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Guns n' Roses (live in Frankfurt, 2023) © Guilherme Neto

Shows von Guns N' Roses sind und bleiben auch sieben Jahre nach der Reunion mit Slash und Duff McKagan ein ganz besonderes Ereignis. Das gilt ebenso für ihren Auftritt im Frankfurter Deutsche Bank Park – wäre da nicht ein klitzekleiner Schönheitsfehler.

Nicht völlig zu Unrecht zählen Guns N' Roses zu den riesigsten Rockstars des Planeten. Kaum eine Band steht so sinnbildlich für den Sex & Drugs & Rock'n'Roll-Lifestyle wie die überlebensgroße Formation aus Los Angeles. Seitdem sich Sänger Axl Rose, Leadgitarrist Slash und Duff McKagan nach zwei Jahrzehnten Streitigkeiten anno 2016 wieder zusammengerauft haben, gehören die Gunners einmal mehr zu den Konzerterlebnissen, die sich der geneigte Rockfan nicht entgehen lassen sollte.

Im Frankfurter Waldstadion, inzwischen als Deutsche Bank Park bekannt, ist davon allerdings zunächst wenig zu bemerken. Nur langsam füllt sich das Rund der Arena. Vielleicht ist dies auch dem ein wenig nach vorne verlegten Beginn des Abends geschuldet. Wer jedoch früh genug vor Ort ist, kann sich mit dem Set der Vorband The Pretenders rund um Sängerin Chrissie Hynde und einige ihrer größten Hits wie "I’ll Stand By You" auf den eigentlichen musikalischen Höhepunkt einstimmen.

Es kann so einfach sein…

Als sich die Gunners schließlich auf der Bühne des Deutsche Bank Parks einfinden, hat sich das Waldstadion dann doch merklich gefüllt. Axl, Slash, Duff und ihre Mitstreiter Dizzy Reed an Keyboards und Percussion, Richard Fortus an der Gitarre, Frank Ferrer am Schlagzeug sowie Melissa Reese an Keyboards, Hintergrundgesang und Percussion verschwenden auch keine Sekunde, um das Publikum mit viel Energie in ihren Bann zu ziehen. "It’s So Easy" ist nicht nur als Opener Programm.

Generell geben sich Guns N‘ Roses an diesem Abend in Frankfurt recht volksnah. Immer wieder lassen sich Axl, Slash, Duff und auch der inzwischen langjährige zweite Gitarrist Fortus an den vorderen Enden der überdimensionalen Bühne blicken, um mit den Zuschauern zu interagieren. Wie bereits bei ihrem epischen Auftritt auf dem Mannheimer Maimarktgelände 2018 präsentieren sich die einstigen Skandalnudeln aus Kalifornien fanfreundlich und beinahe handzahm.

Weniger zerstörerisch, aber weiterhin hungrig

Die Setlist haben Guns N‘ Roses im Vergleich zu ihren vergangenen Konzerten hierzulande allerdings ein wenig durchgewürfelt, wobei das Debütalbum "Appetite For Destruction" weiterhin im Fokus steht. Frisch hinzugekommen sind aber Nummern wie "Hard Skool" und "Absurd", die die Band seitdem als Teaser für ein wohl weiterhin zur Debatte stehendes neues Album veröffentlicht hat. Auch alte Stücke wie "Bad Obsession" und "Reckless Life" haben sie für die aktuellen Shows entstaubt.

Zu den Highlights bei ihrem Auftritt in Frankfurt zählen natürlich Klassiker wie "Welcome To The Jungle", "You Could Be Mine", "Civil War", "November Rain", "Patience", "Paradise City" und eine herausragende Version des Bob Dylan-Covers "Knockin‘ On Heaven’s Door". Ein wenig blutleer wirkt an diesem Abend hingegen das eigentlich überragende "Estranged", das im Waldstadion nicht so recht zünden mag. Bei einer fast dreistündigen Performance sind solche kleineren Ausfälle allerdings zu verschmerzen.

Instrumental stimmig

Schmerzhafter ist dafür die Gesangsleistung von Frontmann Axl Rose, die bereits bei dem Mannheimer Auftritt ein halbes Jahrzehnt zuvor zu bemängeln war. Auch im Deutsche Bank Park wirken speziell die hohen Passagen mitunter stark gequält, während er bei den ruhigeren Passagen durchaus überzeugen kann. Zu seiner Ehrenrettung muss allerdings angemerkt werden, dass die Soundqualität im Laufe der Show stark variiert und an diesem Abend auch stark abhängig von der Position im Waldstadion ist.

Während Axl Rose stimmlich schwächelt, weiß der Rest der Band jedoch umso mehr zu überzeugen. Gerade Slash präsentiert sich an diesem Abend einmal mehr äußerst spielfreudig, aber auch seine anderen instrumentalen Mitstreiter brennen ein fulminantes Rock'n'Roll-Feuerwerk ab. Bei Nummern wie der mehr als zehnminütigen Fassung von "Knockin‘ On Heaven’s Door“ gegen Ende der Show können sich Slash, Fortus und Co. in dieser Hinsicht dann auch so richtig austoben.

Immer noch ein Erlebnis

An ihren monumentalen Mannheimer Auftritt mag das Konzert im Frankfurter Waldstadion nicht heranreichen. Live überzeugen können Guns N‘ Roses – vom Leadgesang einmal abgesehen – jedoch weiterhin.

Was ihm stimmlich mittlerweile fehlen mag, macht Axl dafür nämlich als eine Art "Zeremonienmeister" mit jeder Menge Charisma wett. So treten die zahlreichen Fans nach etwa drei Stunden Spektakel im Großen und Ganzen auch erschöpft, aber zufrieden den Heimweg an.

Setlist

It’s So Easy / Bad Obsession / Chinese Democracy / Slither / Pretty Tied Up / Mr. Brownstone / Welcome To The Jungle / Hard Skool / Absurd / Reckless Life / Double Talkin’ Jive / Estranged / Live & Let Die / Down On The Farm / Rocket Queen / You Could Be Mine / T.V. Eye / Anything Goes / Civil War (mit Voodoo Child) / Slash Gitarrensolo / Sweet Child O’ Mine / November Rain / Patience / Knockin’ On Heaven’s Door / Nightrain / Don’t Cry / Shadow Of Your Love / Paradise City

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