Polarkreis 18

Polarkreis 18

Nachdem Sie bei so vielen Festivals, darunter das Melt!, Haldern und Highfield, für Begeisterung sorgten, haben die Jungs von Polarkreis 18 immer noch nicht genug. Nach über 100 Konzerten in Deutschland, Österreich, der Schweiz, den Benelux Ländern sowie in Frankreich und in England, beglückten die Dresdner Knaben nun die Weinheimer Fans.

Offenbar zu viele Rock’n’Roll-Konzerte auf dem Buckel, um die leisen Töne außerhalb der kerzenbeleuchteten vier Wände – des Bettes gar – wertzuschätzen. Zumindest verspüre ich schon zu Beginn des Konzertes von Polarkreis 18 Irritation und Befremdung. Aber alles auf Anfang: Polarkreis 18 haben mit ihrem gleichnamigen Debüt im letzten Jahr ein in deutschen Landen seltenes Kleinod vorgelegt. Vergleiche mit den großartigen Sigur Rós waren in der Presse keine Seltenheit, was sowohl am sphärisch dichten Sound, als auch an der ätherischen Stimme von Sänger Felix liegen dürfte. Allerdings sind die Jungs aus Dresden um ein Vielfaches stärker im Pop zuhause und ihre Musik ist gewissermaßen gefälliger. Glücklicherweise baut diese Platte für den November-Blues auch im richtigen Maße Druck auf und schützt so vor einem Abdriften in die Melancholie. Letzten Endes könnte man das bisherige Schaffen von Polarkreis 18 als Bombast-Pop kategorisieren. Am heutigen Abend betreten die sechs jungen Mannen die Bühne des Café Central in Weinheim und sind von Beginn an gänzlich unprätentiös. Einzig der Sänger hat ein stellenweise doch recht affektiert wirkendes Dauergrinsen im Gesicht.

Vom ersten Moment scheint irgendwie klar, dass der Zauber, den viele der Songs auf mich im stillen Kämmerlein ausüben, nun nicht stattfinden wird. Bereits der zweite Song – Dreamdancer – hat so unendlich viel Kraft, dass weder die exaltierten Tanzbewegungen, noch das Grinsen des Sängers seine Aura stören können. Der Rest droht im Mittelmaß zu versinken. Seltsamerweise lassen sich hierfür nur schwerlich die Gründe ausmachen. Die Band leistet sich keinerlei Ausfälle – im Sinne der Originalsongs perfekte Arrangements werden zum Besten gegeben und auch die Stimme entspricht der Aufnahmequalität. Nach 50 Minuten gönnt man sich die erste und einzige Zugabenpause und haut dann unter anderem noch Look raus, was durch seinen harten Breakbeats zum zweiten Hoch des Abends avanciert.

Nach Ende des Konzerts taucht ein äußerst befriedigtes Publikum aus dem Dunkel des Bühnenraums auf und wirft bei mir die Frage auf, warum ich dem nicht mehr als ein "ganz o.k." abgewinnen kann. Ob ich wohl so wenig Rock’n’Roll und lieb grinsende Jungs von Nebenan auf der Bühne einfach nicht ertragen kann? Nein. Ich bestehe darauf – nicht jede Musik muss live funktionieren – und ein perfektes Beherrschen des Sounds reicht einfach nicht aus, um ein Bühnenerlebnis zu generieren.

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