Juli zeh & Slut
{image}Dort erlebte man weder ein reines Konzert von Slut, noch eine reine Lesung von Juli Zeh. Vielmehr kombinierten beide Seiten das Ganze eher zu einer gemeinsamen musikalischen Performance. Während Juli Zeh hierbei in einem eigens dafür konzipierten Text die wichtigsten Geschehnisse in appellierender Weise und die Sätze der Handlung oftmals wiederholend und echoartig wiedergab, hatten Slut, die schon eine Inszenierung der Dreigroschenoper musikalisch begleitet hatten, neue, vor allem atmosphärisch dichte Songs komponiert, die sie hier nun im Wechsel mit Juli Zehs Redeeinschüben wiedergab.
{image}Dabei war die Performance in verschiedene Episoden unterteilt, die wiederum verschiedene Themen wie Liebe, Leben, Tod, Opfer und Gesundheit behandelten. Zu letzterem zitierte Juli Zeh eine umfangreiche Definition des Begriffs, die in einem Hypochonder schnell hätte Panik auslösen können. Und eine Stimme aus dem Off versetzte den Zuschauer in die Rolle eines Bürgers der Gesundheitsdiktatur aus Juli Zehs Roman, wenn dieser die Zuschauer höflichst darum bat, unzählige Dinge sein zu lassen, die die Gesundheit hätten gefährden können sowie Vorkehrungen erläuterte, wie man solche Gefahren minimierte. Zum Beispiel mit verschiedenen Sensoren, die alle Aktivitäten des menschlichen Körpers kontrollierten und für jeden einzelnen Zuschauer angeblich unter den Sitzen angebracht waren.
Dazu gab es kleine Videosequenzen, die die sphärischen Klänge von Sluts Musik und Juli Zehs Stimme noch einmal passend visualisierten. Und am Ende wurde dann festgestellt: Der Mensch ähnelt einer defekten Lampe. Wie wahr! Wie wahr! Die ganze Perfektion, der ganze Gesundheitswahn, das alles ist dann doch nur eine Illusion. Der Mensch ist und bleibt weiter Mensch. Mit seinen Fehlern und seiner Unberechenbarkeit. Eine Diktatur, die nur deswegen überwachen lässt, um an der Macht zu bleiben. Das geht auf Dauer nicht gut. So soll es auch bleiben.