Novillero

Novillero © Jason Halstead

Wer bei einem der Novembertour-Konzerte der Hamburger Band Tomte gewesen ist, wird sich gut an den Support-Act erinnern! Die Rede ist von der kanadischen Band Novillero. Wir trafen Rod Slaughter (Sänger, Keys), Sean Stevens (Gitarre), Rejean Ricard (Bass) und Dave Berthiaume (Drums, Gesang) vor ihrem letzten Auftritt in Hamburg zu einem Interview. Jack Jonasson war leider zu beschäftigt, um dabei zu sein. Sie sprachen über die Anfänge, die weiteren Pläne und über die vergangenen Wochen auf Tour.

{image}Gegründet haben sich Novillero bereits 1999 in Winnipeg. Im September dieses Jahres wurde das bereits dritte Album namens A little Tradition veröffentlicht. Mit ihren Songs konnten sie als Support für Tomte mehr als nur überzeugen: Die Band reißt live ab dem ersten Lied das Publikum mit. Man merkt ihnen auf der Bühne einfach den Spaß am Spielen an, und sie entwickeln dabei eine ungeheure Energie, die auf das Publikum übergeht.

RA: Wie geht es euch heute am letzten Tour-Tag?

Sean: Ich bin traurig, dass die Tour heute endet. Es war einfach verblüffend. Es sind viele unglaubliche und denkwürdige Sachen passiert. Wir hatten 17 fantastische Shows, und ja, ich bin etwas traurig.

Rod: Ja, ich denke, wir sind alle etwas traurig, zu gehen. Ich fühle mich etwas krank. Wie Sean schon sagte, es war eine großartige Tour. Jeder, den wir trafen, war so freundlich. Wirklich gute Leute!

Wie seid ihr zur Musik gekommen? Wodurch wurdet ihr beeinflusst?

Rejean: Bei mir hat das angefangen mit den Beatles, mein größter Einfluss. Ansonsten habe ich viel verschiedene Musik gehört.

Dave: Fragst du mich nach der Geschichte der Band?

Also wie ihr zur Musik gekommen seid und wo ihr gesagt habt: Das ist der Grund, warum ich Musik machen will!

{image}Sean: Als ich ungefähr 16 war, habe ich angefangen, Gitarre zu spielen. Da habe ich aber noch nicht daran gedacht, mal in einer Band zu spielen. Ich hörte britische Bands, zum Beispiel Oasis. Und da habe ich gesagt: "Das möchte ich machen. Ich will auch in einer Band spielen!"

Was habt ihr vor der Band gemacht? Eine Ausbildung?

Dave: Wir alle haben normale Jobs. Wir machen nicht wirklich Geld mit der Band. Ich meine, etwas Geld machen wir schon, aber wir machen es aus Spaß. Die Band wird bezahlt, aber wir nicht. Somit machen wir es aus Spaß, und wir sind auch wirklich gute Freunde. Würden wir zwar Geld damit verdienen, aber es würde uns dafür keinen Spaß machen, würde es uns auch nicht interessieren.

Das erste Album (Brindleford Follies) erschien 2004. Bereits 2005 folgte dann schon das zweite Album (Aim Right For The Holes In Their Lives). Hattet ihr Bedenken, das so schnell zu veröffentlichen?

Rod: Das erste Album ist schon älter und kam 2001 raus. Und es war wirklich eine andere Band. Es war derselbe Name, drei von uns waren dort schon dabei und noch zwei andere. Und es klang auch nicht vom Sound so, wie das zweite und dritte Album. Wir hätten auch unseren Namen ändern können und wären dann mit dem zweiten Album zurückgekommen. Aber wir konnten keinen anderen Namen finden. So starteten wir wieder mit Novillero!

Dave: Wir spielen auch keine Songs mehr vom ersten Album. Das zweite Album ("Aim right for the holes in their lives") ist dann eher der neue Anfang dieser Band gewesen.

War der erste Tonträger eine EP?

Dave: Nein, es war ein Album!

Rod: Aber wir haben mal eine LP rausgebracht... (überlegt kurz)

Dave: Ja, da war mal eine LP.

Rod: …das war 2004!

Es sind drei Sänger auf der Bühne. Hat sich das im Laufe der Jahre so entwickelt oder war das von Anfang an schon so?

{image}Dave: Wir sind drei Sänger? Eigentlich ist jeder in der Band ein Sänger! Rejean ist auch ein sehr guter Sänger. Aber er ist neu in der Band und wir müssen erstmal versuchen, seine Stimme bei uns einzufügen. Wir haben jetzt auch schon einige neue Lieder, wo wir dran arbeiten. Dann wird Rejean auch mitsingen.

In Deutschland seid ihr noch relativ unbekannt. Wie sieht das in Kanada aus?

Rod: Wir sind nicht wie Tomte, das ist sicher! (lacht) Kanada ist ein sehr großes Land. Die Szenen sind von Ort zu Ort sehr unterschiedlich. In einem Ort kommen wir gut an und in einem anderen Ort könnte es auch das Gegenteil sein. Aber in Deutschland ist es okay.

Ihr spielt auch Konzerte in Winnipeg. Was bedeutet für euch Winnipeg?

Rod: Also, es ist von uns allen das zu Hause. Es ist etwas schwierig zu beschreiben. Wir haben dort viele Freunde, Erinnerungen und vieles mehr! Andererseits ist es auch ein kalter und nicht ganz so angenehmer Ort.

Sean: Aber es ist ein großartiger Ort für Musiker! Die Regierung hilft und unterstützt die Künstler.

Dave: Es ist auch sehr billig, dort zu leben, zum Beispiel die Miete. Es ist also leicht für Künstler, dort zu leben. Einige sagen auch, dass es ziemlich isoliert ist, weil es in der Mitte vom Land liegt. Die nächste größere Stadt ist acht Stunden entfernt.

