SIT DOWN AND SING 4

SIT DOWN AND SING 4

Die Konzertreihe "Sit Down And Sing" basiert auf einem einfachen Konzept: Sie führt drei verschiedene Singer-Songwriter zusammen, die an einem Abend drei kurze Sets spielen. Die Musiker begleiten sich bei "SDAS" mit ihren akustischen und elektrischen Gitarren sowie am Keyboard vorwiegend selbst.

{image}Diese Konzertreihe machte auf ihrer mittlerweile vierten Runde (zuvor fand sie u.a. schon mit Christian Kjellvander, Kristofer Aström, Dirk Darmstaedter und Norman Blake/Teenage Fanclub statt) am vergangenen Donnerstag in Ludwigshafen Station. Leider war der Zuspruch äußert dürftig: nur etwa zwei Dutzend Zuschauer hatten den Weg in das Kulturzentrum dasHaus gefunden. Die anwesenden Zuschauer erhielten in diesem intimen Setting jedoch die Gelegenheit, den Musikern besonders nahe zu sein.

Die Musik mancher Künstler scheint ein detailgenaues Spiegelbild ihrer Persönlichkeit zu sein. Sie wirkt genau so, wie die Musiker bei oberflächlicher Betrachtung als Menschen wirken.

{image}Josh Ottum ist ein solcher Künstler: Auf der Bühne gibt sich der aus Seattle stammende Musiker freundlich, ruhig und sanftmütig, und so nimmt der Zuhörer auch seine Musik wahr. Seine kleinen Alltagsskizzen in Liedform enthalten keine Überraschungsmomente, nichts Unerwartetes. Selbst wenn er von der Qual der Liebe singt, bleibt er doch berechenbar und auf sympathische Weise harmlos. Einen besonders tiefen Eindruck kann sein Auftritt dadurch jedoch nicht hinterlassen, im Gegenteil: nach einem kurzen, flüchtigen Moment wird man sich kaum noch an ihn erinnern.

{image}Rosie Thomas dagegen ist eine Künstlerin, die ihren Reiz aus einem faszinierenden Kontrast bezieht. Wenn sie in ihrer hohen, kieksenden Stimme spricht, dann glaubt man, ein junges, etwas albernes Mädchen vor sich zu haben. Wenn sie jedoch singt, dann erfüllt ihre ausdrucksstarke, angenehm warme Stimme den Raum. Im Gegensatz zu ihrem sonnigen Auftreten sind ihre Lieder von einer tiefen Melancholie gekennzeichnet, was ihr wiederum eine Gravität und Ernsthaftigkeit verleiht, die man ihr anfangs nicht zugetraut hätte. Ihr Auftritt ist fraglos der harmonischste und unterhaltsamste, wozu beiträgt, dass sie das Publikum geschickt mit kleinen Ungeschicklichkeiten, lustigen Bemerkungen und amüsanten Geschichten unterhält.

{image}Nicolai Dunger ist hingegen kein kommunikativer Künstler. In sich versunken sitzt er auf seinem Stuhl, spielt Gitarre und singt mit intensiver und teilweise sehr lauter Stimme, die an einen klagenden Van Morrison erinnert. Wer sich mit dem Gesang des schwedischen Singer/Songwriters anfreunden kann, der kann im emotionalen, dynamisch variablen Vortrag Dungers versinken. Seine Musik, die auf seinen Studioalben häufig (aber nicht immer) aufwändiger instrumentiert ist, funktioniert auch in Kontext eines Solokonzertes, ja ihr emotionaler Gehalt tritt sogar noch stärker hervor. Das anfangs etwas zurückhaltende Publikum applaudiert im Verlauf des Konzerts immer stärker, woraufhin sich Dunger zunehmend offener gibt. Zu den Höhepunkten gehört ein Lied, das er in seiner schwedischen Muttersprache singt und der Abschluss seines Auftritts, zu dem er Josh Ottum und Rosie Thomas als Begleitung auf die Bühne bittet.

Als Zugabe kehrt Nicolai Dunger unter dem Applaus des Publikums noch einmal auf die Bühne zurück und setzt mit einer gefühlvollen Darbietung von I’d Rather Die (von seinem Meisterwerk Soul Rush) einen wunderbaren Schlusspunkt unter einen gelungenen Konzertabend. Bedauerlich, dass nicht mehr Gäste die Möglichkeit genutzt haben, dabei zu sein.