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Ryan Porter featuring the West Coast Get Down (live bei Enjoy Jazz 2019) © Andreas Defren

Nach der Absage 2018 holen Ryan Porter featuring the West Coast Get Down ihre Konzert bei Enjoy Jazz 2019 in der Alten Feuerwache nach. Nach ungefähr 100 Minuten leidenschaftlicher Musik steht fest: das Warten hat sich gelohnt.

Hinter dem Namen West Coast Get Down verbirgt sich ein Kollektiv aus Los Angeles, das sich in den letzten Jahren weltweit Bekanntheit erspielt hat, beispielsweise durch die Zusammenarbeit einzelner Musiker mit Kendrick Lamar auf seinem Meisterwerk "To Pimp A Butterfly". 

Durchgemischt

Zu diesem Kollektiv gehört auch Posaunist Ryan Porter, der gemeinsam mit vier weiteren Musikern in der Alten Feuerwache in Mannheim bei Enjoy Jazz 2019 spielt. Kurios: Von den im Programmheft angekündigten Musikern steht neben Ryan Porter nur Saxophonist Kamasi Washington auf der Bühne. 

Stattdessen besteht die Band aus der Besetzung, die auch auf Ryan Porters aktuellem Album "Force For Good" mitgewirkt hat, und zwar Miles Mosley (Bass), Brandon Coleman (Keyboards) und Tony Austin (Schlagzeug). Der angekündigte Trompeter fehlt vollständig.

In Freundschaft verbunden

Alle Mitglieder der Band kennen sich seit Jugendtagen. Ihre enge Verbundenheit zeigt sich auch darin, dass Kamasi Washington sich nicht zu schade ist, als Sideman zu agieren anstatt mit einem Konzert unter seinem Namen wesentlich größere Hallen zu füllen.

Ryan Porter erweist sich im Lauf des Abends als redseliger, sympathischer Gastgeber, der mit echtem Enthusiasmus über seine Musik und seine Band spricht. Seine positive Stimmung und sein spitzbübischer Charme steckt die Zuschauer in der gut gefüllten Feuerwache an und so entwickelt sich ein mitreißender Konzertabend.

Das Material des Abend besteht aus Stücken von Ryan Porters Soloalben "The Optimist" und "Force For Good". Porter ist kein Posaunen-Virtuose, aber besonders das Zusammenspiel mit Kamasi Washington besticht durch die harmonische Verknüpfung zweier individueller Stimmen.

Thinking of Trane

Ryan Porter bezieht sich explizit auf die Musik von John Coltrane, was bei einem Mann, der ein Stück "Impressions" genannt hat, nicht verwunderlich ist. Bemerkenswert ist aber, wie nahe vor allem Kamasi Washington dem Ideal Coltranes kommt.

Kamasi Washingtons außerordentlich flüssiges Spiel, sein manchmal überraschend ähnlicher Ton, seine überbordende Musikalität und seine große Gelassenheit erinnern tatsächlich an den großen Saxophonisten, obwohl man natürlich mit solchen Vergleichen sehr zurückhaltend sein sollte.

Positive Stimmung

Dazu sorgt die Rhythmus-Gruppe für einen unablässigen, funkigen Groove, dem sich die Zuschauer nicht entziehen können. Auf der Bühne sind eben hochkarätige Musiker am Start, die darüber hinaus auch jeden Schritt ihrer Kollegen nachvollziehen und aufgreifen können. 

Dass Ryan Porter und The West Coast Get Down Spaß an ihrer Musik haben, offenbart sich in vielen Momenten. Die gelöste und doch konzentrierte Stimmung trägt nicht wenig zum Erfolg des Abends bei. 

Zugänglich und intensiv

Der andere Grund sind die abwechslungsreichen, mitreißenden Kompositionen des Posaunisten. Die meisten Stücke sind wie "Oscalypso" bei aller Komplexität zugänglich und enthalten genug Spannung, um über die Dauer von 10 Minuten zu tragen. Verschnaufpausen wie bei "Mesosphere" gibt es nur wenige, aber das Konzert besitzt dennoch einen entspannten Flow, der die Zuschauer nie außen vor lässt.

Als überraschendes Highlight entpuppt sich ein neues Stück von Bassist Miles Mosley, bei dem dieser auch gesanglich überzeugt. Damit schließt sich der Kreis, denn wenn etwas The West Coast Get Down auszeichnet, dann ist die Verbindung zwischen populärer Musik wie Hip-Hop, Soul und Pop zu Jazz durchlässiger zu gestalten. 

Zum Abschluss des Konzerts dröhnt nach etwas mehr als anderthalb Stunden wie als Beleg Kendrick Lamars "King Kunta" aus den Boxen. The West Coast Get Down sind eben eine Band, die wie keine andere zwischen Stilen wechseln kann.

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