Charlotte Roche

Charlotte Roche

Analfissuren, Sponges, Rasiererspielchen und Hämorriden... Alles Themen, die man nicht so offen von einer jungen Frau artikuliert erwarten würde. Aber Charlotte Roche spricht darüber - unzensiert! "Feuchtgebiete" heißt das Debüt der jungen Grimme-Preisträgerin, das provoziert, schockiert und zum Lachen bringt. Im Heidelberger Karlstorbahnhof stellte sie es nun dem Publikum vor und man sah ihr an, dass ihre tabulose Schreibe auch sie selbst nicht kalt ließ.

{image}Süß und verschmitzt lächelt uns Charlotte Roche hier entgegen. Niemand würde auch nur ansatzweise auf die Idee kommen, dass es sich bei dieser jungen Dame um die Autorin von Feuchtgebiete handelt. Denn Feuchtgebiete entspricht nicht gerade dem harmlosen "Sex and the City"-Klischee der sexuell aufgeklärten, jungen Frau, die Abends am liebsten Cosmopolitans schlürft und deren einzige Passion die neusten Stilletos von Manolo Blahnik sind. Helen ist 18 Jahre alt und Schülerin. Nach einer missglückten Analrasur findet sich die Hämoridengeplagte auf der inneren Abteilung eines katholischen Krankenhauses wieder. Hier denkt sie viel über ihr Leben nach. Helen ist keine Hygienefanatikerin.  Im Gegenteil: Sie verachtet den Hygienewahn ihrer Mutter und macht lieber das Gegenteil. Helen ist auch nicht gerade schüchtern für ihre 18 Jahre. "Zeigefreudig" nennt sie das und in ihrem Sexleben geht es mehr als heiß her.

{image}Ihre Interessen: Die Erforschung natürlicher Aphrodisiaka, die Untersuchung der weiblichen Geschlechtsorgane in einem zweifelhaften Etablissement, das sich "Saunaoase" nennt, Rasierspielchen und jegliche Form von Geschlechtsverkehr. Kein leichter Stoff. Und ganz ehrlich: Man weiß manchmal nicht, ob man sich erotisch berührt fühlen, sich übergeben oder lachen soll. Im Heidelberger Karlstorbahnhof blieb Zweiteres glücklicherweise aus. Charlotte Roche bezauberte stattdessen das Publikum mit ihrer charmanten Art und ihrem Humor. "Puh!" stöhnte sie, nachdem die erste Geschichte gelesen war, "für mich ist das schwerer als für euch! Hättest du dir mal vorher überlegen sollen, was du da schreibst, Charlotte".

Nach weiteren Geschichten stand sie dem Publikum dann Rede und Antwort. Nach langem Warten trauten sich dann einige etwas mehr oder weniger brissante Fragen zu stellen. "Was sagt deine Familie zu deinem Buch?" oder "Sind die Filmrechte schon vergeben?". Ihrer Familie, so die junge Mutter, habe sie untersagt, das Buch zu lesen. Es solle eine natürliche Grenze gegenüber Eltern und Kindern geben, wo nicht über Sex gesprochen wird. Die Eltern sollten genausowenig wissen, was ihre Kinder machen, sowie umgekehrt. Dem Rest der Familie in England erzählte sie, sie habe einen "Love and Landscape"-Roman à la Rosamunde Pilcher verfasst und sie hoffe inständig, dass – sollte das Buch übersetzt werden – es nicht in Englisch, aber gerne in Hebräisch übersetzt werden sollte.. Die Filmrechte seinen aufgrund des brissanten Stoffes ein Problem... aber den Film würde sie sich anschauen! "Wie hat Alice Schwarzer auf dein Buch reagiert?" "Keine Ahnung!", so die junge Autorin: "Ich glaube mein Verlag hat ihr kein Exemplar geschickt. Aber ruf du sie doch mal an und frag sie. Und ruf mich dann an!" Über die Frage "Passt der Slogan 'Feminismus ist sexy' zu deinem Buch?" musste sie dann doch einen Moment nachdenken. "Nein! Sexy ist irgendwie süß und knuddelig. Das ist mein Buch nicht!"

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