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Tom Petty in typischer Pose. © Achim Casper

Das finale Konzert seiner Europatour führte Tom Petty & The Heartbreakers in die SAP Arena nach Mannheim, wo sie von 9000 Zuschauern frenetisch bejubelt wurden. Kein Wunder, bot die Band doch eine ebenso lebendige wie leidenschaftliche Performance, in deren Mittelpunkt ganz die Musik stand. Auf einfältige Rockposen und aufwändige Inszenierungen legen Tom Petty & The Heartbreakers keinen Wert, bei ihnen triumphieren Schlichtheit und Effizienz.

Tom Petty & The Heartbreakers sind eine Band. So zentral die Rolle von Tom Petty als Sänger und Songwriter auch sein mag, für den Gesamtsound spielen die übrigen Mitglieder eine nicht weniger wichtige Rolle. Und was für ein Sound das ist: kraftvoll und klar erklingt die Band bis in die obersten Ränge der SAP-Arena. Im Innenraum springen die Hardcore-Fans mit dem ersten Ton auf und setzen sich nicht wieder. Auf den Seiten ist die Begeisterung kaum geringer: euphorischer Jubel brandet nach dem Ende eines jeden Liedes auf.

Umso erstaunlicher ist, wie zurückhaltend Tom Petty & The Heartbreakers auf der Bühne agieren. Mike Campbell ist ein meisterlicher Gitarrist, aber seine Posen beschränkt er auf ein Minimum. Manchmal steht er fast zurückhaltend neben dem Schlagzeug, während er ein unglaubliches Gitarrensolo spielt.

Benmont Tench verschwindet fast hinter einer riesigen Masse an Keyboards, Ron Blair spielt so solide, dass man ihn fast übersieht und Gitarrist Scott Thurston fällt nur auf, wenn er Backing Vocals beisteuert und in Handle With Care den Part von Roy Orbison übernimmt. Schlagzeuger Steve Ferrone bildet irgendwie den Mittelpunkt des ganzen Geschehens, ist Kraftzentrum und Ruhepol in einem. Vorne steht Petty, der die Arme ausbreitet als wolle er in die Begeisterung der Zuschauer eintauchen: "Thank you very much", sagt er immer wieder – mit Betonung auf jeder Silbe.

FOTOGALERIE: Tom Petty live in Mannheim

Es ist diese Bescheidenheit, die Tom Petty & The Heartbreakers so sympathisch macht. Irgendwie haben sie sich nicht verderben lassen von den Verlockungen des Popgeschäfts. Seit 37 Jahren spielen Petty, Campbell und Tench zusammen und selbst "Neuzugang" Ferrone ist schon fast 20 Jahre dabei. Dass es ihnen dennoch gelungen ist, nicht in Routine und Bequemlichkeit zu erstarren, ist eine weitere große Leistung. An Leidenschaft und Ausdrucksstärke lässt ihr Auftritt jedenfalls nichts zu wünschen übrig. Man würde gerne ihr Geheimnis kennen.

Da macht es keinen Unterschied, dass die Setlist nur wenige Überraschungen bietet. Am meisten bejubelt werden, wenig überraschend, die Songs von Full Moon Fever und Into The Great Wide Open, Pettys hierzulande erfolgreichster Phase. Free Fallin' mit seinem euphorischen Harmoniegesang passt wunderbar zur euphorischen Stimmung der Zuschauer und Runnin' Down A Dream liefert aufgrund seiner Dringlichkeit den perfekten Abschluss des regulären Sets. Überhaupt gelingt der Dreiklang aus I Should Have Know It (mit einem sensationellen Campbell-Solo), Refugee und Dream brennend intensiv. Ein weiteres Highlight ist das energetische Cover des Fleetwood Mac-Songs Oh Well, der aus der Blues-Rock-Frühzeit stammt, als Peter Green die Band führte.

Wenn man etwas kritisieren will, dann muss man schon ziemlich in den Krümeln suchen: Das nach Pettys eigener Aussage selten gespielte Something Big liefert gute Gründe dafür, warum es lange Zeit vergessen war. Aber für ein schwächeres Stück gibt es drei andere, die es vergessen machen: It's Good To Be King mit einem wunderbaren, epischen Jam und vor allem natürlich die Zugaben, als es wirklich niemanden mehr auf den Sitzen hält. Natürlich muss Petty das Konzert mit American Girl, seinem ersten Hit, beenden, aber davor spielt er ein angeblich neues Lied, Two Men Talking, das mehr als zehn Minuten feinsten Gitarrenrock bietet.

Nach mehr als zwei Stunden verbeugen sich Tom Petty & The Heartbreakers ein letztes Mal vor den Zuschauern. Mit seinen Abschiedsworten verspricht er, wiederzukommen, aber wann, das steht in den Sternen. Man kann nur hoffen, dass es nicht wieder 25 Jahre dauert, bis diese herausragende Band nach Europa kommt.

Setlist

Listen to Her Heart | You Wreck Me | I Won't Back Down | Here Comes My Girl | Handle with Care | Good Enough | Oh Well | Something Big | Don't Come Around Here No More | Free Fallin' | It's Good To Be King | Carol | Learning to Fly | Yer So Bad | I Should Have Known It | Refugee | Runnin' Down a Dream

Zugabe: Mary Jane's Last Dance | Two Men Talking | American Girl