Florence Welsh, besser bekannt als Florence + the Machine, ist mit ihrem zweiten Album "Ceremonials" endgültig der Durchbruch gelungen: Ihr Konzert in Berlin war Monate im Voraus ausverkauft.

Florence Welsh, besser bekannt als Florence + the Machine, ist mit ihrem zweiten Album "Ceremonials" endgültig der Durchbruch gelungen: Ihr Konzert in Berlin war Monate im Voraus ausverkauft. © Marcel Benoit

Allein die Tatsache, dass das Konzert der britischen Künstlerin bereits mehrere Monate im Voraus ausverkauft war beweist: Florence Welch ist ein Superstar. Spätestens seit der Veröffentlichung ihres zweiten Albums "Ceremonials" im Herbst letzten Jahres ist der Durchbruch perfekt. Wer noch immer ungläubig zweifelte – und ein Ticket ergattern konnte – durfte sich bei ihrer Show in Berlin endgültig bekehren lassen.

"Regrets collect like old friends..." schallt es pünktlich um 21 Uhr aus den Lautsprechern der Berliner C-Halle, der Beginn eines Songs, der wahrscheinlich allen Besuchern sehr bekannt vorkommt: Shake It Out von Florence + The Machine. Dennoch ist irgendetwas falsch, es ist nicht Florence dort auf der Bühne, sondern ihr Support Spector, dessen Sänger gerade wie ein betrunkener Seemann den bekannten Text ins Mikrofon grölt. Damit hat sich die Band gleich die Sympathie von mindestens der Hälfte des Publikums gesichert.

Nach den ersten Zeilen gibt es großen Applaus, der dann, als Florence höchstselbst kurz die Bühne betritt, um dem Sänger den Mantel abzunehmen, auf riesigen Jubel anschwellt. Nun kann die Supportshow von Spector richtig beginnen. Die Band spielt dreckigen Rock und macht damit gehörig Spaß. Die restlichen Sympathien holen sie sich dann mit ein wenig München-Bashing beim Publikum: "Berlin is already a million times better...".

Dann wird es Zeit für den Umbau. Schon hier wird deutlich, dass die Show von Florence + The Machine um einiges professioneller wird, als noch vor zwei Jahren bei der Tour zum Debütalbum "Lungs". Im Hintergrund hängen lange Banner, die wie Kirchenfenster aussehen und die Keyboards sind in dunkle Verkleidungen gehüllt. Alles soll aussehen, als befände man sich in einer düsteren Kathedrale.

Der Eindruck, dass man sich hier auf einer religiösen Veranstaltung befindet wächst, als dann Florence Welch im langen Gewand die Bühne betritt und ihr tausende Gläubige zujubeln, als würde sie gleich den österlichen Segen aussprechen. Was dann kurz darauf aus den Boxen schallt ist allerdings um einiges besser als "Urbi et Orbi", nämlich "Only For A Night".

Florence wird nun beim Gesang nicht nur von ihrer ausgesprochen guten Background-Sängerin unterstützt, sondern auch von 3000 überwiegend weiblichen Kehlen, die voller Glück jedes Lied mitschmettern. Als sie dann noch die meterlangen, wallenden Ärmel dramatisch im Takt in die Luft wirft, Pirouetten dreht und wie eine Ballerina posiert, ist klar: Es sind ihr nun komplett alle verfallen.

Nur in einigen, hinteren Bereichen der Halle kommt der Sound leider sehr schlecht an. Harfe und Piano sind kaum zu hören und Florences Ansagen gehen im Geschwätz derer unter, die scheinbar zum Quatschen gekommen sind und nicht, um der Sängerin zu huldigen. Das ist aber glücklicherweise nur an wenigen Stellen der Fall.

Florence gibt derweil allen anderen, was sie sich wünschen: Überwiegend Lieder vom aktuellen Album "Ceremonials", wie "What The Water Gave Me" oder "Shake It Out", reihen sich mit den größten Knaller vom Debüt "Lungs" ein, wie "Rabbit Heart" und "You've Got The Love".

Einige Lieder präsentiert sie dabei in einer akustischen, leiseren Version, bei "Dog Days Are Over" hingegen bringt sie den Saal in kürzester Zeit auf Siedetemperatur. Nach zwei weiteren gefeierten Zugaben, "Never Let Me Go" und "No Light", geht ein Konzert zu Ende, das in vielerlei Hinsicht perfekt, an machen Stellen vielleicht sogar etwas zu perfekt war. Aber das ist Meckern auf ganz hohem Niveau.

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