The Comet is Coming (live in Mannheim 2022) © Rudolf Uhrig
Manche mögen einwenden, dass The Comet is Coming hauptsächlich laut, ja viel zu laut gewesen seien. Tatsächlich ist der Auftritt sicherlich einer der lautesten, den es dieses Jahr bei Enjoy Jazz zu hören gegeben hat.
Die Lautstärke ist aber Teil des Programms – und zwar ein wichtiger. Sie dient dazu die Zuschauer mit dem Sound des Trios zu fluten, was entgegen der Wortwahl kein unangenehmer Zustand ist. Es stimmt, dass die Beats – egal von Schlagzeug oder den Keyboards – häufig auf einfachen repetitiven Mustern beruhen.
Nicht nur laut
Aber die Musik von The Comet is Coming is doch viel mehr als das. Wabernde Keyboard-Flächen, flirrende Keyboard-Sounds, technoide Beats, unablässig energetisches Drumming und natürlich das Saxophonspiel von Shabaka Hutchings, der mit irren Soli zeigt, was für ein außergewöhnlicher Musiker er ist.
Das Konzert beginnt mit drei vergleichsweise kurzen Tracks vom neuen Album "Hyper-Dimensional Expansion Beam" und obwohl man sich gelegentlich wünscht, dass die Songs ihre Ideen noch mehr auskosten würden, bilden sie einen schönen Auftakt für den frühen Höhepunkt des Abends.
Handgemachte elektronische Sounds
Es folgen nämlich drei Kompositionen von "Trust in the Lifeforce of the Deep Mystery", die alles auszeichnen, was The Comet Is Coming ausmacht, und zwar eine vollständige Hingabe zu ihrem außergewöhnlichen Sound, der alles durchdringt und doch stets einladend wirkt.
Wer nach Erben der großen elektrischen Bands von Miles Davis aus den 1970ern sucht, findet sie hier. Saxophonist King Shabaka (Hutchings), Keyboarder Danalogue und Drummer Betamax geben sich ihren eigenen Sounds hin. Hier gibt es keinen Backing Track wie Keyboardist Danalogue mehrfach in aller Deutlichkeit betont: "Ich mache das alles selbst".
Der Keyboarder ist der König
Im Zentrum steht aber nicht das vermeintliche Mastermind Shabaka Hutchings, sondern eben Danalogue, der wie ein verrückter Wissenschaftler über seinen Keyboards thront und das Publikum zum Mitgehen auffordert.
Die altersmäßig bunt gemischten Zuschauer in der gut gefüllten Feuerwache nehmen die Aufforderung gerne an, wippen zu den Beats und bejubeln die Musiker für ihren zweistündigen Auftritt.
The Comet Is Coming spielen Musik, die vollständig ihren eigenen Weg geht und bei allen Abwegen und Umwegen doch immer unterhaltsam, eindringlich und mitreißend wirkt. Eine so kreative Band zu erleben, macht einfach Spaß.
Setlist (unvollständig)
Code / Technicolour / Summon the Fire / Blood of the Past / Unity / Final Eclipse / March of the Rising Sun / Atomic Wave Dance / Pyramids / Journey Through the Asteroid Belt / Angel of Darkness
