Henri Texier Transatlantik Quartet (live in Mannheim, 2010)

Henri Texier Transatlantik Quartet (live in Mannheim, 2010) © René Peschel

Henri Texiers Transatlantik Quartet präsentiert sich bei seinem Konzert in der Alten Feuerwache in Mannheim als solides Ensemble, das die zahlreich erschienenen Besucher hervorragend unterhält, ohne allerdings in besonderer Weise herauszuragen.

{image}Das Transatlantik Quartet existiert seit nunmehr 22 Jahren, als sich Bassist Henri Texier, der zweite Bassist Steve Swallow, Saxophonist Joe Lovano und Aldo Romano zuerst zusammenfanden, um das Album Izlaz aufzunehmen. Seitdem gehen sie regelmäßig auf Tourneen, die beim interessierten Publikum auf großes Interesse stoßen. So ist es auch am vergangenen Freitag, als das Transatlantik Quartet im Rahmen des Enjoy Jazz Festivals in der Mannheimer Alten Feuerwache auftritt: Trotz des gleichzeitigen Fußball-Länderspiels Deutschland-Türkei ist der Saal hervorragend gefüllt. Das Konzert besticht vornehmlich durch seine musikalische Geradlinigkeit. Die Musiker spielen allesamt direkt und schnörkellos und so gestaltet sich der Abend genau so, wie man es erwarten würde. Die Kombination zweier gänzlich unterschiedlicher Bassisten in Form von Texier und Swallow wirkt nie redundant oder ermüdend, sondern belebt gerade durch die Unterschiedlichkeit der Ausdrucksmöglichkeiten. Während Texiers Kontrabass sonor hallt, erinnert Steve Swallows elektrischer Bass bisweilen eher an eine Jazz-Gitarre.

{image}Die musikalische Struktur der Stücke gleicht sich – mit nur sehr wenigen Ausnahmen: Zunächst spielt Joe Lovano mit der Band im Hintergrund das Thema der Komposition, aber viel ausführlicher als häufig im Jazz anzutreffen. Anschließend solieren stets er und Swallow, während sich Henri Texier und Romano nur gelegentlich in die Reihe der Solisten einreihen. Die Stücke selbst entstammen den Sessions des Jahres 1988: Zu ihnen zählen beispielsweise Colonel Skopje, P.M. und Steve Swallows Ballade Amazing, eines der ganz wenigen Beispiele für eine Komposition, die nicht ein mittleres Tempo vorgibt. Henri Texier hat sichtlich Spaß daran, vor einem so zahlreich erschienenen, begeisterungsfähigen Publikum zu spielen und auch Steve Swallow lässt trotz seiner 70 Jahre kein Anzeichen nachlassender Kräfte erkennen. Aldo Romero macht hingegen einen müden, angeschlagenen Eindruck. Wie so häufig bei Musikern fortgeschrittenen Alters scheinen aber alle körperlichen Beschwerden in dem Moment verschwunden zu sein, wenn sie anfangen zu spielen. Und so zeigt sich Romero auch an diesem Abend als grundsolider Begleiter.

{image}Joe Lovano wirkt eher mürrisch, nicht so freundlich und offen wie gewohnt. Seine Soli erklingen zwar in seinem gewohnt kraftvollen Ton, sie lassen allerdings die letzte Leidenschaft vermissen. Die Begeisterung des Publikums in den Momenten, in denen Lovano etwas aus sich herausgeht, zeigt, dass das Konzert davon profitiert hätte, wenn gerade er mehr Emotionen eingebracht hätte, anstatt sich auf seine Routine zu verlassen. So hat man gelegentlich den Eindruck, er verstehe es als seine Aufgabe sicherzustellen, dass auf der Bühne nichts allzu Ungewöhnliches passiert. Das ändert freilich nichts daran, dass die Zuschauer dank der Klasse der Musiker ein gelungenes Konzert erleben, wenn auch die ganz großen Höhepunkte ausbleiben. Aber vielleicht wäre das zu viel erwartet.

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