Jacky (Newcomerfestival Rhein-Neckar 2007/2008, 4. Vorrunde)
Fotos: Rudi Brand

Jacky (Newcomerfestival Rhein-Neckar 2007/2008, 4. Vorrunde) Fotos: Rudi Brand © regioactive.de

"Rock'n'Roll ist tot" lautet einer ihrer Songs. Doch wenn man diese Jungs erst einmal live erlebt hat, dann weiß man sofort, dass nichts entfernter von der Wahrheit sein könnte, als diese Behauptung. Kaum eine Band spielt sich mit ultimativen Rockshows dermaßen den Arsch ab und gibt soviel geballte Energie an ihre Zuhörer weiter wie Jacky. Erfolge wie gewonnene Contests, Label- und Endorsementdeals sprechen für sie. Die Gig-Liste sowieso. Wie sie das alles schaffen und was noch alles kommen wird, das verrieten uns Jacky in diesem Interview.

{image}Jacky hat sich 2006 fast völlig neu formiert. Wie kam es dazu, wie habt ihr zusammengefunden?

Von der ursprünglichen Band waren zu diesem Zeitpunkt nur noch Sänger King W. Rock und unser Drummer Richie Rock übrig. King erinnerte sich, während der Suche nach neuen Musikern, an einen alten Bekannten – nämlich Sgt. Rock, den ehemaligen Basser von Reavalo. Nach ein paar Telefonaten und einem Treffen im Proberaum war die Sache perfekt und die Band wieder in der Lage, neues Material zu schreiben und zu proben. Zwei Monate später wurde noch Mr. Big "G" Rock mit ins Jacky-Boot geholt, der auch schon seit längerem in der regionalen Musikszene sein Unwesen treibt und unter anderem bei den Formationen JimiFX und Fuse die Saiten seiner Gitarre quälte. Damit war das Line-Up wieder komplett und schon Ende 2006 konnten wir unser Comeback auf der Bühne feiern.

Wart ihr euch von Anfang an musikalisch einig? Wer hat wie den Jacky-Sound beeinflusst?

Unstimmigkeiten über den grundlegenden Sound der Band gab es eigentlich noch nie. Wir stehen alle auf treibende Gitarrensounds und straighte Beats. Die größte und eigentlich auch einzige Veränderung zu früher ist die zweite Gitarre im Setup, die keiner von uns mehr missen möchte. Dadurch wurde der Sound noch fülliger, und die Musik vielleicht auch noch etwas vielseitiger als früher.

Bei euch stehen dieses Jahr teilweise sechs Termine oder mehr pro Monat auf dem Programm, wer organisiert das und wie?

Das Booking läuft momentan noch komplett über uns Musiker. Wir versuchen alle, gemeinsam so viele Shows wie möglich an Land zu ziehen und jeder von uns hat mittlerweile etliche Kontakte zu Veranstaltern und anderen Bands. Vieles läuft über das Internet – dabei vor allem über regioactive.de, myspace und Email-Kontakte im Allgemeinen.

{image}Habt ihr vielleicht ein paar Tipps für andere junge Bands, die sich mit dem Booking noch schwer tun?

Das Wichtigste ist sich zu überlegen, wie man auf jemanden wirkt, der für die Bandbewerbungen zuständig ist und diese bearbeitet. Auf den ersten Blick muss erkennbar sein was man macht, was man will und warum der Veranstalter ausgerechnet diese Band buchen soll. Eine gute Homepage mit Musik, Bildern und Gighistorie ist heutzutage schon absoluter Standard. Ansonsten helfen natürlich auch einfach gute Aufnahmen. Man darf nicht verzagen, wenn es mal nicht gleich bei den ersten fünf Mails klappt. Irgendwann wird das ganze auch zum Selbstläufer, denn je mehr Gigs man vorweisen kann, desto mehr Konzerte bekommt man auch angeboten.

Beim ROCKimSTADION Anfang August spielt ihr zusammen mit Baxter, Scrub, Götterschock und 5 kleine Jägermeister. Kennt ihr alle Bands schon?

Die Jungs von Baxter sind natürlich alte Bekannte von uns, mit denen wir schon unzählige Male die Bühne geteilt haben. Die anderen Bands kennen wir zwar bis jetzt noch nicht persönlich, aber das wird sich spätestens im Backstage ändern. Wir wurden sogar schon von einem Bekannten gefragt, ob wir tatsächlich im Vorprogramm der echten "Toten Hosen" auftreten würden. Offensichtlich hatte er die ROCKimSTADION–Werbung nur flüchtig im Vorbeifahren gelesen.

Welchen Stellenwert haben solche Auftritte auf einer Veranstaltung wie ROCKimSTADION für euch? 

Open-Air Konzerte sind wohl für die meisten Musiker im Sommer das Maß aller Dinge. So ist es auch bei uns. Wir freuen uns riesig auf diesen Gig. Letztes Jahr war ROCKimSTADION schon ein sehr gut organisiertes Festival und für uns ein absolutes Highlight. Wir hoffen dieses Jahr natürlich – wie immer – nochmal eine Schippe drauflegen zu können. Somit bleibt nur noch zu hoffen, dass auch der Wettergott ein Rockfan ist.

Wo spielt ihr am liebsten oder wo würdet ihr gerne noch auftreten?

