Heike Makatsch

Heike Makatsch

Heike Makatsch kennt man vor allem als ehemalige Moderatorin beim Musiksender VIVA und als Schauspielerin aus zahlreichen Filmen wie "Hilde" oder "Männerpension". Nun hat sie mit Max Schröder (Tomte, Der Hund Marie) ein Kinderlieder-Album aufgenommen. regioactive.de traf Heike Makatsch in Berlin und sprach mit ihr über Kinder, Kinderlieder und warum sie diese nun selbst vertont hat.

{image}RA: Was schätzt du an und welche Bedeutung haben Kinder für dich?
Heike: Kinder sind kleine Wunderwesen, die jeden Tag die Welt neu entdecken und dieses Entdecken einem gleichzeitig auch mitgeben. So erfährt man mit Kindern ganz neue Welten und hält dadurch selber an. Ich glaube, man betrachtet mit ihnen alles noch einmal neu und lässt nicht alles an sich vorbeifließen.

Was unterscheidet Kinder deiner Meinung nach von Erwachsenen?

Heike: Kinder sind noch nicht verbogen und gepanzert. Sie sind ganz pur und versuchen sich selbst und die Welt zu begreifen. Sie sind noch ziemlich unbeschrieben und in keine Bahnen eingepfercht. Sie sind einfach noch frei.

Wie Peter Pan?

Heike: Ja, ich denke, so könnte man es ein wenig beschreiben

Wärst du gern Peter Pan?

{image}Heike: Darüber habe ich mir bis jetzt ehrlich gesagt noch keine Gedanken gemacht, aber willst du damit sagen, dass ich wie ein Kind sein möchte? Es ist zwangsläufig so, dass man mit dem Erfahrungsschatz, dem man als Erwachsener hat, nicht mehr ganz so Peter-Pan-mäßig mit den Dingen umgeht. Ich glaube, dass ich schon zu sehr mit meiner eigenen Geschichte lebe.

Und was kann man deiner Meinung nach von Kindern am besten lernen?

Heike: (langes Überlegen) Ich denke, ich kann von Kindern lernen, dass Dinge nicht immer nach einem kontrollierten, vorbestimmten Weg gehen müssen, sondern dass man sich auf Abläufe und Situationen offen und flexibel einlassen sollte.

Du hast jetzt ja zusammen mit Max Schröder (Der Hund Marie) ein Kinderalbum aufgenommen (⇒ amazon). Wie kamt ihr auf diese Idee?

Heike: Eigentlich kam die Idee vom Diogenes Verlag. Sie kamen mit der Frage auf mich zu, ob ich mir vorstellen könnte, etwas Musikalisches für die Jubiläums-Ausgabe des "Großen Liederbuches" beitragen zu können. Und da das "Große Liederbuch" bei mir als Kind im Haushalt eine große Institution war, mein Vater immer Gitarre gespielt hat und ich als siebenjähriges Mädchen dazu gesungen habe und ich die dort abgebildeten Bilder von Toni Ungerer auch noch sehr präsent in Erinnerung hatte, war es für mich grundsätzlich eine Aufgabe, der ich mich gern stellen wollte. Dann habe ich Max gefragt, ob er auch Lust hätte. Und als er es ebenfalls eine gute Idee fand, haben wir dem Diogenes Verlag gesagt, dass wir dazu gerne was beitragen würden. Allerdings nur unter der Bedingung, dass wir die ganze Platte relativ autark nach unseren Vorstellungen gestalten können. Sie haben von uns dann eine Skizze bekommen, wie wir es uns ungefähr vorstellen und nachdem sie das gut fanden, haben sie den Startschuss gegeben und uns machen lassen.

Ich glaube, ein Kinderchor ist doch auch noch zu hören, oder?

Heike: (lacht) Ja; der kommt von der John-Lennon-Schule hier um die Ecke.

Eine Frage zu eurem Aufnahmeprozess: Welches Konzept steckte denn dahinter?

Heike: Wir wollten die Lieder so konzipieren, wie wir die Musik gerne hören. Eigentlich müsste man da jetzt am besten Max fragen. Sein Konzept war, dass er sich hier freien Lauf gelassen hat, die Stimmungen, in die die Lieder ihn versetzten, durch das Arrangement umzusetzen versuchte. Und mein Konzept war wiederum, dass ich sowieso immer nur Dinge so singe, wie sie mir Spaß machen.