Wie war die Tour für euch hier in Deutschland?

Sean: Was die Highlights für uns waren?

Genau! Wie es zum Beispiel war, mit Tomte zu spielen.

Dave: Ich denke, die Leute in Deutschland sind sehr sehr offen. Wir haben auch einige gute Shows in Kanada gespielt. Zum Beispiel in Winnipeg oder anderen Städten. In Kanada kommen auch viele Leute und es ist sehr gut. Aber hier spielen wir immer vor einem großen Publikum, weil wir mit Tomte spielen. Aber jeden Abend, wenn wir auf die Bühne kommen, klatschen die Leute und sind gespannt und lächeln. Obwohl man uns nicht kennt und auch niemand vorher von uns irgendwas gehört hatte. In einigen Liedern von uns gibt es Teile zum Mitklatschen. Und die Hälfte der Leute im Publikum klatscht mit. Das ist großartig! Wir können nicht glauben, wieviele Leute tanzen und es einfach genießen. Und das, obwohl sie uns zum ersten Mal hören. Das ist fantastisch.

Seit über 2 Wochen seid ihr nun in Deutschland unterwegs. Hattet ihr denn Zeit, euch mal die Städte anzuschauen?

{image}Rejean: Ja, in den Städten hatte man mal weniger oder mehr Zeit dafür. Jeder hat auch eine andere Aufgabe in der Band. Jack ist zum Beispiel immer sehr beschäftigt. Der Rest von uns interessiert sich schon dafür. Es ist auch etwas schwierig, die Zeit dazu zu finden, um mal raus zu kommen. Aber Dresden war für mich ein Highlight. Eine wundervolle Architektur.

Sean: Wien war für mich eines der Highlights. Wir wussten nicht, was uns erwartete. Es war unglaublich! Und auch Hamburg! Aber auch in Magdeburg zu sein, war cool! Wir waren vorher noch nie im Osten von Deutschland.

Rod: Es war sehr interessant!

Gab es denn ein Konzert, wo ihr sagen würdet: "Das war großartig!"?

Dave: Zürich.

Rod: Saarbrücken. Es war eine eher kleinere Show, mit etwa 500 oder 600 Leuten. Die Show war so großartig! Jeder schwitzte und redete mit jedem.

Heute spielt ihr euer letztes Konzert in Hamburg. Wie fühlt ihr euch?

Dave: Es wird heute Abend wohl viele Tränen und Umarmungen geben!

Sean: Wir sind auch sehr dankbar! Für den, der jeden Abend den Sound für uns gemacht hat. Und die Mitglieder von Tomte haben uns zu Fußballspielen mitgenommen und mit uns verschiedene Dinge besucht. Unsere Tourmanagerin hat uns zum Schloß Neuschwanstein mitgenommen.

Welche Fußballspiele habt ihr gesehen?

Dave: Magdeburg.

Gegen?

Dave: Gegen Rostock!

Rod: Rostock 2!

Sean: Rostock gehört wohl zu den schlechtesten Mannschaften in Deutschland! (Gelächter) Aber es war wirklich großartig!

Dave: Wir hatten wirklich sehr viel Spaß!

{image}Das war auch schon die letzte Frage für das Interview. Wollt ihr noch irgendwas sagen?

Rod: Wir hoffen, dass wir wieder nach Deutschland kommen! Denn es war wirklich fantastisch! Unser Plan ist, dass wir im Mai wieder herkommen.

Und würdet ihr wieder mit Tomte auf Tour gehen?

Rod: Wir versuchen, eine kleine Tour zu machen. Vielleicht klappt es aber auch wieder mit Tomte oder Kettcar. Oder mit einer anderen Band vom Grand Hotel van Cleef! Wir werden sehen, was in den nächsten Monaten passieren wird.

Dave: Wir werden mit den Leuten vom Grand Hotel van Cleef reden, ob sie irgendeine Idee haben, wer uns als Support mitnehmen könnte. Viele Leute werden sich eventuell an uns erinnern, aber wir können nicht unsere eigene Tour machen. Denn vielleicht wären da jedes Mal nur um die 20 Leute im Club, um uns zu sehen. Also entweder mit einer Band vom Grand Hotel van Cleef oder mit einer Band vom unseren Label. Vielleicht nehmen uns auch die Weakerthans mit, wenn sie in Deutschland spielen. Wir werden sehen und uns mit den Leuten in Verbindung setzen.

Danke für das Interview!

Rod: Wir danken euch!

 

Das letzte Wort hat Thees Uhlmann von Tomte, der freundlicherweise ein Statement abgegeben hat!

Thees Uhlmann über die Tour mit Novillero:

"Die Novos sind wieder mal der beste Beweis dafür, dass man sich viel häufiger auf seinen Instinkt verlassen sollte. Unser Backliner und Booker hat einfach gesagt: 'Die nehmen wir mit!'. Einen Song gehört und 'ja' gesagt! Habe selten erlebt, dass sich zwei Bands so schnell untereinander mischen. Nach ein paar Tagen haben wir pro Nacht einen Kanadier im Nightliner mitgenommen, damit sie sich die Stadt ansehen können! Rumhängen im Bus und endlich mal wieder old school politische Diskussionen. Wie herrlich das war! Und wenn man über eine Vorband sagt: 'Ihr dürft nicht mehr spielen. So viel Mühen wollten wir uns dann auch nicht geben bei den Konzerten!', dann hat man alles richtig gemacht! Plus: 3/5 Tomte haben sich schon zum Winnipeg-Urlaub angemeldet im Frühjahr! Our feet are the same, Novillero!"

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