Jupiter Jones (live bei Rockbuster in Ludwigshafen, 2008)

Jupiter Jones (live bei Rockbuster in Ludwigshafen, 2008) © Laura Schmitt

Jupiter Jones sind zurück! Erst vor einigen Wochen ist ihre neue Platte "Holiday in Catatonia" erschienen und die vier Jungs sind schon wieder in der ganzen Bundesrepublik unterwegs. "Holiday in Catatonia" ist die erste CD der Band, die gleich in die Charts eingestiegen ist - was die Band aber nicht zum abheben verleitet! Sänger Nicholas Müller und Gitarrist Sascha Eigner unterhielten sich vor dem Konzert in Magdeburg mit regioactive.de und erzählten, was es für eine Band bedeutet, in den Charts zu stehen und wie schwer es ist, die Musik zum Beruf zu machen.

{image}Ihr habt jetzt einige Konzerte mit den neuen Songs gespielt. Wie verliefen sie und wie nehmen die Fans das neue Material an?

Nicholas: Bisher eigentlich sehr gut. Wir hatten die Songs ja vorher schon im Netz stehen. Es war sehr schön zu sehen, dass die Fans sie schon bei den ersten Konzerten kannten. Und auch bei der Release-Show, bevor die Platte rauskam, standen schon viele Fans vor der Bühne und haben die neuen Songs mitgesungen.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, die Songs vorab ins Netz zustellen? Hattet ihr keine Bedenken, dass dadurch die Plattenverkäufe sinken könnten?

Sascha: Wir waren damals mit der letzten Platte im Jahr 2007 eine der erste Bands, die ihr komplettes Album vorab bei myspace veröffentlichten. Die Leute waren damals schon ziemlich überrascht, dass eine Band die ganze Platte im Internet streamt. Ich glaube aber, dass die Leute, die sich das Album illegal downloaden wollen, es so oder so tun würden. Die sind einfach unbelehrbar. Alle anderen, die sich wirklich für die Musik interessieren, kaufen sich das Album auch. Man kann die Leute auch nicht vom Downloaden abhalten. Ob man die Platte nun im Internet streamt oder nicht.

Nicholas: Der Aufwand, sich das Ganze mitzuschneiden, wenn eh einige Tage später die Platte im Netz ist, wäre quatsch.

Denkt ihr, dass es eine Band in der heutigen Zeit schwerer als früher hat, das Hobby Musik zum Beruf zu machen?

Nicholas: Bekannt zu werden ist ein Segen des Internets. Es ist um einiges einfacher geworden, überregional bekannter zu werden, weil man im Internet seine Musik, Videos und Bilder auf den Punkt liefern kann. Was aber auch eine gute Sache ist, weil du so deinen ganzen Kram nach draußen trägst. Wir haben damals auch unser erstes Demo gratis ins Netz gestellt. Was vermutlich auch der Grund war, wieso es mit uns funktioniert hat. Weil wir den Fans immer viel gegeben und geboten haben. Die konnten sich anfangs das Album runterladen und anhören. Damit aber den Lebensunterhalt zu bestreiten, ist heute so erheblich schwerer geworden, als es früher mal war. Das ist wiederum der Fluch des Internets, weil viele Menschen einfach den Wert eines Tonträgers nicht mehr erkennen und ihn sich runterladen.

{image}Ihr seid ja sehr nah an euren Fans, was man an Aktionen wie der Gartenlaubenparty oder auch den Wohnzimmerkonzerten sehen kann. Wie  wichtig sind euch eure Fans? Und wieso macht ihr das alles, obwohl ihr es ja nicht machen müsst?

Sascha: Es ist unglaublich wichtig, eine Nähe zu den Fans aufzubauen. Ich finde es furchtbar, wenn Bands nur im Backstageraum rumsitzen und keinen Kontakt halten. Und wenn sie bekannt werden, oder es zumindest denken, und den Rockstar raushängen lassen, dann finde ich das nicht gut. Letzten Endes sind es die Fans, die für Geld investieren und ich denke, da kann man auch ganz menschlich sein und mit ihnen sprechen.

Auf Holiday in Catatonia hört man einige Gastsänger. Darunter Ingo Donut, Jana Paleska und sogar Oliver Rohrbeck als Sprecher bei Das Jahr in den ich schlief. Wer ist auf die Idee gekommen, gerade diese Sänger mit auf die Platte zu nehmen?

Nicholas: Das hat sich während der Aufnahmen ergeben. Bei Das Jahr in dem ich schlief waren wir uns gleich sicher, dass dort ein gesprochener Teil rein soll. Anfangs sollte ich den noch sprechen und dann kam die Idee, das man das jemanden machen lassen sollte, der es auch wirklich kann. Oliver Rohrbeck war da unsere erste Adresse, da er den Justus Jonas bei den 3 Fragezeichen spricht. Er war auch super nett. Ingo von den Donots wird langsam zu einer Art Tradition, da er bei der letzten Platte auch dabei war. Die Donots sind mittlerweile Freunde und wir kennen uns schon ewig. Dann ist noch Jana Palaske mit auf der Platte, weil wir einfach ein Mädel brauchten. Wir alle sind ziemliche Fans von ihr und da lag das eigentlich auf der Hand. Und sie war auch gleich dabei.

Eure Platte ist auf Anhieb auf Platz 97 der Charts eingestiegen. Das ist die erste Platte von euch, die in die Charts gekommen ist. Seid ihr Stolz darauf oder hattet ihr euch mehr erhofft?

