Jupiter Jones: wie eine große Familie

Jupiter Jones: wie eine große Familie © Sven Sindt

Lights, Sound, Action – trotz pompöser Präsentation verwandeln Jupiter Jones das Berliner Huxleys in ein mit Liebe und Harmonie gefülltes Familien-Wohnzimmer, das auch Außenstehende zum Mitfeiern einlädt.

Jupiter Jones haben sich trotz der Erfolge der letzten Jahre eine gewisse Bodenständigkeit bewahrt. Das zeigt sich vor allem immer dann, wenn die Band live unterwegs ist.

Die Ticket- und Merchandise-Preise bewegen sich im Rahmen und auch wenn die Größe des schwarzen Bandbanners mittlerweile fast schon Arena-Dimensionen erreicht hat, sind sich die Verantwortlichen für entspannte Vieraugengespräche mit ihren Fans nicht zu schade.

Skurrile Kleinkunst

Auch in punkto Support-Bands wird bei den Indierockern eher gekleckert als geklotzt. Statt breitbeinig auftretender Möchtegern-Shootingstars, finden sich im Vorprogramm der Eifel-Buben immer wieder kleine Kapellen, die in der Regel zum ersten Mal vor großem Publikum auftreten.

Das kann manchmal aber auch böse nach hinten losgehen – so wie beispielsweise vergangenen Freitag in Berlin, als die Party-bereite Hauptstadtmeute im Kreuzberger Huxleys plötzlich mit zwei mystisch agierenden Kleinkünstlern konfrontiert wird, die bis auf Proberaum-Comedy und das professionelle Abbrennen zweier Streichhölzer nur wenig zu bieten haben.

Sea + Air heißt das Duo, welches sich an musikalischem Straßenflair versucht und damit beim anwesenden Publikum auf relativ wenig Gegenliebe stößt.

Aus Streichhölzern werden lodernde Fackeln

Wesentlich euphorischer reagieren die Berliner da schon auf den Hauptact des Abends, der sich eine knappe dreiviertel Stunde später – im Anschluss an Klaus Hofmanns "Amsterdam" – auf die Bühne bewegt und die Masse gleich zu Beginn auf seine Seite zieht.

Und so werden aus Streichhölzern schnell lodernde Fackeln, die in der Folge knapp anderthalb Stunden unentwegt brennen und selbst dem miesepetrigsten Skeptiker in der letzten Reihe ein Grinsen ins Gesicht zaubern.

Es wird geschrien, gekreischt, gehüpft und gegrölt

Mit solidem Breitwand-Handwerk und einem Frontmann, der sich nach jeder gelungenen Kollektiv-Choreografie seitens des Publikums gerührt auf die Brust schlägt, spielt sich der Vierer in Windeseile in die Herzen der Berliner.

Im Gepäck hat die Band ein ausgewähltes Potpourri aus Alt und Neu, welches kaum Zeit zum Luftholen lässt. Es wird geschrien, gekreischt, gehüpft und gegrölt. Dabei spielt es keine Rolle, ob sich das Quartett über ländliche Dorfälteste auslässt (Komm Bloß Nicht Nach Bad Bentheim), dem Arena-Rock huldigt (Wir Sind Ja Nicht Metallica) oder zum Händchenhalten animiert (Stille).

Nichts geht über die Familie

Trotz einer beeindruckenden Lightshow, einem Sound, der voluminöser kaum sein könnte und einer Kapelle, die wild auf Podesten hin und her hüpfend Highend-Entertainment abliefert, hat man immer das Gefühl einem intimen musikalischen Familientreffen beizuwohnen.

Alle haben sich lieb. Alle machen mit. Keiner stört. Da ist man auch als Außenstehender gerne mit dabei. Schließlich geht im Leben nichts über die Familie.

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