Ry X

Ry X © Karsten Jahnke

Als Headliner des Queer Festivals 2016 verzaubert Ry X mit seinem Trademark-Tenor den Heidelberger Schlosssaal. Doch mit Hilfe seiner Begleitband demonstriert er auch, dass ihn mehr als das auszeichnet, nämlich vor allem seine Fähigkeit als Songwriter.

Der bestuhlte Königssaal des Heidelberger Schlosses ist fast bis zum letzten Platz gefüllt, als das Konzert gegen 20 Uhr recht pünktlich beginnt. Denn die Chance, Ry X abseits größerer Städte wie Berlin oder Hamburg zu sehen, ist eher selten; die Veranstalter des Queer Festivals freuen sich nicht umsonst über diesen Headliner.

Dieser wiederum drückt seine Freude darüber aus, in Heidelberg spielen zu dürfen. Vor allem freut er sich über die exklusive Location, die seiner Meinung nach perfekt zur Musik passt.

Kurz und gut: Josin

Doch bevor es mit dem Hauptact losgeht, betritt erst einmal der von Ry X persönlich ausgesuchte Supportact Josin die Bühne. Mal mit Keyboard-, mal mit Gitarrenbegleitung, hin und wieder ergänzt von dezenten Drum- und Vocal-Loops, demonstriert die Musikerin ab dem ersten Song ihr Talent. 

Gerade ihre kraftvolle und ausdrucksstarke Stimme überzeugt auch dann, wenn die Klavierbegleitung in einigen wenigen Songs etwas generisch klingt. Der Großteil ihrer Lieder offenbart jedoch ein Gespür für kreatives und in Kombination mit dem Gesang sehr wirkungsvolles Songwriting. Zusammen mit den kurzen, aber von Grund auf sympathischen Ansagen hinterlässt Josin einen durchweg positiven Eindruck, als sie nach einer knappen halben Stunde die Bühne verlässt.

Leider kurz, aber auch gut: Ry X

Nach kurzer Umbaupause geht es ohne Umschweife weiter mit Ry X. Wer den Künstler vor allem durch seinen wohl populärsten Song, "Berlin", kennt, dürfte überrascht sein: Statt solo mit akustischer Gitarre bestreitet Ry X das Konzert mit zwei Mitmusikern, die mit Synthesizern, Keyboard und Drums sowohl für Tiefe wie auch für Abwechslung sorgen. Ry X selbst spielt sowohl akustische, als auch elektrische Gitarren, seltener auch einen Synthesizer, und singt – natürlich.

Dass der Tenor sein Markenzeichen geworden ist, ist verständlich. Er klingt live sogar noch mehr als auf Tonträger gleichzeitig kraftvoll und zerbrechlich und lässt sofort aufhorchen, wenn er erklingt. Schon mit den ersten Tönen des ersten Songs schafft es Ry X, eine fesselnde Atmosphäre im Schlosssaal zu erzeugen, die bis zum Ende anhält.

Dynamische Instrumentierung

Glücklichweise verlassen sich die Musiker jedoch nicht bloß auf die Tragkraft von Rys Stimme. So viel Raum ihr gerade in ruhigeren Songs gegeben wird, so sehr wird sie in den stärker instrumentierten Liedern auch mal zurückgenommen, um Platz zu machen für das hervorragende instrumentale Zusammenspiel der Band. 

Gerade diese Abwechslung zwischen ruhigeren und treibenderen Songs macht einen besonderen Reiz des Auftritts aus. Die Instrumente treten in manchen Songs wesentlich stärker in den Vordergrund, als sie dies in den Studioversionen tun. Gerade das Schlagzeug klingt im Live-Mix wesentlich präsenter, und verleiht den Songs gerade durch die kraftvolle Spielweise des Drummers, einen treibenden und intensiven Charakter, der ihnen hervorragend steht. 

Nach etwas über einer Stunde endet der Auftritt dann mit zwei Zugaben, bevor sich Ry X mit einer Verbeugung und mit einem aufrichtigen "Dankeschön" verabschiedet und das Publikum mit Lust auf mehr zurücklässt.

Alles zum Thema:

ry x