Sascha: Die 97 drückt nicht unbedingt das aus, was es geworden ist. Es sind in der Woche 22 neue Künstler in die Charts eingestiegen, was eine totale Seltenheit ist.

Nicholas (lacht): Wobei es klar ist, dass es dann passiert, wenn wir die Platte rausbringen...

Sascha: Das bedeutet, dass es ein erhöhtes Verkaufsniveau gibt und man mehr Platten verkaufen muss, um in die Charts zu kommen als sonst. Wenn wir das Album im März oder April rausgebracht hätten, wo das Verkaufsniveau niedriger war, wären wir auf Platz 60 gewesen. Die Verkäufe geben das schon her, deshalb kann man stolz und froh sein, dass es geklappt hat.

Nicholas: Vor allem ist die Chartaktion mehr oder weniger so ein notwendiges Übel. Denn das ist das Medium, was den Leuten da draußen zeigt, dass man da ist. Damit wir unser Essen und unsere Mieten zahlen können, mehr wollen wir auch gar nicht. Mehr wäre zwar schön, aber es bildet sich auch niemand ein, dass es so einfach geht. Von daher sind wir glücklich, dass es geklappt hat und den Leuten dankbar, die gerade in der ersten Wochen so viele CDs gekauft haben.

{image}Jetzt wo ihr den Charteinstieg geschafft habt, hört man vereinzelt neidische Stimmen, die euch vorwerfen, ihr hättet euch verkauft. Wie steht ihr zu solchen Kommentaren?

Nicholas: Ach, das ist noch nicht einmal Neid, das ist einfach Gedankenlosigkeit. Das sind Leute, die kein Problem damit haben, ihre Miete zu bezahlen oder sich schlicht und ergreifend etwas in den Kühlschrank zu packen. Eigentlich sollte man doch mal aus dem Alter rauskommen, wo man mit einer 7"-Platte von einer Band mit einen 12-zeiligen Namen, die du überhaupt noch nicht gehört hast, angibt. Also da braucht man eigentlich nicht weiter drüber zu diskutieren, das ist einfach nur dummes Gewäsch.

Wie würdet ihr jemanden das neue Album in kurzen Sätzen erklären, der nur eure vorherigen Alben kennt?

Sascha: Das Songwriting ist anders geworden. Ich glaube, dass die Songs noch kompakter und noch mehr auf den Punkt gebracht sind. Es steckt auch viel mehr Liebe in den Songs. Wenn man die Lieder alle mal auf einem Kopfhörer hört, entdeckt man bei jedem Song irgendetwas Neues, weil wir auch so viele Instrumente benutzt haben. Wolfing, unser Produzent, hat auch mit uns an Arrangement und Sound gearbeitet und war dafür zuständig, dass wir so klingen, wie wir klingen. Die ganze Mischung stimmt jetzt, das ist ein ganz großer Unterschied zu allem, was wir vorher gemacht haben.

Wie seht ihr die Band in 10 Jahren?

Nicholas: Größenteils unbehaart!

Sascha: 10 Jahre ist echt ein ziemlich langer Zeitraum.

Nicholas: Ich glaube, wir haben dann richtig großartige und auch miese Sachen erlebt und sind schon 100 Schritte weiter, als wir jetzt sind. Ich glaube, dass wir auf jeden Fall auch dann noch in Kontakt stehen werden. Ich sehe mich persönlich auch noch in 10 Jahren hinter einer Gitarre und vor einem Mikro stehen, weil ich auch sonst nix gelernt habe.

Sascha: Letztendlich entscheidet auch der Erfolg der Band, wie lange es diese noch gibt. Eine Prognose für in 10 Jahren kann keiner abgeben. Wenn wir in 2 oder 3 Jahren sehen, dass es nicht funktioniert, unseren Lebensunterhalt mit der Band zu bestreiten, dann macht es auch einfach kein Sinn für die Band, es auf Biegen und Brechen zu versuchen. Dann muss man sich eingestehen, dass man es versucht hat, dass es aber nicht funktioniert. Ich glaube, dass die Zeichen bei uns aber ziemlich gut stehen. Wir haben uns auch gerade aus der riesigen Menge an Bands nach oben gearbeitet und wenn wir auf dem Niveau weiter machen, wird in den nächsten Jahren noch einiges passieren.

Nicholas (lacht): Es wird.

{image}Gibt es Musiker oder Bands, mit denen ihr einmal zusammen auf der Bühne stehen wollt?

Nicholas: Ja, ich habe sozusagen mein Ziel schon erreicht. Vor einige Zeit haben wir die Band Hot Water Music supporten dürfen. Letztes Jahr war ich 4 Shows mit Chuck Ragan unterwegs, was das gleiche Gefühl gibt.

Sascha: Bei mir eigentlich nicht so. Es gibt zwar gut Bands, aber keine bei der ich mir einen Ast abfreuen würde, wenn ich mit denen auf der Bühne stehen dürfte.

Habt ihr Rituale vor dem Auftritt?

Sascha: Leider nicht. Ich würde ja gerne das "Underberg–Ritual" einführen, aber die anderen wollen es nicht.

Nicholas: Du tust das auch schon seit einigen Shows mit Mega-Enthusiasmus.   Underberg ist das widerlichste Zeug, was es gibt.

Danke euch beiden für das Interview!

 

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