Was gefällt dir an den Kinderliedern besonders oder was ist dein Lieblingssong von der Platte?

Heike: Mein Lieblingslied ist Horch, was kommt von draußen rein. Das habe ich von klein auf gesungen, zusammen mit meiner Großmutter. Ich hatte schon damals beim Zuhören dieses Lieds Bilder im Kopf. Wie ein Mann mit gebrochenem Herzen seine große Liebe an den Gardinen vorbei gehen sah – und sie ihn keines Blickes würdigte. Die Lieder des 'großen Liederbuchs' fand ich schon als Kind sehr berührend und interessant, weil diese ja teilweise textlich und thematisch nicht nur Kinderlieder, sondern auch Liebeslieder, Abschiedslieder oder melancholische Lieder über die Einsamkeit sind. Ich denke, dass man schon als Kind einen Bezug zu solchen Themen hat. Den eben erwähnten Song mag ich auch wegen der Instrumentalisierung sehr gern, da er sehr minimalistisch ist und in eine amerikanische, volkstümliche Richtung geht.

{image}Die Musik auf eurem Album wird ja auch mit der Musik von Surfjan Stevens oder Wilco verglichen, wenn man diese wiederum in ein Kinderlieder-Gewand packen würde. Gefällt dir diese Beschreibung?

Heike: Es ist natürlich zuallererst einmal ein Kompliment für Max, weil das ja vor allem seine Welt ist und er es vor allem auch war, der dem Album die Farbe der Musik verliehen hat. Deshalb glaube ich, dass er sich mit der Beschreibung sicherlich ganz wohl fühlt.

Was sollten deiner Meinung nach Kinderlieder textlich und inhaltlich beinhalten?

Heike: Ich glaube, dass die Kinder vor allem auf einen guten Rhythmus stehen, zu dem sie gut stampfen können. Außerdem sollte es textlich eine Wiederholung geben, damit sie Spaß am Mitsingen haben. Je offener das Lied ist, umso besser. Meine Tochter liebt Robbie Williams, da ist die Kleine nicht anders gestrickt, als viele Erwachsene. Ein Kinderlied funktioniert für mich, wenn es emotional berührt, aber nicht zu verkopft und monoton ist, sondern der Ausschläge besitzt, die einen immer wieder mitreißen.

Warum habt ihr genau diese zwölf Kinderlieder aufgenommen? Denn es gibt ja noch sehr viele andere Kinderlieder.

Heike: Ich glaube, es waren einfach die Kinderlieder, die ich am besten kannte. Und die natürlich auch viele andere Leute am besten kennen. Meiner Meinung nach ist das aber auch nicht das Schlechteste, weil das Album dadurch ein bisschen wie ein Greatest-Hits-Querschnitt von Kinderliedern geworden ist. Ich bin da sehr von mir ausgegangen. Wir haben das Buch durchgeblättert und darauf geachtet, dass die Auswahl sich nicht auf Backe-Backe-Kuchen reduziert.

Für wen ist euer Album oder wann sollte man euer Kinderlied-Album hören?

Heike: Ich würde sagen, es ist vor allem für Familien. Eltern und Kinder sollten es gemeinsam auf langen Autofahrten hören. Oder aber es kann auch am Sonntagvormittag zuhause gehört werden und die Kinder können dann dazu tanzen und die Eltern die Rühreier machen. Es ist eine Familienplatte, wenn man Lust auf Hintergrundmusik hat, aber auch wenn man eine Runde zuhause vor dem Spiegel tanzen und hüpfen möchte.

Auch für Weihnachten?

Heike: Dafür ist es natürlich auch super! Denn die Musik kann Generationen verbinden, wenn bestenfalls schon die Großeltern damit was anfangen können. Und Weihnachtslieder singt man dann einfach noch selber dazu.

Was gefällt dir mehr: Kinder- oder Weihnachtslieder?

Heike: Kinderlieder. Traditionelle Weihnachtslieder sind mir dann doch zu themenspezifisch und oft zu getragen. Da ist auch immer der Weihrauch gleich, wenn man diese Art von Liedern singt. Meistens sind Weihnachtslieder auch weniger schmissig. Obwohl: Es gibt zum Beispiel eine Weihnachtsplatte von Phil Spector, die ich wunderbar finde. Wenn 60er-Jahre-Girlbands Weihnachtslieder singen, dann kann ich damit schon viel anfangen.

Danke für das Interview!