Colin Stetson (2019)

Colin Stetson (2019) © Peter Gannushkin

Der amerikanische Avant-Jazz-Saxophonist Colin Stetson zeigt im Rahmen des Enjoy Jazz Festivals 2019 in der Mannheimer Alten Feuerwache, wie ungemein direkt und körperlich Jazz – entgegen aller Vorwürfe, zu verkopft zu sein – sein kann.

Die Beschreibungen von Colin Stetsons Musik führen zuerst einmal auf die falsche Fährte: Immer wieder werden die zahlreichen komplexen extended techniques, die der Saxophonist verwendet, in den Vordergrund gestellt. Das erweckt den Eindruck, als ginge es Stetson in seiner Musik nur darum, seine Virtuosität zu präsentieren.

Mit seinem Auftritt in der Alten Feuerwache in Mannheim entkräftet Stetson diese Befürchtungen nachhaltig: Der muskulöse Hüne, der mit seinem ärmellosen Shirt irgendwie so gar nicht vor ein Jazz-Publikum passt, spielt mit einer Konzentration, deren Intensität auch in der letzten Reihe noch zu spüren ist.

Überwältigend

Ob mit dem in seinen Händen viel zu klein wirkenden Bariton- und dem gigantischen Bass-Saxophon oder der futuristisch anmutenden Bassklarinette – Stetson wirkt, als sei er Zentrum eines geisterhaften Rituals zwischen ihm und seinem Instrument.

Der Saxophonist reichert die häufig überlangen, melancholischen Stücke mit unvergleichlicher Energie an, wobei die beeindruckende Komplexität seines Spiels sich nie unangenehm in den Vordergrund drängt. Stetsons Auftritt sprengt Erwartungen geradezu – und ist schon deshalb eine Bereicherung von Enjoy Jazz 2019.

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