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Future Islands (live auf dem Maifeld Derby 2014) © Markus Biedermann

Die Euphorie über das Maifeld Derby 2014 will nach drei sensationellen Tagen kaum vergehen. Schon der Auftakt am Freitag bot glänzende Unterhaltung mit Bilderbuch, Future Islands und Johnossi und hielt auch so manche Neuentdeckung bereit.

Alles neu macht der Mai beim Maifeld Derby. Beim ersten Gang aufs Festivalgelände stellen wir fest: Irgendwie ist alles anders, irgendwie ist alles gleich. Die Außenbühne mit dem schönen Namen Fackelbühne ist gewachsen und steht jetzt sinnigerweise in der Mitte des Geländes. So bleiben die Wege zu den anderen Bühnen kürzer.

Das Palastzelt trägt seinen Namen 2014 zu Recht und ist so groß, dass unser eigenes Redaktionsschloss, das wir von unseren Spesen gekauft haben, dort beinahe einziehen könnte.

Der Parcours D'Amour ist ins hinterste Eck des Reitstadions eingezogen, an dem das Maifeld Derby stattfindet. So kann der Krach der anderen Bühnen nicht mehr den intimen Rahmen des Parcours stören.

Angekommen unter den großen Festivals

Dass das Publikum bereits beim ersten Act Laura Carbone in großer Zahl vor der Bühne steht, liegt dann nicht nur am schönen Wetter und durch Brückentag verlängerten Wochenende. Das Maifeld Derby ist mit dem Booking von The National endgültig in der internationalen Liga angekommen und zieht daher auch Publikum aus dem europäischen Ausland an.

Das freut nicht nur als Maifeld-Fans, sondern auch Laura Carbone, die vor versammelter Meute spielen kann. Dabei zeigt die Sängerin von Deine Jugend, die derzeit auf Solopfaden wandelt, dass sie kein Grünschnabel im Business mehr ist. Lässig gehen ihre doch ganz schön rockigen Titel über die Bühne und als am Schluss ihr Hit "Plan of Attack" durch die Lautsprecher kommt, freuen nicht nur wir uns.

Starke Lokalmatadoren

Erfreulich ist auch der Auftritt der Mannheimer Newcomerband Bled White. Mit ihren melodischen Postpunk-Songs sorgen sie für Aufmerksamkeit bei den aufs Gelände strömenden Massen. Eine Band, die man unbedingt im Auge behalten sollte.

Ein Volltreffer sind auch Rah Rah, die aus dem fernen Kanada angereist sind. Sicher: die Band hat alle Arcade Fire-Platten rauf und runter gehört, aber das ist ja nie ein Fehler. Jedenfalls reißt ihr Indie-Folk-Rock schon zur frühen Stunde mit. Wenig überzeugend ist hingegen der Auftritt der französischen Band La Femme. Affektiertes Gehabe und Mangel an einprägsamen Songs, lassen uns schnell nach alternativen Beschäftigungen suchen.

"Wenn du Angst vor der Zukunft hast, kauf dir einen Pool"

Nachdem wir uns etwas in Festivalgetümmel gestürzt haben, stehen plötzlich schon Bilderbuch auf der Bühne. Sie starten ihren Auftritt mit "Feinste Seide" aus ihrer gleichnamigen Erfolgs-EP. Das Publikum ist teilweise etwas verdutzt ("Wer ist das?"), andere feiern den Auftritt der Wiener direkt von Beginn.

50 Minuten lang gehen Ohrwürmer wie "Karibische Träume", "Die Kirschen waren toll" oder "Lambrusco" über die Bühne. Was von den Songtiteln her wie harter Schlager klingt, ist intelligenter deutschsprachiger Pop, der in Österreich dank Falco eine gewisse Tradition hat. Unsere Lieblingstextzeile lautet: "Sieben Schläge mit dem Stock auf das Knie und ich steh' noch" (aus "Die Kirschen waren toll").

Schlager, Schlager und nochmal Schlager!

Schlagerhaft dagegen Future Islands, auch wenn die Band aus Baltimore natürlich Englisch singt. Songtitel ("Sun in the Morning", "A Dream of You and Me"), die außergewöhnliche Gestik von Sänger Gerrit Welmers und die Musik selbst sind so verschlagert, dass es den Flippers Tränen in die Augen treiben könnten. Aber ist das schlecht? Keineswegs!

Das Publikum kann sich kaum Halten, als die Hitmaschine Gassenhauer nach Gassenhauer aus dem Sack zaubert. Wer so begeistert, kann nur gut sein. Einziger Wermutstropfen am Ende: Die Rufe nach einer Zugabe müssen aufgrund des straffen Festivalplans leider unbeantwortet bleiben.

Der Ort, an dem die Ohren bluten

Zwischendurch geht es immer wieder ins Brückenaward-Zelt. Wie zuvor kann man auch 2014 dort eher lauten Klängen lauschen. Der Unterschied zu den Vorjahren besteht im besseren Sound und einem größeren Zelt (soweit das unsere kaputte Augen und Ohren sagen können).

Erste Band im Zelt des Brückenawards ist Ed Schrader's Music Beat, die an normalen Tourtagen den Support für Future Islands stemmen. Sänger Ed Schrader erinnert leicht an den liebenswürdigen Jim Moriarty aus der aktuellen BBC-Serie Sherlock Holmes. Nur dass Schrader bestimmt keine Herzen ausbrennen wird.

Keine Gefangenen

Fjort nehmen danach keine Gefangenen: Laut, lauter, Taubheit ist das Motto. Die Aachener überzeugen mit einer gewaltigen Bühnenpräsenz und einer Urgewalt, die durch die Boxen dringt und wohl sogar unsere Großmütter zumindest zu einem leichten Nicken bringen würde.

Als Abschluss des Brückenaward-Tages auf dem Maifeld Derby erleben (!) wir Raketkanon. Auch hier wird der erste Eindruck durch die Lautstärke geprägt, dann aber geben die Belgier den Zuschauern eine unheimliche Mixtur aus ruhigen Teilen, Soundexplosionen und andauernden Ausflügen vor die Bühne zum Besten.

Auf zum Palastzelt!

Schließlich eilen wir ins Palastzelt, denn Johnossi und FM Belfast beenden den ersten Tag des Maifeld Derbys – und da will man dabei sein. Johnossi tun das in gewohnter Manier, mit viel gradlinigem Rock, der aber gut in die Beine geht und zu später Stunde die nötige Energie verschafft.

FM Belfast überraschen hingegen. Die etwas krude Musik und ziemlich ausufernden Gesangsposen sind ungewohnt, aber perfekt für den Abschluss des ersten Abends. Schaut einfach einmal in unsere Bilder rein. Ein außergewöhnlicher erster Tag fand damit seinen Abschluss.