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Michael Wollny (live in Mannheim, 2023) © Manfred Rinderspacher

Michael Wollny zählt inzwischen zu den prominentesten Jazz-Pianisten. Bei seinem Konzert in der Alten Feuerwache in Mannheim präsentiert sein Trio neue Seiten - auch dank des Einsatzes zahlreicher elektronischer Elemente.

Michael Wollny zählt fraglos zu den großen Virtuosen der Jazzmusik der Gegenwart. Es ist sein Verdienst, sich nicht auf seine Virtuosität zu beschränken, sondern neue Aspekte seiner Musik hinzufügen. 

Von Verfeinerung zu Veränderung

Sein Trio, bestehend aus dem Pianisten, Erich Schaefer am Schlagzeug und Tim Lefebvre am Bass hat in den letzten Jahren und Jahrzehnten das Klaviertrio nicht revolutioniert, aber doch stetig verfeinert und die manchmal etwas vorschnell abgeschriebene Besetzung mit neuem Leben erfüllt.

Damit begnügen sich Wollny und Kollege nicht mehr. Schon der Blick auf die Bühne der fast ausverkauften Alten Feuerwache in Mannheim verrät den Wandel. Neben den vertrauten Instrumenten eines Klaviertrios (Konzertflügel, Kontrabass und Schlagzeug) befinden sich auch ein E-Bass, ein E-Piano und elektronische Instrumente auf der Bühne.

Neue Töne

Der bislang sehr klassische Klang des Michael Wollny Trios erfährt also eine Ergänzung durch elektronische Elemente. Das gelingt dann besonders gut, wenn diese eingesetzt werden, um die bisherige Klangplatette zu erweitern.

Wenn das Trio hingegen eine "Elektro-Battle" auf der Bühne aufführt, kann man sich des Gedankens nicht erwehren, dass das den Musikern sicherlich viel Freude bereitet, aber dass vergleichbare Musik von anderen besser gemacht wird.

Vielfältige Ursprünge

Im Mittelpunkt des Abends stehen Stücke dem neuen Trio-Album "Ghosts", das Interpretationen von bekannten und weniger bekannten Klassikstücken, Jazzstandards, Eigenkompositionen, Filmmusik und Songs aus Pop, Rock und Folk miteinander verbindet.

So findet sich darauf ebenso Schuberts "Erlkönig", Standards wie "I Loves You Porgy" und "In A Sentimental Mood" wie eine Interpretation des fantastischen "Beat The Drum Slowly" der kanadischen Indie-Folk-Band Timber Timbre, dazu Kompositionen von Nick Cave, David Sylvian und ein Stück vom legendären "Wicker Man"-Soundtrack von Paul Giovanni.

Ein stimmiges Ganzes

Wer darin einen Fingerzeig in Hinblick auf die Bandbreite der Musik des Abends erkennen will, liegt genau richtig. Noch eindrucksvoller gelingt aber die Verbindung dieses doch sehr unterschiedlichen Materials zu einem stimmigen Ganzen, und zwar sowohl auf Platte wie im Konzert.

Mit großer Leidenschaft und noch größerer Fingerfertigkeit führen Wollny und sein Trio durch den Abend, erkunden die Stücke weitaus ausgiebiger als auf dem Album und reißen damit das Publikum mit. Pausen gibt es an diesem Abend keine, alle Stücke gehen direkt ineinander über, bis zum famosen Finale, das das Publikum von den Sitzen reißt.

"Wir haben heute Abend mal etwas anderes probiert", erklärt Wollny augenzwinkernd. Es ist eindrucksvoll gelungen.

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