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Behemoth (live in Frankfurt, 2019) © Johannes Rehorst

Mit Behemoth, At The Gates und Wolves in the Throne Room kommt ein so unterschiedliches wie namhaftes Package in die Frankfurter Batschkapp. Die musikalische Herangehensweise der einzelnen Acts könnte dabei unterschiedlicher nicht sein.

Bevor die "Ecclesia Diabolica Evropa"-Tour ihren bösartigen Auftakt feiern kann, zeigt sich, dass auch die Anhänger solch finsterer Gesellen wie Behemoth nicht vor den profanen Aspekten des Live-Business gefeit sind.

Speziell, aber kurz

So stehen sich an diesem kalten Winterabend vor der Frankfurter Batschkapp hunderte schwarzgekleidete Metal-Fans die Beine in den Bauch, während drinnen die amerikanischen Öko-Black-Metaller Wolves in the Throne Room vor einem Bruchteil der anwesenden Gäste spielen.

Die Nachricht, dass das Konzert sich noch während der Vorband ausverkauft hat, überrascht angesichts der Menschenmassen nicht. Die lächerlich kurze Spielzeit von Wolves in the Throne Room – exakt 30 Minuten – hingegen schon: Mit zahlreichen Songs über 10 Minuten und einer Ankündigung als "Special Guests" hätte man den Amerikanern durchaus etwas mehr Zeit geben können. 

Die Pforten zur Hölle

Den schwedischen Melodic Death Metal-Pionieren At The Gates, nach über 20 Jahren (und langem Hiatus) noch beinahe in Originalbesetzung unterwegs, wird an diesem Abend mit 50 Minuten glücklicherweise mehr Zeit eingeräumt.

Die Gruppe legt dabei eine Energie und Spielfreude an den Tag, von der sich andere Metal-Legenden eine Scheibe abschneiden können: Sänger Tomas Lindberg fegt vom ersten Song an stimmsicher über die Bühne und genießt sichtlich die präzis gespielten Doppel-Gitarren-Leads, für die die Gruppe spätestens seit "Slaughter of the Soul" bekannt geworden ist.

Drummer Adrian Erlandsson liefert derweil ein punktgenaues Drum-Workout, dessen überschäumende Energie den Songs manchmal eine ungewohnte, aber nicht unpassende Crust Punk-Note verleiht. Gleichzeitig profitiert Erlandssons Spiel stark von dem einigermaßen natürlichen (weil verhältnismäßig ungetriggerten) Drumsound.

Überhaupt ist der Band-Sound von At The Gates die wohl positivste Überraschung des Abends: Während Metal-Bands gemeinhin Lautstärke mit Härte gleichzusetzen scheinen, drehen die Schweden die Lautstärke an diesem Abend ein wenig zurück – was ihnen zu einem ebenso klaren wie druckvollen Sound verhilft, der auch die feinsten Details erkennen lässt. 

Behematsch

Genau diese druckvolle Klarheit ist es, die der Headliner des Abends, die polnischen Behemoth, trotz langer Umbaupause leider vermissen lässt. Die Pause wird zum Großteil darauf verwandt, die zahlreichen Show-Elemente in Position zu bringen.

Nach einem langen Intro, dessen Videoprojektionen durchaus effektvoll wirken, eröffnet die Band mit "Wolves ov Siberia", einem Song von ihrem letztjährigen Album "I Loved You at Your Darkest" – und einem Soundbrei, aus dem einzig die Vocals einigermaßen hervorstechen.

Zwar gewinnt der Bandsound Im Verlauf des Sets etwas an Klarheit, aber die hohe Lautstärke, gepaart mit dem penetrant durchscheinenden Trigger-Sound der Bass-Drum, lassen einiges an Details verschwimmen.

Showmen

Dass es Behemoth auf diese Details jedoch auch gar nicht so sehr ankommt, zeigt die überbordende Live-Show sehr deutlich: Statt auf songwriterische Finesse verlassen sich die Polen auf eindrückliche Pyro-Effekte, Nebelkanonen, deren Ausstoß umgedrehte Kreuze bildet, Videoprojektionen, eben gefühlt auf alles, was die Trickkiste hergibt. 

Die Wirkung der Show, die Behemoth bieten, lässt sich dabei nicht abstreiten. Obwohl gerade das Feuer und die hektische Beleuchtung über gut 80 Minuten ermüdend wirken, ist der Auftritt durchaus spektakulär anzuschauen. Auch die offensichtliche Spielfreude der Gruppe, ihre stetige Bewegung, das übertriebene Posing und die zahlreichen, netten Einfälle – etwa die wechselnden Kostüme – machen tatsächlich einfach Spaß. 

Fad Gadget

Nichtsdestotrotz ist es am Ende das Songmaterial, das vielerorts nicht wirklich an das Niveau der Show heranreicht: Zu oft verlassen sich Behemoth auf uninteressante Riffs oder Melodien, die wiederum zu lange wiederholt werden, zu sehr fehlt dem Set wie den Songs ein Spannungsbogen, und gleichfalls zu oft werden käsige Synthie-Streicher mit "Atmosphäre" verwechselt.  

So bleibt am Ende des Abends ein irgendwie fader Eindruck zurück: Hinter den spektakulären Visuals und den zumindest unterhaltsamen Ideen, die die Live-Show auffährt, fehlt die nötige musikalische Substanz. Daran können auch die Energie der Band, die technische Perfektion und die gelegentlich spannenden, musikalischen Elemente – beispielsweise der dreistimmige Gesang – nichts ändern.