband Volcano zuvor, beim Publikum ziemlich wortkarg. Während Volcano nach jedem zweiten Song, wie beim Countdown eines Spaceshuttles und nicht für seine Motivation sprechend, lediglich die noch zu spielenden Songs herunter zählt, um darauf schnell die Bühne wieder zu verlassen, bedankt sich Xiu Xiu zwar mehrmals immer wieder bei den Zuschauern, nimmt aber mit dem Publikum kaum Augenkontakt auf. Soll man das als schüchtern deuten oder zeigt er hier Desinteresse an seinem Publikum? Das kann jeder Zuschauer selbst für sich entscheiden. Dem Publikum scheint es dennoch zu gefallen. Sie sind nun mal für die experimentelle und vielfältige Musik, und nicht für irgendwelche Ansagen oder  Blicke gekommen. Ein bisschen mehr Augenkontakt hätte es dennoch geben können, denn das macht ein Konzert dann doch etwas persönlicher.

Alles zum Thema:

xiu xiu