Carla Bley bot mit ihrem Trio ein rundherum gelungenes Konzert

Carla Bley bot mit ihrem Trio ein rundherum gelungenes Konzert © Adonis Malamos

"Ausverkauft!" meldete das Ludwigshafener Kulturzentrum dasHaus schon einige Tage vor dem Konzert der amerikanischen Pianistin Carla Bley. Gemeinsam mit ihrem Trio bot sie ruhige, minimalistische, aber ausdrucksstarke Musik, der das Publikum fast ehrfurchtsvoll applaudierte.

Die Regeln für Fotografen sind streng: Carla Bley möchte nicht gestört werden. Und das kann angesichts ihrer ruhigen, fast leisen Musik schnell passieren.Bley, die in diesem Jahr ihren fünfundsiebzigsten Geburtstag feierte, sitzt konzentriert hinter ihrem Klavier, den Blick auf die Partitur oder das Klavier gerichtet.

Manchmal blickt sie nach rechts zu ihrer Band, bestehend aus ihrem ähnlich alten Partner, dem Bassisten Steve Swallow, und dem deutlich jüngeren Andy Sheppard am Sopran- und Tenorsax. Sie achtet sehr genau auf das Geschehen und der Zuschauer ist gut beraten, ebenso zu verfahren, denn wilde, ekstatische Ausbrüche erlebt er an diesem Abend nicht.

Extreme Reduktion

Carla Bleys Klavierspiel ist ungeheuer reduziert. Sie verharrt lange auf Tönen, schlägt die Tasten nur behutsam an und setzt ganz genau berechnete Akzente. Die eigentliche dominante Stimme des Abends ist Saxophonist Andy Sheppard mit seinem klaren, reinen Ton.

Den Höhepunkt dieser Herangehensweise bildet das zweite Stück Rut, das von den Musikern "extreme Reduktion" verlangt, wie Carla Bley selbst in ihrer Ansage erklärt. Schnellere Stücke gibt es kaum, lediglich Valse Sinistre bietet ein etwas höheres Tempo und erweist sich mit einem traumhaften Solo von Bley, deren Hände fast über die Tasten tänzeln, sogleich als einer der Höhepunkte des Abends.

Minimalistisch, aber ausdrucksstark

Selbst Thelonious Monks berühmtes Misterioso, gespielt im Arrangement von Carla Bley als Mister Misterioso, besitzt nur wenig vom anarchischen Rhythmus des Originals – und das obwohl Carla Bleys Stärke als Pianistin doch eigentlich die Rhythmik ist.

Dennoch ist das Konzert nie langweilig, denn trotz aller Reduktion bleibt die Musik stets ausdrucksstark, abgesehen von einigen kleinen Längen im zweiten Set. Das hat viel mit der Präsenz von Andy Sheppard zu tun, aber auch mit Bley und Swallow, denn sie sorgen für Akzente an unerwarteten Stellen, mithin für die Kreativität, die den Abend veredelt.

Unterschiedliche Stimmen

Die Faszination des Trios liegt in der Mischung dieser unterschiedlichen Stimmen. Sheppard ist so geradeheraus wie ein Saxophonist nur sein kann, Bley hingegen vertrackter, schwerer zu greifen in ihrer sehr in sich ruhenden Musik. Swallow bietet den verlässlichen Gefährten, der den Abend mit trockenem Humor bereichert.

Die Zuschauer sind begeistert, aber wagen es nur manchmal auch die Soli mit Applaus zu bedecken. Vielleicht wollen sie die besondere Atmosphäre nicht stören und durch übermäßige Lautstärke zu ruinieren.

Carla Bley beschließt das Konzert mit dem wunderschönen Utviklingssang, das noch einmal die besondere Aura dieses Trios unterstreicht. Kurz darauf kehrt sie auf die Bühne zurück und signiert geduldig die CDs ihrer Fans. Bewundernswert.

Setlist

Wildlife (Horns | Paws Without Claws | Sex With Birds) | Rut | Valse Sinistre | Sidewinders In Paradise | Mister Misterioso || Vashkar | Awful Coffee | The Lord Is Listenin' To Ya, Hallelujah | The Girl Who Cried Champagne (Part One | Part Two | Part Three) || Utviklingssang

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