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Papa Roach (live in der Stadthalle Offenbach, 2017) © Akis Konstantinidis

Papa Roach lassen im Rahmen ihrer "Crooked Teeth"-Tour in der proppevollen Stadthalle in Offenbach kein Shirt trocken: Ein feucht-fröhlicher Abend mit viel Bier, viel Gefühl und einer besonderen Widmung.

Der Schock der Fans war groß, als sich Chefkakerlake Jacoby Shaddix Anfang August erneut einer Stimmband-OP unterzog, wodurch auch einige Shows ausfallen mussten. Das Konzert in Offenbach war glücklicherweise nicht davon betroffen. 

Papa Roach touren derzeit mit ihrem achten Studioalbum "Crooked Teeth" durch die Lande. Die US-Rocker zeigen in der Stadthalle Offenbach mit einer grundsoliden Show, dass sie als erstklassige Liveband mit einem Mix aus alten Klassikern und neuen Nummern noch immer ihr Publikum zum Schwitzen bekommen.

Die Alternative zum Oktoberfest 

Das mit dem Schwitzen klappt auch schon bei den Supports ziemlich gut – das liegt aber auch an der schlechten Belüftung der Halle. Den Anfang machen die Münchner Emil Bulls, die für Frank Carter And The Rattlesnakes eingespringen, und mit druckvollem, melodischem Alternative-Rock wie die Faust aufs Kakerlakenauge passen. Das neue Album "Kill Your Demons" sei jedem Fan der härteren Klänge hiermit empfohlen.

Schlagermetal

"Willkommen in deinem Leben", schallt es von der Bühne und nein, es nicht nicht Helene Fischer. Callejon spielen brettharten Metal, könnten aber mit ihren deutschsprachigen Texten fast schon einen Abstecher beim Musikantenstadl machen.

Die Metal-Version des Ärzte-Hits "Schrei nach Liebe" macht jedenfalls Laune. Wie heiß es mittlerweile in der Halle ist, lässt sich an den Schweißfontänen von Frontmann Bastian Sobtzick unschwer erkennen.

Fuck Papa Roach!

Alle Mittelfinger hoch: während sich der Hauptact des Abends auf der Bühne positioniert, befiehlt eine verfremdete Frauenstimme der euphorisierten Menge laut "Fuck Papa Roach" zu rufen. Das werden im Laufe des Abends wohl noch einige denken.

Die Setlist bietet zwar einen gesunden Mix aus der bisherigen Historie, ist allerdings gespickt mit Balladen: "Scars",  das düstere "Periscope" und "Gravity" kommen im Dreierpack und schaffen ein regelrechtes Stimmungsloch – auch wenn das bei weitem keine schlechten Nummern sind! Der aktuelle Coverwahn ist ebenso nicht an den Jungs vorbeigezogen. Die plumpe 90er-Homage mit Blur hätte man sich auch sparen können.

Durch die harten Zeiten

"We believe in peace, in love and in Rock'n'Roll", lässt Jacoby verlauten. Letzteres gibt es dennoch um die Ohren. Neue Dampfhammer wie "None Of The Above", "Help" oder "American Dreams" ergänzen sich mit Klassikern wie "Getting Away With Murder" oder dem Evergreen "Last Resort" optimal, lassen Moshpits entstehen und bringen den ganzen Saal zum Mitsingen. So geht Papa Roach! 

Bei "Forever" wird es dann nochmal emotional, als aus dem Song plötzlich Linkin Parks "In The End" wird. "We've lost some great people this year", erinnert Jacoby an seinen Musikerfreund Chester Bennington und plädiert dafür, das Leben zu feiern – auch, wenn es oft hart ist.

Quo vadis Papa Roach?

Papa Roach sind nach wie vor eine erstklassige Liveband. Ohne Frage. Die Jungs haben sichtlich Spaß auf der Bühne und der überträgt sich auf ihr Publikum. Die Show in Offenbach war dennoch ungewohnt soft und auch die Shouts von Frontmann Shaddix sind weniger geworden. Man bekommt das Gefühl nicht los, dass die Show ein wenig auf Sparflamme läuft.

Ob das mit der Stimmband-OP zusammenhängt oder die Band nach und nach aus gesundheitlichen oder stilistischen Gründen ihre Härte verliert, wird sich in Zukunft zeigen. Aber das ist immer noch besser als kein Papa Roach.

Setliste

Crooked Teeth / Getting Away With Murder / Between Angels and Insects / Face Everything And Rise / Geronimo / Born for Greatness / Scars / Periscope / Gravity / Song 2 / Traumatic / Forever / American Dreams / She Loves Me Not / Lifeline / Help // None of the Above / Dead Cell / Last Resort / ...To Be Loved

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