The Dowland Project (Pressebild, 2014)

The Dowland Project (Pressebild, 2014) © ECM Records

The Dowland Project erntet bei seinem Auftritt in der Alten Feuerwache im Rahmen von Enjoy Jazz viel Applaus. Der kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Konzert in Teilen einer Geduldsprobe gleichkam.

The Dowland Project besteht aus Tenor John Potter, Klarinettist John Surman, Milos Valent an der Violine und Jacob Heringman (Laute). Gemeinsam bringen sie Musik vom Mittelalter bis zur Romantik auf die Bühne der Alten Feuerwache im Rahmen des Enjoy Jazz.

Wer an Jan Garbarek & The Hilliard Ensemble denkt, muss sich nicht schämen. John Potter war bis 2001 Mitglied des Ensembles, das mit Officium einen Welterfolg erzielte. Das Dowland Project knüpft daran mit anderen musikalischen Mitteln an. Das funktioniert mal besser und mal schlechter.

Erhaben und etwas langweilig

Schlecht im Sinne von langweilig ist vor allem der Teil mit mittelalterlicher Musik, mit der The Dowland Project das Konzert eröffnen. Die ganze Musik strotzt von musikalischer Erhabenheit, die leider auch sehr statisch und formelhaft daherkommt. Das wäre noch tragbar, wenn man wenigsten den Eindruck hätte, dass auf der Bühne etwas spannendes passiert, aber das ist leider nur in isolierten Momenten der Fall.

Besonders Jacob Heringman, der an den Studioalben des Projekts nicht beteiligt war, erweist sich lediglich als Staffage, der ein wenig auf seiner Laute klimpern darf. Der Star des Ensembles ist natürlich der große John Surman, der seine Virtuosität und seinen grandiosen Ton nur viel zu selten zeigen darf. Er wirkt in diesem Quartett verschwendet, obwohl er dieser Ansicht vermutlich widersprechen würde, denn er hat offensichtlich Spaß auf der Bühne. Aber wenn ein Musiker seines Formats in vornehmlich dienender Rolle agiert, dann bleibt immer der Eindruck einer verpassten Chance zurück.

90 Minuten Nuancen

The Dowland Project ist nämlich das Projekt von John Potter und das heißt, dass seine Stimme immer über allem stehen muss. Das ist legitim, denn bei dieser sehr ruhigen Musik kommt es auf Nuancen an. Nur ist es leider auch ziemlich anstrengend, 90 Minuten auf Nuancen zu achten.

Mit Beginn des Renaissance-Teils ziehen Tempo und Intensität etwas an und gleich nimmt auch der bis dato spärliche Applaus deutlich zu. Einige der nun folgenden Kompositionen, darunter solche des namensgebenden Komponisten John Dowland, sind lebendig und farbig. Dann aber verflacht das Konzert wieder in einer Vielzahl von stilisierten Ausdrucksformen, die etwas "blutleer" und monoton daherkommen.

Weder Fisch noch Fleisch

Zum Schluss ist The Dowland Project in der Romantik angekommen und schließt mit zwei Liedern von Franz Schubert. Besonders "Der Leiermann" ist eine ausgezeichnete Performance mit wesentlich mehr Leidenschaft als die Zuschauer bis dahin gewohnt waren. Dementsprechend groß fällt der Applaus des Publikums zum Abschluss aus.

Insgesamt ist das Dowland Project weder Fisch noch Fleisch. Der Versuch, ein Jahrhunderte umspannendes Repertoire zusammenzustellen, ist bestenfalls mäßig erfolgreich. Das Konzert bietet zwar eine geradezu überquellende Menge an kunstvollem Ausdruck, der bisweilen aber ziemlich anstrengend ist. Da gibt es "in diesem Bereich" (Rainer Kern) doch weitaus besseres.

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