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Hollywood Vampires (live in Frankfurt 2018) © Torsten Reitz

Gemeinsam mit ihren Special Guests von The Darkness erwecken die aus Johnny Depp, Alice Cooper und dem Aerosmith-Gitarristen Joe Perry bestehenden Hollywood Vampires die Frankfurter Jahrhunderthalle zum Leben – und beweisen, dass "Altherren"-Coverrock durchaus auch ein jüngeres Publikum begeistern kann.

"Kreischalarm" ist etwas, das die Hardrock-Veteranen Alice Cooper und Joe Perry bereits seit einigen Jahrzehnten nicht mehr erlebt haben dürften. Natürlich werden die beiden lebenden Legenden von Fans auf der ganzen Welt verehrt, aber die Zeiten, als der Aerosmith-Saitenhexer gemeinsam mit seinem "Toxic Twin" Steven Tyler die Teenieherzen höher schlagen ließ, dürften bereits seit den 1990ern vorbei sein – genau wie bei Schockrocker Alice Cooper.

Da kommt es gerade recht, dass beide seit geraumer Zeit mit "Fluch der Karibik"-Star Johnny Depp als Hollywood Vampires die Bühnen der Welt unsicher machen. In der Frankfurter Jahrhunderthalle hat sich auch ein dementsprechend wesentlich jüngeres Publikum als wohl speziell bei Alice Cooper üblich eingefunden, um ihrem Captain Jack Sparrow in seiner Funktion als Gitarre spielender Blutsauger zu huldigen.

Mehr bunt als düster

Als Einstimmung auf einen Sommerabend mit den Vampiren hat sich die Supergroup aus Los Angeles illustre Unterstützung mitgebracht: Die britischen Glamrocker The Darkness holen musikalisch wie optisch eine Epoche zurück, in der sowohl Perry als auch Alice Cooper noch in der Blüte ihres Lebens standen. Etwa eine Dreiviertelstunde lang heizt das dezent von der Musik der 1970er inspirierte Quartett den Zuschauern in der Jahrhunderthalle gehörig ein.

Speziell hervor tut sich hierbei Frontmann Justin Hawkins in seinem blauen Spandex-Anzug mit Bauchnabelausschnitt. Immer wieder springt er vom Drum Riser, lässt seine lange blonde Mähne wehen und kokettiert mit dem Publikum. Sein Bruder Dan an der Gitarre steht ihm dabei zur Seite. Auch er schüttelt des Öfteren seine Mähne und reißt die Arme in die Höhe, um die Fans bei Hits wie "I Believe In A Thing Called Love" auf ihre Seite zu ziehen.

Von Beginn an Hollywood

Als schließlich die Hollywood Vampires zum von der verstorbenen Filmlegende Christopher Lee gesprochenen Intro die Bühne betreten, ist der Jubel groß. Joe Perry darf den ersten Song "I Want My Now" gemeinsam mit dem dritten Gitarristen Tommy Henriksen und der Rhythmusgruppe aus Bassist Chris Wyse und Drummer Glen Sobel anstimmen. Dann betreten auch Alice Cooper und Johnny Depp die Bühne.

Bei den beiden Hardrock-Veteranen hat sich nicht viel geändert. Joe Perry spielt, wie sonst bei Aerosmith, cool und lässig seinen Stiefel runter. Alice Cooper stolziert wie eh und je als stockschwingender Fürst der Finsternis über die Bühne – und die übrigen Begleitmusiker um Keyboarder Buck Johnson funktionieren als eingespielte Truppe, während sich die Blutsauger durch eine Armada an Coversongs aus den 1970ern arbeiten.

Gar nicht zum Depp(en) gemacht

Wie aber schlägt sich Johnny Depp in dieser präzise arbeitenden Maschine aus Profimusikern? Recht gut – allen Unkenrufen zum Trotz, dass er nicht mehr als ein Maskottchen für die Vampire sei. Der Hollywood-Star bearbeitet seine sechs Saiten nicht bloß wie mit Scherenhänden, sondern beweist, dass er doch ein recht passabler Gitarrist ist und auch bei seinen Gesangseinlagen nicht aus dem Rahmen fällt. "Sweeney Todd" hat sich offenbar bezahlt gemacht.

Für seine hartgesottenen Fans häufig jüngeren und weiblichen Kalibers wäre es aber an diesem Abend wohl ohnehin egal gewesen. Wann kann man seinem großen Idol denn schon einmal so nahe kommen wie in der Jahrhunderthalle? Dennoch agiert der Mime vergleichsweise zurückhaltend und spielt sich nicht so in den Vordergrund, wie man es erwarten könnte. Er ist ein einfacher Teil einer stargespickten Band.

Geschöpfe der Nacht

So huldigen die Hollywood Vampires etwa anderthalb Stunden lang den zu früh verstorbenen Musiklegenden. Sie haben sich schließlich nach einem von Alice Cooper gegründeten Club aus illustren Saufkumpanen wie John Lennon, Ringo Starr, Keith Moon und Marc Bolan benannt. Mittlerweile ist der Schockrocker selbst zwar eher "bleifrei" unterwegs und zum braven Wassertrinker mutiert. Die Erinnerung an durchzechte Nächte möchte er aber dennoch hochhalten.

Johnny Depp passt da wunderbar ins Bild, ist er doch selbst dem einen oder anderen alkoholhaltigen Getränk häufiger nicht ganz abgeneigt – auch im Rahmen der Hollywood Vampires. In Frankfurt jedoch präsentiert sich der Filmstar in bester, nüchterner Manier, während Alice Cooper gesanglich bei "Raise The Dead" und "My Dead Drunk Friends", zwei der wenigen Eigenkompositionen der All-Star-Gruppe, seine verschiedenen früheren Mitstreiter wieder aufleben lässt.

Alte Zeiten wieder aufleben lassen

Ein paar Songs der eigentlichen Bands von Joe Perry und dem Fürsten der Finsternis dürfen im Rahmen der aktuellen Tour ebenso wenig fehlen. Aerosmith kommen bei "Combination" und dem um Jimi Hendrix‘ "Voodoo Child" erweiterten "Sweet Emotion" zum Zuge, Alice Cooper hingegen bei den Klassikern "I’m Eighteen" und der durch Pink Floyds "Another Brick In The Wall" ergänzten Zugabe "School’s Out". Depp seinerseits darf etwa bei “Heroes“ zum Mikrofon greifen.

So rocken sich die Hollywood Vampires gute 90 Minuten durch die Rockgeschichte der 1970er und geben damit gleichzeitig eine Visitenkarte als womöglich bestbesetzte Coverband der Welt ab. Den zahlreichen anwesenden Fans jedenfalls gefällt, was sie da sehen – besonders, als am Ende das hessische Jack Sparrow-Double Björn Kuhlow auf der Bühne auftaucht. Hollywood ist eben immer auch Show. Die Vampires bilden da keine Ausnahme.

Setlist

I Want My Now / Raise The Dead / I Got A Line On You / 7 & 7 Is / My Dead Drunk Friends / Five To One / Break On Through (To The Other Side) / The Jack / Ace Of Spaces / Baba O’Riley / As Bad As I Am / The Boogieman Surprise / I’m Eighteen / Combination / People Who Died / Sweet Emotion (inklusive Voodoo Child) / Bushwhackers / “Heroes” / Train Kept A-Rollin’ // School’s Out (mit Another Brick In The Wall, Part 2 und Bandvorstellung)