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Wir blicken auf 10 Momente, die man beim Southside 2013 nicht verpasst haben sollte © Achim Casper

Vom 21. bis 23. Juni 2013 herrschte auf dem Flugplatz Neuhausen mal wieder der Ausnahmezustand. Wie fasst man diese drei Tage Wahnsinn und Musik am besten zusammen? Ganz einfach und ganz subjektiv in zehn Momenten, die man beim Southside Festival 2013 erlebt haben sollte.

Auf der Flaniermeile vom Campingplatz Richtung Southside-Festivalgelände scheint alles gleichzeitig zu passieren: Menschen in verrückten Kostümen bewegen sich bockspringend fort, andere bieten Gratis-Kinderschminken im Gegenzug für die Teilnahme an ihrem selbst kreierten Trinkspiel und aus unzähligen Boxen und Ghettoblastern dringen die wummernden Bässe verschiedenster Musiker. Ganz zu schweigen von den knapp 100 Bands, die in den nächsten drei Tagen auf vier verschiedenen Bühnen stehen werden – das Southside Festival ist eine Reizüberflutung in sich. Fokussieren wir uns… 3, 2, 1, here we go…

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1. Der Morgen nach dem Unwetter

Es ist kein Geheimnis, dass das Southside beim Wettergott keinen Stein im Brett hat und so war es nicht weiter verwunderlich, dass pünktlich zum Festivalbeginn die ersten Unwetterwarnungen rausgeschickt wurden. Die Festivalisten, die bereits donnerstags angereist waren, wurden dazu angehalten alles sicher zu befestigen und dann dem Sturm ins Auge zu blicken.

Aber, oh Wunder, nach der ersten Nacht klart der Himmel über Neuhausen ob Eck auf und die Sonne brennt auf den alten Flugplatz. In den nächsten drei Tagen regnet es zwar ab und zu, dennoch bleibt die Lage stabil – die roten Nasen und verbrannten Rücken der Besucher sind schmerzhafte Zeugen des Wetterumschwungs.

2. Die ersten Bands auf der Green Stage

Frank Turner betritt als einer der ersten die Hauptbühne und prompt brechen die ersten Wolken auf. Man merkt, dass der englische Singer/Songwriter mittlerweile bei einem Majorlabel unter Vertrag steht: Füllte er bis vor kurzem noch kleine Locations, so ist jetzt der Raum vor der Hauptbühne gerappelt voll und das Publikum grölt die Songs seines aktuellen Albums Tape Deck Heart textsicher mit.

Fat Mike, der später mit seiner Punkband NOFX auf derselben Bühne stehen wird, schaut für den anti-regligiösen Song Glory Hallelujah auf der Bühne vorbei. Danach lassen Jimmy Eat World mit ihren alten Songs Jugenderinnerungen wach werden und spätestens bei The Middle scheint das Publikum aus einem einzigen Pogokessel zu bestehen.

3. Die Freitags-Headliner

Während die Drum'n'Bass Ikonen Chase and Status auf der White Stage vor allem mit ihrer Schlagzeug-Konstruktion (vertikal kreisförmig, die Autorin zählt acht Becken) beeindrucken und den Elektrofans einheizen, macht man sich auf der Hauptbühne bereit für die Queens of the Stone Age (→ Fotogalerie + Setliste ihres Auftritts).

Die lassen sich nicht lumpen und spielen neben den Songs ihres neuen Albums ...Like Clockwork auch so gut wie alle Hits. Leider hat das Southside wie fast jedes Jahr mit dem Sound zu kämpfen, denn manche Songs sind komplett übersteuert. Egal, Go With The Flow entschädigt alles, auch, dass die Band um Josh Homme ohne eine Zugabe die Bühne verlässt.

4. Macklemore – Klare Ansage

"I personally believe that this is the biggest civil rights movement of our time!", erklärt Macklemore am Samstagnachmittag (→ Fotogalerie) und meint damit nicht den komplett gefüllten Platz vor der Blue Stage. Der Rapper aus Seattle spricht sich in der aktuellen Debatte klar für die Homoehe aus und hat ihr mit Same Love sogar einen ganzen Song gewidmet.

Insgesamt spielt er nur vier Tracks und treibt lieber Schabernack mit seinem Publikum. Was er musikalisch abliefert macht aber allen sichtlich Spaß und lässt den Kollegen von der Stuttgarter Zeitung vor lauter Euphorie den vor über 15 Jahren gestorbenen Rapper Notorious B.I.G. wieder auferstehen.

5. Kein Krieg, dafür rote Fahnen

Samstag, 20:50 Uhr, mehrere Dinge passieren gleichzeitig: Max Herre legt für geladene Gäste im Jägermeister Hochstand auf und erfreut das Publikum mit spontanen Live-Raps. Billy Talent (→ Fotogalerie) vereinen mit Red Flag die Fans erster Stunde und die Kids, die geduldig stundenlang gewartet haben, um bei ihren neuen Idolen auch in der ersten Reihe stehen zu können.

