Zwei Stunden lang begeisterte Erik Schrody a.k.a. Everlast mit seiner Singer/Songwriter-Performance das Berliner Publikum.

Zwei Stunden lang begeisterte Erik Schrody a.k.a. Everlast mit seiner Singer/Songwriter-Performance das Berliner Publikum. © Kai Butterweck

Vor gut zwei Jahren sorgte ein Stromausfall im Berliner C-Club für lange Gesichter unter den Anwesenden. Doch Everlast ist keiner, der seine Gefolgschaft hängen lässt, und so spielte er ein spontanes Sit-In-Konzert vor den Toren der Location. Diesmal gab es keinerlei Versorgungsengpässe zu beklagen, als der New Yorker Musiker erneut im C-Club eines von drei Deutschlandkonzerten spielte. Die Folge: Eine zweistündige Singer/Songwriter-Performance, die begeisterte.

{image}Zwei Stühle und zwei Akustikgitarren: Erik Schrody alias Everlast braucht anno 2012 nicht mehr viel, um sich auf der Bühne wohlzufühlen. Die aufmüpfige Rap-Attitüde hat der Amerikaner schon seit Jahren in den Keller verbannt, auch wenn er sich und seine Musik auch heute noch als "puren HipHop" bezeichnet. Letztlich geht es doch ums "Storytelling": Da spielt es keine Rolle mehr, ob man als MC oder als Singer/Songwriter die Gefolgschaft an seinen Lebensgeschichten teilhaben lässt. "Das gefällt mir hier oben. Das kann ich mir auch für die Zukunft gut vorstellen", raunt der mittlerweile komplett ergraute Mittvierziger ins Mikro.

Es bedarf keiner zwei Songs, darunter der grandiose Songs Of The Ungrateful Living-Opener Long At All, um die Wohlfühlatmosphäre auf der Bühne auch ins weite Rund der ausverkauften Location zu übertragen. Es gibt wahrlich nicht viele Künstler, die dermaßen authentisch zwischen zwei – oberflächlich betrachtet – grundverschiedenen Musikgenres hin- und herpendeln können wie Everlast. Der ehemalige House Of Pain-Frontmann will Geschichten erzählen. Ob mit Hilfe eines kompletten DJ-Sets oder lediglich einer Akustischen: Everlast ist und bleibt ein Lyric-Wizard, der den musikalischen Background nur als Soundtrack für seine Erzählungen benutzt.

{image}Seit einigen Jahren funktioniert das auf beeindruckende Weise im Singer/Songwriter-Gewand. Everlast hat in den vergangenen Jahren gelernt, wie er das tiefe Timbre seines Organs ausreizen kann. Seine Stimme klingt an diesem Abend jedenfalls, als hätte er in den letzten 25 Jahren nie etwas anderes gemacht.
Zwischen den Songs nimmt sich der New Yorker immer wieder Zeit, um in Erinnerungen zu schwelgen. Everlast hat in seinem Leben viel erlebt und er lässt seine Anhängerschaft gerne daran teilhaben. Von amüsanten Snoop Dog-, Johnny Cash- oder 50 Cent-Anekdoten bis hin zu emotional aufwühlenden Geschichten über seine an Mukoviszidose erkrankte Tochter: Erik Schrody nimmt kein Blatt vor den Mund. Seine Anhängerschaft bedankt sich wahlweise andächtig lauschend oder frenetisch jubelnd.

Zusammen mit seinem Sechssaiter-Kollegen Derek Brassel singt und spielt sich Everlast durch seine Whitey Ford-Diskografie, ehe sich die beiden nach gut einer Stunde das erste Mal erheben, um Backstage eine kleine Pause einzulegen. Doch die ersten zarten Unmutsäußerungen ob der Kürze des Hauptsets verstummen schnell, denn Erik Schrody und Derek Brassels haben noch einiges vor.

Frei nach dem Motto "Save The Best For Last" stapeln die beiden Verantwortlichen nun einen Höhepunkt auf den nächsten. Von Sixty-Five Roses über A Change Is Gonna Come bis hin zum Johnny Cash-Cover Folsom Prison Blues: Das Duo lässt nicht locker und fährt so ziemlich alles auf, was der Everlast-Back-Katalog zu bieten hat. Nach zwei Stunden ist endgültig Schluss, auch wenn viele der Anwesenden sich noch minutenlang vor der Bühne tummeln und hoffen, dass sich der "White Devil" noch einmal blicken lässt. Doch er tut es nicht, und das ist auch völlig in Ordnung. "An Acoustic Evening With Everlast": Intim, authentisch und nachhaltig.

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