The National Bank

The National Bank © Pressefotos: www.thenationalbank.no

The National Bank ist ein Projekt des norwegischen Songwriters Thomas Dybdahl. Kürzlich erwarben sie in Norwegen den Grammy für das beste Popalbum des Jahres 2007. Man konnte also an diesem Konzertabend einiges erwarten. Doch das Konzert im Berliner Lido verlief dabei eher in Monotonie und Eintönigkeit.

{image}The National Bank – der Name klingt beim ersten Hören wie etwas aus der Wirtschaft, jedoch nicht aus dem Musikbereich. Doch genau dies ist hier der Fall. The National Bank sind ein musikalisches Projekt von 5 Norwegern, die aus ganz unterschiedlichen Musikgenres stammen und dabei noch viele anderweitige Projekte betreiben. Bekanntestes Mitglied der Band ist Sänger Thomas Dybdahl, Songwriter und Sänger der Band Quadraphonics. Während dieser seine Zelte im Popbusiness aufgeschlagen hat und Bassist Nikolai Eilertson aus dem Rock kommt, stammen die restlichen 3 Mitglieder des Quintetts allesamt aus dem Jazz, besser gesagt bilden sie normalerweise einen Teil des Jazzrock-Ensembles Jaga Jazzist. Der Popeinfluss durch Dybdahl sowie die Experimentierfreudigkeit von Jazzmusikern ist es auch, was die Musik dieser Band auszeichnet. Man kann den Sound also auch als Jazzpop bezeichnen, der von Musikkennern mit Bands wie Cream verglichen wird, hier nur eben in Jazz ummantelt.

Sie wollen dabei eine "stilistisch offene, aber die Massen ansprechende Musik […] kreieren" und bezeichnen den Sound dabei als "Musik für Donnerstage". In diesen beiden Punkten liegt aber auch gleichzeitig das Problem dieser Band. Bei letzterem fragt man sich: Was soll "Musik für Donnerstage" sein? Kann man Musik wirklich so eingrenzen? Und beim ersten Punkt erkennt man das Problem spätestens, wenn man ein Konzert von ihnen besucht hat. An diesem Abend war dies im Berliner Lido der Fall.

{image}Zwar wirkt die ganze Show sehr professionell, sehr intim. Eine kleine Lightshow begleitet den Auftritt und der Bühnenbereich wird mit dicken Rauchschwaden als Showeffekt umhüllt. Dennoch kann man aber auch den Rauch als Symbol für das folgende Konzert bezeichnet. Die Musik ist anfangs zwar sehr ansprechend, es wird improvisiert, teilweise groovt es auch und hier und da mal wird ein Schlagzeug-Solo hingelegt, aber auf der Dauer wirkt es trotzdem etwas eintönig. Alle Songs  des Albums Come on over to the other side klingen an diesem Abend praktisch wie ein Einheitsbrei aus einem nicht veränderbaren Sound und auf die Dauer scheint dabei auch keine Abwechslung in Sicht zu sein. Immer wieder ertönen die gleichen, nur wenig variierten Arrangements und auch die Rhythmik versinkt dabei in Monotonie. Wie der Rauch in der Luft sich auf die Dauer verteilt und nur noch verschwommen wahrgenommen wird, so verschwimmt auch diese Musik zu einem eintönigen Sound, der den Autor eher in Lethargie als in Begeisterung versetzt.

Es scheint, als hätte die Band ihren Massenanspruch zu ernst genommen. Denn wollen sie immer gleich klingen, nur verändert durch andere Lyrics? Wollen sie massentauglich wie James Blunt werden? Oder wollen sie doch lieber einen eher unkonventionellen, interessanteren Sound kreieren, der auch mal Überraschungen bereit hält?

{image}Über diese Fragen machen sich die geneigten Fans in dem spärlich gefüllten Lido in Berlin eher keine Gedanken. Müssen sie auch nicht, denn sie sind ja als Fans dieses Sounds an diesem Abend gekommen. So bejubeln sie die Band, beklatschen sie und feiern sie, sodass die Band es sich nicht nehmen lässt, gleich noch zwei Zugabeblöcke an ihr eigentlich geplantes Hauptset hinzuzufügen. Dennoch sollte sich aber die Band fragen, auch was die Live-Auftritte angeht, ob sie sich nicht von vielseitigeren Arrangements inspirieren lassen wollen. Die Band meint, dieses Projekt würden alle Mitglieder nur "aus Spaß und aus Liebe zur Musik" machen. Dann aber sollten sie diese Liebe auch zeigen und die Musik in ihrer ganzen Vielfalt präsentieren. Oder schlussendlich doch wieder zu ihren guten Einzelprojekten zurückkehren. Aber vielleicht wollen sie ja auch im Softpop a la James Blunt verschwinden. Wünschenswert wäre das nicht, denn in ihnen stecken zweifellos große Talente, was man wiederum an ihren Einzelprojekten erkennen kann.