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Alabaster DePlume (live in Ludwigshafen, 2022) © Daniel Nagel

Alabaster DePlume ist ein eigenwilliger, oft exzentrischer Musiker und Sänger. Sein Konzert bei Enjoy Jazz im Kulturzentrum dasHaus in Ludwigshafen ist stets unterhaltsam, zeigt aber auch einen Künstler, der die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn auszuloten versucht.

Alabaster DePlume wirkt bei seinem Konzert bei Enjoy Jazz 2022 wie ein typisch englischer Exzentriker. Das beginnt mit seiner Kleidung, setzt sich über seine Bühnenansagen fort und schließt auch seine Musik ein.

Watch my moves

Entgegen der Ankündigung tritt Alabaster DePlume im Kulturzentrum dasHaus in Ludwigshafen mit einer Band bestehend aus Gitarrist Marcelo Frota, Schlagzeugerin Momoko Gill und einer Bassistin auf.

Im Stil von Miles Davis scheint DePlume von seinen Bandmitgliedern zu erwarten, seine Moves vorauszusehen, auf kurzfristige Ansagen zu reagieren oder auch über eine Melodie spontan zu improvisieren, was vor allem die Bassistin etwas zu überfordern scheint. Wenn er mit einer Performance zufrieden ist, vollführt er einen kleinen Jubeltanz. 

Dank ans Publikum

Dem Publikum gegenüber präsentiert er sich mit einer bemerkenswerten Intensität. Mit eindringlichem, manchmal wildem Blick wendet sich DePlume an die Zuschauer, erklärt ihnen, wie bedeutsam sie seinen, wie dankbar er ihnen ist und wie sehr sie ihn inspirieren. 

Wenn das alles etwas verworren klingen sollte: Das ist Teil des Programms. "I do not really know what I am doing", bekennt DePlume freimütig und zumindest teilweise kann man ihm diese Aussage glauben. Es ist nicht immer leicht seinen langen Ansagen zu folgen und manchmal fragt man sich, ob sie in dieser Form tatsächlich nötig sind.

Meditative Musik

Interessanterweise ist die Musik aber weniger wahnsinnig, weniger extrem und weniger laut als man aufgrund der Beschreibung denken möchte. DePlume spielt abwechslend E-Gitarre und Tenorsaxophon, wobei sein Saxophonspiel wesentlich interessanter ist.

Manchmal erinnert sein Saxophonspiel tatsächlich an John Surman, einen anderen berühmten englischen Saxophonisten, der einen ganz anderen, aber ebenso eigenen Stil pflegt.

Alabaster DePlume spielt ruhige, nachdenkliche, oft folkig anmutende Saxophonthemen, zu denen er und der Rest seiner Band singt oder vokalisiert. Nur zweimal im Verlauf des zweistündigen Konzerts steigert er die Intensität der Musik, ansonsten ist sie weitgehend meditativ und ruhig.

Parallelen und Kontraste

Zudem singt oder rezitiert DePlume in einer sonoren, aber wiederum intensiven Stimme Gedichte oder Songtexte, die oft Empowerment ("Don't Forget You're Precious"), die eigene Gefühlswelt oder den Umgang von Menschen mit anderen Menschen thematisieren. 

Sein (Sprech-)Gesang ist alles andere als virtuos, passt aber in Stimmung und Technik gut zur instrumentalen Begleitung – und kontrastiert heftig mit seiner intensiven Bühnenpersönlichkeit.

Gelungen trotz kleiner Schwächen

So schön und einnehmend die Musik doch meistens ist, gelegentlich wirkt es so, als könne die Band eigentlich viel mehr als Alabaster DePlume ihr abverlangt. Die Gitarre von Marcelo Frota ist häufig kaum zu hören und die Bassistin wirkt manchmal so, als sei sie bei allem etwas außen vor. 

Dass der Konzertabend dennoch lohnenswert ist, liegt aber gerade an den eigenwilligen Kontrasten, die dafür sorgen, dass die Musik jemals belanglos wird. Stattdessen gelingt es Alabaster DePlume ein einnehmendes Konzert zu spielen, das die Zuschauer mit großem Applaus würdigen.

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