The National (live in Hamburg, 2010)

The National (live in Hamburg, 2010) © Julian Reinecke

The National sind unterwegs, präsentieren ihr aktuelles Album "High Violet", mit dem ihnen hierzulande der Durchbruch gelungen ist. Die kleinen Clubs genügen nun nicht mehr, selbst die Hugenottenhalle in Neu-Isenburg ist richtig gut gefüllt. Der Durchbruch war ihnen zu gönnen. Seit mehreren Alben schon hauen The National einen guten Song, eine große Melodie nach der anderen heraus.

{image}Nun müssten wir uns wiederholen, wollten wir die Highlights des Konzertes in Neu-Isenburg erwähnen. Erst vor wenigen Tagen berichteten wir von The Nationals ebenfalls großartigen Auftritt beim Weekender-Festival, und die dort gewonnenen Eindrücke sollten sich in der Hugenottenhalle nur weiter verfestigen. Mitreißend bis bewegend bringen sie ihre durchdacht arrangierten Lieder, live durch Trompete und Posaune unterstützt, auf die Bühne. Von Matt Berningers sonorer Stimme geprägt sind sie alle, und wenn dieser Ausnahme-Sänger auch noch zu Schreien ansetzt, dann ist es um das Publikum geschehen. Sind die mittlerweile bespielten Hallen zu groß für The National? Fehlt hier die Intimität, die das manchmal zerbrechlich wirkende Gesamtwerk vonnöten hat? Keineswegs. Das beweist die Band auch bei diesem Auftritt mit Vanderlyle Crybaby Geeks, das sie als letzte Zugabe rein akustisch spielen, nah aufgerückt an den Bühnenrand. Das Publikum singt mit, ist längst gefesselt vom Sound der Amerikaner, auch wenn dieser bei den ersten beiden Songs des Sets noch etwas unausgewogen abgemischt war. Mittlerweile ist das über eine komplette Spielfilmlänge her und mehr als vergessen. Zu gut war dieser Auftritt. Zu berührend die Lieder. Zu heftig die Kraft, die The National bei ihren wuchtigeren Arrangements entwickeln.

{image}Mit The National hat eine Band den Durchbruch geschafft, die seit vielen Jahren beharrlich und vor allem musikalisch daran gearbeitet hat, dass es überhaupt soweit kommen konnte. Das symbolisiert sich nicht zuletzt auch in den Eintrittskarten zum Konzert, bei denen man im ersten Moment seinen Augen kaum zu trauen wagt: "Echte" Karten, mit Schriftzug und Cover, auf wertigem Papier. Danke, Target Concerts und Batschkapp, die die Tourleitung bzw. örtliche Durchführung dieses Konzerts für The National übernommen haben. Es ist ein kleines Detail, vielleicht auch ein absurder Gedanke. Doch unweigerlich fragt man sich, ob sich die Krise der Musikindustrie nicht doch auch in einem solchen Detail zeigt: Wegwerfkarten gibt's für die meisten Gigs. Ähnlich bewahrenswert, wie ein Ticket, das man sich am lokalen S-Bahnhof-Automaten gezogen hat. Symbolisch für die gängige Arbeit mit den Künstlern, für den Künstleraufbau – Wegwerf-Alben für die Sättigung des einmaligen Mainstream-Hypes, der sich meist nach nicht viel mehr als sechs Wochen erledigt hat, sind das Resultat. Das Ticket für The Nationals Konzert bewahren sicherlich viele der Gäste, die am 18. November in Neu-Isenburg dabei waren. Direkt neben den Plakaten wahrscheinlich, die zuhauf über Merch-Theke gingen, für 20€ zwar nicht billig, aber individuell dank darauf festgehaltener Tourstation, und wertig dank Siebdruck.

The National is here to stay. Und beim nächsten Mal gibt's sicher auch den halben Chorus zurück, den Berninger dem Publikum bei seinem einzigen Lapsus an diesem Abend vorenthalten hat. Wobei die ausufernde Enstschuldigung an Fans, die eigene Band, Tourleitung, Roadies und Co. sicherlich sowieso von allen ganz rasch angenommen wurde.

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