Everlast © Universal Music
{image}An Ice T’s Zeiten erinnert nichts mehr, wenn man den 39-Jährigen auf der Bühne sieht, und auch die Erinnerung an HipHop-Zeiten á la House of Pain und jump around verschwindet im Laufe der Bühnenperformance des New Yorkers. Everlast trumpft auf und überzeugt durch seine Fingerfertigkeit an der Gitarre. Dennoch kann man hier nicht von einer One-Man-Show sprechen, da er von einer Live-Band unterstützt wird, die ihre Fähigkeiten an den jeweiligen Instrumenten durch langjährige und nachweisbare Bühnenerfahrung perfektioniert hat, und die den superben Rahmen für den Auftritt überhaupt erst ermöglicht. Es wird geschmust, geherzt und sich lieb gehabt in den Reihen der Fans, die sich nicht nur aus Rockern, sondern auch aus Liebhabern des Metals zusammensetzt. Bereits in der 50. Minute ertönen Begeisterungsrufe, die das Konzert als Highlight (des Jahres) feiern.
Doch der Unmut erfolgt stehenden Fußes: die Bühne leert sich und Everlast lässt sich keine Stunde nach Konzertbeginn schon zur Zugabe bitten. Jedoch erweist sich das kurzzeitige Verschwinden als fade Drohung und alle Beteiligten werden durch weitere 40 Minuten, gefüllt mit sentimentalen Klängen, beruhigt.
{image}Es fällt schwer Everlast einem bestimmten Genre zuzuordnen. Zwischen Country und Blues hat sich der Songwriter über Jahre etabliert, um einen – ihm eigenen und unnachahmlichen – Stil herauszukristallisieren. Von Erwachsenwerden kann man genauso wenig sprechen wie vom Erwachsen sein, aber von einem individuellen Werdegang und einer besonderen Entwicklung. Doch auch Alt-Fans werden mit Klassikern aus dem Album Whitey Ford Sings the Blues aus dem Jahr 1998 bedient. Ends ist eins der beiden Lieder, das jeder Anwesende mitsingen kann. Das Konzert endet mit dem absoluten Hit Everlasts: what is like.
This is what it looks like: Auch 2008 gelingt es ihm noch, den Zuhörer in ein beruhigendes Gefühl der Melancholie zu singen und mit warmer, wohltuender Tristesse zu ködern. Authentisch demonstriert er die Fähigkeit aus einzelnen Tönen gewaltige Gefühlsblasen zu erzeugen. Schließt man die Augen und gibt sich einfach nur der Stimme hin, wird man überrascht, in welche Welten der raue und dabei samtene Bass den Besucher zieht. Zurück bleibt der Nachklang eines bezaubernden Abends mit Kuschelfaktor, der sich – gepaart mit dem mysteriösen Mix an Menschen im Publikum – als sehr erlebenswert erwiesen hat. Auch Rocker haben Seelen, die gestreichelt werden müssen. Und das ist an diesem Abend erfolgt. Danke!