Zola Jesus

Zola Jesus © Indra Dunis

Zola Jesus ist ein Projekt der jungen, aus Brooklyn stammenden Nika Roza Danilova. Vor kurzem erschien ihr neues Album "Stridulum II". Dort fabriziert sie düsteren Elektropop, bei dem vor allem ihre kräftige Stimme herausragt. Unser Redakteur Daniel Voigt traf die Musikerin in Berlin und sprach mit ihr unter anderem über ihr aktuelles Album, ihre Leidenschaft für Opern, ihr Nebenprojekt Former Ghosts und über Tagträume.

{image}regioactive.de: Eigentlich heißt du Nika Roza, nennst dich aber als Band Zola Jesus. Warum benutzt du dieses Synonym?
Nika: Ich bin eine Person, der eine eigene, intime Privatsphäre sehr wichtig ist. Deswegen wollte ich als Musikerin unter einem anderen Namen auftreten.
Dein Album heißt Stridulum II. Was soll der Titel ausdrücken?
Nika: Der Name geht auf einen Film zurück, der 1979 rauskam. Es ist ein italienischer Science-Fiction-Horror-Film, den ich sehr mag. Ich wollte ihn durch meinen Albumtitel ehren.

{image}Wie kamst du zu deiner Musik?

Nika: Wenn ich Musik mache, geht das für mich immer mit einem innerlichen Kampf einher, die Töne und Melodien, die man erschafft, aus meinem Kopf herauszubekommen und in die Öffentlichkeit herauszutragen. Was immer dabei herauskommt, ist das, was ich versuche und schlussendlich geschafft habe, in Töne und Sounds umzuwandeln.

Deine Musik wird oft als melancholischer Elektropop beschrieben. Aber wie würdest du deine Musik in eigenen Worten beschreiben?

Nika: Ehrlich und aggressiv.

Und von welchen Bands bist du beeinflusst worden?

Nika: Ich bin von moderner Klassik, Industrial, Noise und New Wave beeinflusst worden.

Ich habe gelesen, dass du Opern sehr gerne magst. Wie kam es zu dieser Leidenschaft?

Nika: Ich liebe es zu singen und als ich noch jung war, wollte ich Operngesang studieren. Ich weiß nicht, wo und wie diese Leidenschaft aufkam, aber die Oper zog mich schon immer an.

Wie stehst du im Gegensatz dazu zu Theaterinszenierungen?

Nika: Theater mag ich eigentlich nicht so gern, weil es mir immer sehr schwer fällt, jemand anderer zu sein. Und das tut man eben als Schauspieler. Opern empfinde ich als emotionaler und der Operngesang erzeugt in mir ein Gefühl von Leidenschaft, während Theater für mich nur bedeutet, Schauspieler zu beobachten, die versuchen, eine andere Person zu spielen und zu imitieren.

Wie eben schon besprochen ist deine Musik sehr melancholisch. Wie würdest du Melancholie beschreiben und was bedeutet sie für dich?

{image}Nika: Melancholie ist für mich ein Gefühl, die Realität zu akzeptieren wie sie wirklich ist und eine Entschuldigung dafür zu finden. Ich versuche damit die düstersten Momente der Welt zu akzeptieren.

Wie verlief der Aufnahmeprozess zu deinem Album? Hast du viel mit den Synthesizern und dem Drumcomputer experimentiert?

Nika: Ich habe viele Sachen gemacht. Erst habe ich den Song geschrieben und wenn ich dann einen interessanten Sound gefunden habe, habe ich den Song von dieser Basis her aufgebaut. Aber eigentlich läuft dieser Prozess immer anders ab.

Ein Song von dir heißt Night. Was bedeutet der Begriff für dich?

Nika: Der Song handelt von dem Gefühl, wenn du mitten in der Nacht um 2 Uhr früh irgendwo auf einer Straße stehst und alle schlafen, du aber noch hellwach bist. Einerseits fühlt man sich in einer solchen Situation frei, auf der anderen Seite aber auch sehr alleine. Du fühlst die Dunkelheit und wie sie dich umgibt. Man hat Angst vor dem, was um einen herum passiert. Wobei man dieses Gefühl des Alleinseins natürlich auch am Tag oder in einer Gruppe haben kannst.

Du bist zusätzlich auch Mitglied in der Band Former Ghosts. Das ist eine Kollaboration zwischen dir, dem Xiu-Xiu-Sänger Jamie Stewart und Freddy Ruppert. Wie kam es dazu?

Nika: Former Ghosts ist Freddy Ruppert. Er wollte mit verschiedenen Personen zusammenarbeiten, um dadurch vielleicht verschiedene neue Seiten seines Charakters und seiner Persönlichkeit kennenzulernen und in die Musik mit einzubringen. Und so fragte er mich, ob ich ein paar Songs singen möchte und fragte Jamie ebenfalls, ob er ein paar Songs beisteuern könnte. Ich war eine der Ersten, die mit ihm arbeiteten. Und ich muss sagen, ich liebe es mit ihm zu arbeiten. Er ist einer der nettesten Typen, die ich kenne.

Wenn du jetzt einen Traum hättest: Worüber würde dieser gehen?

{image}Nika: Mein Traum würde sich wahrscheinlich mit den unterschiedlichen Arten des Sterbens beschäftigen. Oder um es anders auszudrücken: Mit der Vielzahl an Möglichkeiten, wie man sterben kann. Es würde z.B. darum gehen, auf welche Weise man umgebracht werden kann, wenn man eine Straße überquert oder über mein Gegenüber und in welchen unterschiedlichen Arten er mich umbringen könnte.

Viele Musiker haben oft Probleme, sich alleine mit der Musik zu finanzieren. Was sind da deine Erfahrungen und wie kann man junge Bands heutzutage besser unterstützen und promoten?

Nika: Ich glaube, das hängt viel von der Ausdauer und dem Durchsetzungsvermögen der Bands ab. Wenn du es willst, dann musst du wirklich für die Verwirklichung deines Traums kämpfen. Aber dir muss dann auch klar sein, dass es ein langer und kräftezehrender Weg ist, den man beschreitet, wenn man nach ganz oben will.

Vielen Dank für dieses Interview!

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