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MettaShiba, Soweto Kinch & Kit Downes (live in Mannheim, 2023) © Manfred Rinderspacher

Zum Auftakt der Festivalwoche des Enjoy Jazz Festivals präsentieren das EFG London Jazz Festival und seine Leiterin Pelin Opcin am Montagabend mit Moment's Notice ein rein improvisiertes Session-Format, das die Elite der britischen Musikszene zusammenführt und deren Klasse unter Beweis stellt.

Kuratiert wird das Programm von George Nelson, der ursprünglich durch seine Arbeit als Fotograf in die Londoner Jazz-Szene eintauchte.

Das Konzept von Moment's Notice ist auf fünf Musiker*innen ausgelegt, die erst im Duo, dann im Trio und schließlich im Quintett für je 40 Minuten lang frei improvisieren.

Handverlesene Auswahl

Zum Enjoy Jazz Festival bringt Nelson seine erste Wahl an Künstler*innen in die Alte Feuerwache in Mannheim, die alle bereits bei Moment's Notice zu Gast waren, aber noch nie miteinander gespielt haben.

Nelson erklärt dazu, ein solches Konzept könne nur von einem faktischen Außenseiter (d.h. Nicht-Musiker) wie ihm etabliert werden, denn Musiker seien zu tief in der Londoner Jazz-Szene verwurzelt und brächten zu viel Ballast mit.

Saxophon und Perkussion

Der Abend beginnt mit der Musikerin Tamar Osborn und dem afrikanischen Perkussionisten Dudù Kouate. Im Laufe des Abends wechselt Osborn zwischen Querflöte, Baritonsaxophon und Klarinette, während Kouate auf dem Boden sitzend ein ganzes Arsenal an Perkussionsinstrumenten ausbreitet und nichts ungenutzt lässt.

Neben "klassischen" Bestandteilen eines Schlagzeugs nutzt Kouate Instrumente wie Kanjira oder Djembè, andere afrikanische Instrumente, Glocken und Selbstgebautes. Gemeinsam mit Osborn zaubert er Klangwelten, die oft zurückhaltend im Ausdruck, aber stets spannungsvoll sind.

Kouate und Osborne umgarnen einander wie in einem langsamen Tanz, wobei sie die ganze Vielfalt und Vielseitigkeit ihrer Instrumente nutzen, so dass die Musik stets abwechslungsreich und intensiv bleibt.

Trio mit Ansage

Nach 40 Minuten werden die beiden durch ein Trio abgelöst. Der britische Jazzmusiker Soweto Kinch wechselt zwischen Altsaxophon und elektronischem Blasinstrument, während Kit Downes zwischen Klavier und Orgel wechselt und MettaShiba aka Momoko Gill am Schlagzeug sitzt.

Kurz vor Schluss legt Soweto Kinch sein Instrument beiseite, um in eindringlichem Sprechgesang einen Text vorzutragen, der vor allem die Smartphone-Gesellschaft auf humoristische Weise kritisiert.

Abgesehen vom kurzen Ausflug in Spoken-Word-Gefilde, ist der Auftritt konventioneller als das Duo, was auch am geradlinigen, schnörkellosen Spiel von Momoko Gill liegt. Lohnenswert ist der Auftritt aber dennoch, auch für die Virtuosität von Kit Downes, der insbesondere an der Orgel begeisternde, ungewöhnliche Sounds erzeugt.

Das Konzept, Musiker auf diese Weise ins kalte Wasser zu werfen, geht jedenfalls voll auf. Dass es den Musikern gelingt, mehrere stets unterhaltsame vierzigminütige Sets zu spielen, spricht nicht nur für ihre individuelle Klasse, sondern auch für die Kreativität der Londoner Jazzszene.

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