José Gonzáles (live im BASF-Feierabendhaus Ludwigshafen, 2008)
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José Gonzáles (live im BASF-Feierabendhaus Ludwigshafen, 2008) Foto: Simone Cihlar © regioactive.de

Mit seinem Erfolgsalbum "Veneer" katapultierte er sich auf Anhieb an die Spitze der Neo-Folk-Bewegung. José Gonzáles, der von Kritikern und Fans hochgelobte Schwede, ist jetzt mit seinem langersehnten zweiten Album "In our Nature" auf Europatournee. Angefangen hat er in schwedischen Punkbands. Nun führte er die Menschen im BASF-Feierabendhaus in die weite Welt des Neo-Folks ein.

Den Anfang machte an diesem Abend Joel Thibodeau, Musiker und Sänger bei der New Yorker Neo-Folk-Band Death Vessel. Mit viel Gefühl, holprigen Rhythmuswechseln und überraschend hoher Stimme bereitete der Deutsch-Amerikaner die Zuschauer auf einen folklore-reichen Abend vor. Leider konnte der Mann mit den langen Haaren und der hellen Stimme das Publikum nicht ganz für sich gewinnen, was zum Teil an Problemen mit seiner Gitarre lag, die er mehrmals am Abend stimmen musste.

Um 22 Uhr war es dann soweit: José González, der schon mit dem "Winner of the European Border Breaker Award" ausgezeichnet wurde, nahm auf der Bühne Platz und eröffnete das Konzert mit dem Song Deadweight on Velveteen, der bereits auf seinem 2003 veröffentlichtem Debüt-Album Veneer vertreten war. Die Menschen im Saal waren ab den ersten Akkorden von ihm gefesselt und es waren einige Zuschauer zu beobachten, die ihre Augen schlossen, sich in die gemütlichen Kinosessel zurücklehnten und einfach nur genossen, was ihnen an diesem Abend in Ludwigshafen serviert wurde.

Handgemachte Musik, nur mit Gitarre und Gesang, und so einfach diese Musik des Songwriters auch scheint, so einmalig schön, berührend, und fesselnd ist sie zugleich.

Man hatte den Eindruck, als würde seine reife und schwermütige Stimme mit dem Klang der Gitarre verschmelzen und dabei eine Symbiose eingehen, bei der alles perfekt zu harmonisieren scheint. Nichts war zu viel, nichts fehlte, und das obwohl  – oder gerade weil – es sich hierbei nur um einen Mann mit einer ganz normalen Gitarre handelte. Aber genau diese in unserer heutigen Zeit oft vermisste Einfachheit und Natürlichkeit, machen den talentierten Skandinavier zu einem Geheimtipp. Señor González beherrscht das Spiel mit der Gitarre wie die Queen das Winken und er brachte das Publikum durch seinen berührenden Sound zum Träumen. Es schien, als würde ein Hauch von melancholischem Zauber in der Luft liegen, denn kaum einer im Saal traute sich auch nur einen Mucks zu machen und diese Magie dadurch zu zerstören.

Dieses Gefühl der Anspannung resultierte aber nicht allein durch seine so zerbrechlich und rein wirkende Musik, sondern auch durch das Ambiente. Denn der Konzertsaal im Feierabendhaus ist durch seine mächtigen Kronleuchter, den Goldbordüren und den gemütlichen Sesseln ein eher ungewöhnlicher Veranstaltungsort. Nichtsdestotrotz hätte keine andere Location besser zu José gepasst. Eine edle Atmosphäre für eine fast noch edlere Musik. Und wenn man dann noch über die Tatsache hinwegsah, dass Essen und Trinken im Konzertsaal verboten waren, ließ das Feierabendhaus an Nichts zu wünschen übrig. Die Soundqualität war hervorragend und hätte selbst im Tonstudio nicht besser abgemischt werden können, auch die Scheinwerfer rückten José González ins richtige Licht.

Mit im Gepäck hatte der smarte Songwriter auch die Halbjapanerin Yukimi Nagano und den Drummer Erik Bodin, die sich bereits durch ihre schwedische Band Little Dragon einen Namen machten. Beide unterstützen José während seiner Darbietung durch einige rhythmische Hilfestellungen mittels einiger Instrumente wie der Percussion, oder melodische Zusätze wie durch Melodica und den leisen, aber zauberhaften Gesang von Josés Freundin Yukumi.

Kurz nach 23 Uhr wurde diese Harmonie durch das Aufleuchten der Kronleuchter vernichtet und José González verabschiedete sich mit zwei kleinen Zugaben von seinem Publikum. Dieses war völlig begeistert und bedankte sich bei dem hübschen Songwriter mit lautem Klatschen, Jubel und Standing Ovations. Die Musik von Gonzáles war und ist wirklich die pure Erholung für die sonst durch Handyklingeltöne und Chartmusik so sehr beanspruchten Ohren.

Setlist

Eadweight on Velveteen – Storm – Fold – All you deliver – Stay in your Shade – In our nature – How low – The nest – Lovestain – Remain – Crosses – Suggestions – Heartbeats – Broken Arrows – Cycle Trivialities – (Tear Drop)

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