Wir spielen am liebsten auf Bühnen, vor denen viele Menschen stehen und feiern (lacht). Spaß beiseite, eine richtige Lieblingslocation gibt es für uns bis jetzt noch nicht. Wir streben eine Tour durch Deutschland an und wollen vor allem in den Städten, wo wir noch nicht so bekannt sind, die Bühnen erobern. Hamburg und Berlin sind dabei ganz oben auf der Liste.

Ihr habt das Finale des Newcomer-Festivals Rhein-Neckar gewonnen. Wie habt ihr das selbst erlebt?

{image}Der Abend in der Halle–02 wird aus vielerlei Gründen ewig in unserer Erinnerung bleiben. Neben unserem späten Auftritt an diesem Abend hatte sich nämlich auch noch der Labelchef von Humbucker Music, Axel "Ironfinger" Ritt, angekündigt. Er wollte uns unbedingt einmal live erleben, um dann über eine Zusammenarbeit mit Jacky zu entscheiden. Somit doppelt aufgeregt, starteten wir in diesen Abend und dabei war es nicht unbedingt förderlich, dass wir wie gesagt auch noch sehr spät ran mussten. Als dann aber der Sieger verkündet wurde, waren wir alle sehr überrascht und überglücklich. Zwei Monate später kam die Zusage von Humbucker Music und machte den Abend in der Halle–02 spätestens dann zu einem absoluten Erfolg.

Was haltet ihr generell von Newcomer-Festivals?

Diese Festivals sind eine tolle Möglichkeit für Bands sich dem Publikum oder auch einer Jury zu stellen. Oftmals ist auch professionelles Equipment und Personal vor Ort, was viele Bands sonst ja nur aus dem Katalog kennen. Das Einzige, das uns manchmal schon gestört hat, ist der Konkurrenzgedanke bei solchen Veranstaltungen. Unserer Meinung nach sollte mehr die Musik und das Miteinander im Vordergrund stehen und nicht immer die Frage nach dem Sieger.

Wie beurteilt ihr generell die Möglichkeiten für Newcomer-Bands hier in der Region MA–LU–HD?

Die Möglichkeiten sind gut, aber noch ausbaufähig. Es gibt schon einige Locations in denen auch nicht so bekannte oder erfahrene Bands auftreten können, aber bei weitem nicht genug. Die Städte und Gemeinden sollten mehr in die Musik und ihre regionalen Bands investieren, da man dadurch neben einer vielfältigen Kultur auch eine sinnvolle Beschäftigung für viele Jugendliche schafft.

Bei dem Auftritt in der Halle02 hatte man deutlich sehen können, dass ihr ständig an Songs und Musik arbeitet. Wie würdet ihr eure Entwicklung beschreiben? Ist ein Album in Planung/Arbeit?

An unserer Musik arbeiten wir wohl wie jede andere Band auch: In den Proben feilen wir an neuen Songs, die wir dann live am Publikum ausprobieren. Wir versuchen dabei nicht uns ständig neu zu erfinden, sondern immer wieder Neues in unserem Stil zu schaffen. Am 1 September wird unser erster Langspieler Queens of Rock erscheinen. Das Album kommt auf dem Label Humbucker Music heraus und wird über das Internet weltweit erhältlich sein. Dazu gibt es ab August auch eine große Countdown-Aktion auf unseren Internetpräsenzen. Aber auch nach dem Erscheinen von Queens of Rock ist keine Zeit zum Ausruhen, denn wir wollen schon diesen Herbst wieder ins Studio und gleich die nächste LP nachlegen.

Wie stehen eurer Meinung nach die Chancen für neue Bands und ihre selbst produzierten Alben heutzutage, was die Vermarktung angeht?

Dank Internet und diverser Download-Plattformen stehen die Chancen wohl besser als jemals zuvor. Auch sind die Möglichkeiten durch digitales Recording und Bearbeitung am PC schier grenzenlos geworden, so dass immer mehr qualitativ hochwertige Produktionen auf den Markt drängen. In England durften wir auch schon erleben, dass Musik, die noch nicht einmal physisch erschienen ist, die Charts stürmte. So eine Entwicklung ist vielleicht in Deutschland heute nicht denkbar, aber in Zukunft auch nicht völlig ausgeschlossen.

{image}Neben der Musik liefert ihr bei euren Auftritten immer eine richtige Rock-Show ab. Eure Philosophie?

Auf der Bühne immer alles geben – egal ob für 10 oder 1000 Leute. Die Leute haben für ne Rockshow gezahlt, sie sollen eine bekommen!

So viele Acts und Richtungen haben sich das Etikett "Rock'n'Roll" schon angeklebt. Wofür steht Rock'n'Roll heute? Und wo steht ihr?

Rock'n'Roll ist tot – das spielen wir oft als Opener unseres Sets. In diesem Song geht es gerade darum, was sich so alles Rock'n'Roll schimpft, nur weil irgendein Affe eine Gitarre umhängen hat. Dabei ist Rock'n'Roll eine so traditionsreiche Musikart, der wir alle unseren Respekt schulden. Daran sollten einige Leute mal denken. Wir verstehen uns als eine Band, die Rock im Stile der 70er macht, mit dem einzigen Unterschied, dass wir unsere Geschichten auf Deutsch erzählen. Wir nehmen uns dabei nicht heraus, den Rock neu erfinden zu wollen – das geht wohl auch nicht mehr – sondern Bewährtes zu benutzen und in unseren Händen zum Jacky-Sound zu verschmelzen, ganz nach dem Motto: Rock'n'Roll lebt...

...und Jacky ist der Vertreter auf Erden!

Wir danken euch für dieses Interview! Rock on!

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