Dean Blunt (Pressefoto, 2015)

Dean Blunt (Pressefoto, 2015) © Dean Blunt

Dean Blunt ließ die Stadtgalerie Mannheim beim Jetztmusik Festival in lichtgeschwängerten Rauchschwaden versinken. Das Konzert ging ganz getreu dem Motto des Festivals in Mannheim hart an die Grenze zwischen Kunst und Musik.

Dean Blunt ist weitaus mehr als ein normaler Musiker. Seine Musik, vom Feuilleton in den Himmel gelobt, lässt sich keinem festen Genre zuordnen. Seine wahre Identität ist genauso nebulös wie die genaue Message hinter seiner Kunst, die sich neben der Musik auf viele weitere Gebiete ausdehnt.

Genau der Richtige also für das Mannheimer Jetztmusik Festival, dass jedes Jahr an die Grenze der verschiedenen Kunstrichtungen gehen will. Entsprechend gespannt tritt man daher in die Stadtgalerie in der Mannheimer Innenstadt ein.

Klaffende Leere

Support des Abends sind Faded Ranger. Das Duo stammt eigentlich aus London und Chicago, lebt aber mittlerweile in Deutschland. Wer die typische Berliner (oder mittlerweile auch Leipziger) Hipstertristesse vor seinen Augen hat, hat weit gefehlt: In Heidelberg sitzen Faded Ranger.

Trotz fehlendem Kainsmal der Trendmetropole gibt die Mischung aus elektronischen Beats, Gitarren und Gesang an diesem Abend nicht viel her. Die Texte sind wenig interessant und die Melodien nach dem vierten Song öde. Dazu nervt der Beleuchter mit ausufernden Strobos. Da ist das Publikum auch kaum dazu zu bewegen, die vor der Bühne klaffende Leere zu füllen. 

Loop des Todes

"The white man, I say to you over and over again" dröhnt dem Zuschauer im endlosen Loop gefühlte Stunden entgegen, als Dean Blunt nach kurzer Pause die Bühne betritt. Rassismus war, soweit man das von Blunts Werk sagen kann, bisher nicht sein großes Thema, spielt aber dennoch immer eine Rolle.

Es folgen 30 Minuten normale Bühnenshow. Blunt, unterstützt von Joanne Robertson an der Gitarre, liefert seinem Publikum vor allem Songskizzen, die im starken Beat aber etwas untergehen. Kaum ist ein Stück vorbei, hat man es wieder vergessen.

Gras durchzieht die Dunkelheit

Plötzlich wird es vollkommen schwarz im Raum, und das bleibt auch erst einmal so. Passend zum aktuellen Album "Black Metal" könnte man denken, machte Blunt aber auf seiner Tour 2013 auch schon. Die Musik geht dabei weiter, auch wenn Leute im Dunkeln von der Bühne wandern. Ist das noch live oder direkt aus der Dose?

Deutlicher zu beantworten in diesem Moment als die "live oder nicht live"-Frage ist der Geruch von Gras, der sich langsam seinen durch die Stadtgalerie Mannheim bahnt. Lange fragten wir uns während der ersten Konzerthälfte, was der still auf der Bühne im Hintergrund stehende Anzugträger eigentlich so macht. Dann ist sonnenklar: Er kümmert sich bestimmt um die Joints.

Angriff der Strobo-Krieger

Das Publikum tapst weiterhin minutenlang wortwörtlich im Dunkeln und wirkt mittlerweile auch leicht irritiert (böse Zungen würden behaupten gelangweilt). Genauso schnell, wie es stockduster wurde, erhellt dann jedoch ein Stroboskoplichtstrahl das Dunkel.

Was beim Voract Faded Ranger schon etwas übertrieben war, wird binnen kurzer Zeit bei Dean Blunt zur reinen Orgie. Fast wähnt man sich inmitten eines Weltraumkampfes aus den grottigeren Star Wars-Teilen: Angriff der Strobo-Krieger.

Die Musik wird durch diese Reizüberflutung zur Nebensache, ist aber auch nicht mehr so wichtig. Blunt lässt weiter Songskizzen über die Lautsprecher laufen, mager mit Instrumenten bestückt, getragen nur von seiner wuchtigen Stimme.

Grenzen sind zum Überschreiten da

Bei dem Blitzlichtgewitter ist man froh, als es kurz nach 10 Uhr ein Ende hat. Dean Blunt rappt noch einmal schön oldschoolig, dann ist der Reigen aus.

War das nun ein Konzert? Oder Kunst? Oder kann das weg? Fragen über Fragen, und Dean Blunt trägt nicht dazu bei, dass es davon weniger in der Welt gibt. Aber Grenzen sind zum Überschreiten da, und genau das macht der Brite. Auch wenn danach die Augen brennen.

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