30 Seconds To Mars

30 Seconds To Mars © EMI Music

Vergangenen Montag traten Thirty Seconds To Mars im Kölner Palladium auf. Das Konzert war der einzige Deutschlandtermin der aufstrebenden Emo-Alternative-Band um Frontmann und Schauspieler Jared Leto. Support lieferten die Elektro-Metaler Full Duplex. Sowohl das Publikum als auch die Band waren vom Auftritt ausgesprochen begeistert; 30STM performten ein Highlight der bisherigen 2 Alben nach dem anderen und der Abend hatte noch einige weitere Überraschungen für alle Beteiligten parat.

{image}Nach einer dreistündigen – zum Glück staufreien – Autobahnfahrt war Köln erreicht. Geschwind noch das Auto auf einem Luxusparkplatz direkt gegenüber vom Palladium, neben dem E-Werk, geparkt und ab gings in die Schlange. Schon da war auffällig: Einige Menschen sind zu groß, andere sehr rücksichtslos, wieder andere kombinieren beide Eigenschaften. Eine Beobachtung die sich auf den ganzen Abend auswirken sollte. Doch alles der Reihe nach. 2 Stunden später wurden die Hallen des Palladiums endlich geöffnet und die Fans strömten wie die Irren hinein. 10 Minuten zuvor durfte der leidgeprüfte Redakteur noch sein Auto umparken, da der Parkplatz neben dem E-Werk nur für Mitarbeiter war und der Abschleppwagen-anruffreudige Security leider nicht mit sich reden ließ. Noch eine Stunde mehr die Beine in den Bauch stehen, dann hieß es um 20 Uhr endlich: Thirty Seconds To… Full Duplex, der Vorband des Abends.

Mit dem Elektro-Metal-Act als Support hatte im Publikum eigentlich kaum jemand gerechnet. Deshalb war mehrfach ein verwirrtes "Was, da kommt noch 'ne Vorband und die machen Elektro?" zu hören. Auch wenn Full Duplex als Vorband von TSTM nicht wirklich geeignet waren (sie würden wohl z.B. besser zu Deichkind passen), gaben sich Sänger Randy Robot, DJ Frank Effex und der Gitarrist alle Mühe, die Menge anzuheizen. {image}Bei Songs wie Walkin' On Polished Chrome, Am I und Starboy fegte der Sänger zwar wie ein Tornado auf Steroiden über die Bühne und legte eine Epilepsieanfall-artige Performance allererster Güte hin. Der Großteil der Jünger von Jared Leto war aber wenig begeistert und als sie mitsingen sollten, machten viele aus L-O-B-O einfach H-O-M-O und sangen vergnügt "Lass mich heute homo sein." Den meisten Applaus erhielt die Band folgerichtig, als sie gegen 20:30 Uhr von der Bühne geklatscht wurde.

Wieder durften die Fans eine Stunde ausharren. Währenddessen drängten sich alle, die mindestens 2 Meter groß waren, in die Mitte der vorderen Reihen, um möglichst vielen die Sicht zu versperren. Auch gequetscht wurde schon ordentlich, weshalb die ersten umkippten oder mit einem "Ich will hier raus!" fluchtartig die Halle verließen. Ein paar ganz Schlaue standen erhöht über dem Konzert auf der (diesmal für alle offenen) VIP-Tribüne des Palladiums. Um ca. 21:30 Uhr war es dann tatsächlich soweit: Thirty Seconds To Mars kamen auf die Bühne, versteckten sich für die Laufzeit vom Intro O Fortuna noch hinter dem Vorhang und läuteten danach mit einem bombastischen Battle Of One ihren Auftritt ein. Jared Leto kam in blau-weiß mit Kriegsbemalung, da er durch den Soundcheck (dem vor der Show 100 Auserwählte beiwohnen durften) vom Fan-Thema des Abends – "A Beautiful Lie Arctic Winter Night" – erfahren hatte. Danach folgte From Yesterday mit einem Gastspiel von Christian, dem Gewinner der MTV-Competition, der mit 30 Seconds To Mars ein paar Minuten auf der Bühne stehen durfte und sich sehr gut schlug.

{image}Die Stimmung war bei Band und Publikum für die Dauer des gesamten Auftritts auf dem Höhepunkt; neben Sänger Jared Leto gingen auch Gitarrist Tomislav Milicevic und Drummer Shannon Leto ordentlich ab und sorgten für Jubel. Nicht so gut aufgenommen wurde die Aufforderung, dass das Publikum nochmal 3 Schritte nach vorne gehen und in den vorderen Reihen eine Mosh-Pit einrichten soll. Spätestens jetzt bekam jeder das Sardinen-Gefühl vollkommen mit. Immerhin kam noch der Aufruf, Leuten die fallen sollten gleich wieder hoch zu helfen, bevor sie jemand platt trampelt. Die Zahl der Toten ist bisher ungewiss. Songtechnisch folgten weitere Glanzlichter vom aktuellen Album A Beautiful Lie wie The Kill und Attack, aber auch ältere Hits vom Debütalbum Thirty Seconds To Mars wie Buddha For Mary und Capricorn kamen nicht zu kurz. Das Highlight schlechthin war die Acoustic-Session mit Message In A Bottle, Oblivion, Echelon und A Modern Myth, die ebenfalls Begeisterungsstürme im Publikum hervorrief.

{image}Ein weiterer Pluspunkt des Abends: Durch die viele Interaktion zwischen Band und Publikum dauerte das Konzert um die 90 Minuten, was im Vergleich mit anderen Gigs dieser Gruppe ungewöhnlich lang ist. "Köln"-Sprechübungen, "Scheiß-Tribüne"- Sprechgesänge und Händchenhalten mit Jared Leto in den vordersten Reihen sorgten für Spaß. Auch war es zur Abwechslung einmal erfrischend, "Fuck you!" in scherzhafter Weise zwischen Publikum und Sänger hin- und herzuwerfen – definitiv besser als nervtötende "I love you"-Liebesbekundungen. Für The Fantasy, dem zuletzt gespielten Lied, setzten alle noch einen drauf: Die Fans hatten mehrere Plakate mit "We'll never fade away!" gebastelt, woraufhin Jared Leto sehr gerührt war und bekundete, das Konzert im Palladium sei das beste der gesamten Tour gewesen. Dem ist nichts hinzuzufügen und keiner, der am 11.02. anwesend war, wird dieser Aussage widersprechen wollen. Einige Abzüge in der B-Note gibt's nur dafür, dass Jared des Öfteren seinen Einsatz verpasste (was er mit Unterstützung des Publikums-Chorus geschickt zu überspielen versuchte) und für die nicht vorhandene Luft im Palladium.

Am Rande: Die Soundcheck-Auserwählten ließen durchsickern, dass die Band bei der Probe neben From Yesterday und Konsorten auch einige neue Songs gespielt hat. Das nächste Album ist also bestimmt schon unterwegs!

Setliste: Intro [O Fortuna] – Battle Of One – From Yesterday (mit Gastspiel) – Savior – Buddha For Mary – The Story – A Beautiful Lie – The Kill – R-Evolve – Attack – Acoustic: Message In A Bottle (teilweise), Oblivion, Echelon, A Modern Myth – Capricorn – The Mission – The Fantasy

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