Matt Berninger, Frontmann der Band The National weigert sich indessen, den vom Publikum gewünschten Song The Rains Of Castamere zu spielen, der auch auf dem Soundtrack der Fantasy-Serie "Game of Thrones" zu finden ist. "Glaubt mir Leute, dann würde ein unglaublicher Krieg ausbrechen und das will doch keiner!"

Später am Abend wird er sich todesmutig mitten in das Publikum begeben und zwanzig Meter von der Bühne entfernt einen ganzen Song zusammen mit seinen Fans zum Besten geben. Der einzige, der dabei ins Schwitzen kommt ist sein Tontechniker, der den wild gewordenen Berninger an der Leine, beziehungsweise am Mikrokabel im Zaum halten muss (→ Fotos The National).

weiterlesen über die serviceorientierten Hives, die Klettereinlage bei Prinz Pi, die Editors und etwas, das man den großen Kater nennt…

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6. The Hives – Serviceorientiert

The Hives (→ Fotos) aus Schweden stellen gerade einen Song aus ihrem aktuellen Album Lex Hives vor, als eine Tasche auf die Bühne geworfen wird. Frontmann Per Almqvist räumt sie gewissenhaft aus und ruft, nachdem er den Perso der Besitzerin gefunden hat, "Milena Meißner" aus.

Die bahnt sich überglücklich den Weg durch die Menge und erhält mit "Immer schön auf die Sachen aufpassen!" noch einen weisen Ratschlag von Almqvist obendrauf. Das weitere Set der Hives lässt nicht zu wünschen übrig: Neben aktuellen Songs sind natürlich auch alle alten Smash-Hits wie zum Beispiel Idiot Walk vertreten.

7. Prinz Pi – Klettergerüst

Prinz Pis neues Album Kompass ohne Norden lebt von Erinnerungen an die Zeit nach dem Abi, den ersten Kuss und den Ausbruch von Zuhause. Das Gefühl von Freiheit, das seine neuen Texte vermitteln, kommt an und das Red Stage-Zelt ist brechend voll.

Leider haben die Veranstalter die Bühne viel zu niedrig gebaut, sodass schon ab etwa der Mitte des Zeltes nichts mehr vom Berliner Rapper zu sehen ist. Passend zu Pis Worten bricht ein Zuschauer also aus der Menge aus und bahnt sich seinen Weg gen Freiheit – an der Gerüststange des Zeltes. Von dort oben genießt er eine Zeit lang die Aussicht, dann flüchtet er zu den Klängen von Fähnchen im Wind gekonnt vor den Securities.

8. Aus der Kategorie: "Muss man mal gesehen haben"

Was die Fans der TripHop-Band Portishead (→ Livebilder vom Auftritt) drüben auf der Blue Stage über das andauernde Knallen und Geballer denken, ist Rammstein-Frontmann Till Lindemann sichtlich egal.

Auch wenn man von der Musik seiner Band nichts hält, die Show ist definitiv sehenswert. Pyrotechnik soweit das Auge reicht, mal steht das Keyboard, mal der Mikroständer in Brand und Lindemann bewegt sich absolut unmenschlich über die Bühne.

Abkühlung gibt es danach bei Sigur Rós (→ Fotos), die weitaus ruhigere Töne anschlagen und sich mit jedem Song musikalisch noch weiter zu steigern scheinen – ein paar Regentropfen machen da überhaupt nichts aus.

9. Sonntag, Katertag

Trotz Feierei bis in die Morgenstunden im Partyzelt bildet sich um 12 Uhr schon wieder der erste Moshpit. Fidlar, eine junge Punkband aus Kalifornien, stellt ihr selbstbetiteltes Debütalbum vor und kann es gar nicht fassen, dass so viele Menschen sie sehen wollen.

Anlass zum ersten kollektiven Jubel des Tages gibt Gitarrist Elvis Kuehn, der aufgrund von Heiserkeit keinen Ton von sich gibt und sich auch sonst kaum bewegt. Als er zum ersten und einzigen Mal an diesem Morgen seine Hand zum Gruß hebt und gleichzeitig die Wolkendecke aufbricht und die Sonne zum Vorschein kommt, ist die Freude im Publikum darüber beinahe größer als die über Fidlars Songs.

10. Gute Laune bei den Editors

Die Editors (→ Galerie) spielen sich durch ein solides Set, allerdings vor sehr viel weniger Publikum als erwartet.

Die jüngeren Festivalbesucher tummeln sich wohl drüben bei Of Monsters and Men (→ Fotos) oder verlassen die Editors nach ihrem Hit Papillon. Fans können sich aber über ein bunt gemischtes Set und einen gut gelaunten Tom Smith freuen.

11. Sonntags-Headliner – Bonus Fact

Faustregel: Was bei Deichkind passiert, bleibt bei Deichkind.

 

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