Zion I

Zion I

Zion I aus Oakland in den USA sind ein gutes Beispiel dafür, dass Kalifornien musikalisch mehr zu bieten hat, als die an der Westküste verbreiteten Gangster-Images von Rap. MC Zumbi und DJ Amp legen Wert auf tiefgründige Themen in ihren Lyrics und präsentieren Musik mit Einflüssen von Drum'n'Bass bis TripHop. Direkt nach ihrem Auftritt auf dem Splash-Festival waren sie zu Gast in Heidelberg.

{image}Aufgrund seiner Genre überschreitenden Vielschichtigkeit lässt sich der Sound der HipHop-Formation Zion I nur schwer auf den Punkt bringen. Mit einer experimentellen Mischpalette aus Rap, TripHop, Drum'n'Bass und Elektro stehen Produzent Amp Live und Rapper Zumbi jedoch definitiv abseits von den an der Westküste handelsüblich verbreiteten G-Funk Rhythmen, die vornehmlich von überdosiertem Imponiergehabe und halbnackten Frauen begleitet werden. Auch wenn die beiden Männer aus Oakland sicherlich nichts gegen halbnackte Frauen einzuwenden haben, bewegen sich die Inhalte von Zion I mehr um sozialkritische und spirituelle Themen. Ihr im Millennium erschienenes Debütalbum Mind over matter zählt mitunter schon als HipHop-Klassiker.

Mit The Take Over erschien nun Anfang des Jahres das neue und mittlerweile sechste Studioalbum des produktiven Duos. Während es im Sommer auf zahlreiche Festivals in Europa geht, befinden sich die beiden Kalifornier zwischendurch auf einer kleinen Deutschland-Tour. Auch im klub_k in Heidelberg wurde dabei ein Gig eingeschoben. Passenderweise startete die späte Show mit Take Over, was durchaus als Kampfansage für die Übernahme des gemütlich kleinen Nebenbaus des Karlstorbahnhofs gewertet werden sollte. Es dauerte gar nicht lange, bis Zumbi dann auch dem "King-of-Pop" mit einem Freestyle auf das Jackson-Instrumental von Can't help it huldigte. Tatkräftige Unterstützung gab es dabei nicht nur von Amp Live an den 1 & 2's, sondern von einer Live-Band mit Kev Choice an den Keys, Codany Holiday mit backing Vocals und Jetman an den Drums.

{image}Dass Produzent und DJ Amp Live nicht nur Psychologie an der Uni studiert hat, sondern auch die Psychologie des Sounds meisterhaft an seiner MPC verinnerlicht hat und zu inszenieren weiß, verdeutlichte er mit dem Jahrhundert-Werk Silly Puddy auf ein Neues. Zion wusste in jedem Moment die Menge zu kontrollieren – es schien als brachte er die gesamte Energie vom Splash-Festival am Vortag mit in diesen einen kleinen Raum, um sie vollständig zu entladen. Neben Don't lose your head gab es mit Geek to the Beat – einem interessant afrikanisch-rasselndem Arrangement – natürlich einige Tracks vom brandneuen Album.

Als kleines Special streute Amp sogar noch klassische Fragmente des Rock ein: Anleihen aus Money for nothing von den Dire Straits sorgten auf diese Weise für flächendeckendes Kopfnicken und regelrechte Hände-in-die-Höhe-Orgien. Bevor es mit den Classics The Bay und Bird's Eye View steil auf die Zielgerade des Konzertabends zuging, wurde am Ende nochmal ausgiebig dem gerade verstorbenen MJ gehuldigt. Nach seiner Darbietung von Billy Jean, versetzte Zumbi das Jackson-Stück Human Nature mit den zugehörigen Nas-Lyrics von Ain't hard to tell. Ein kompakter, aber guter Auftritt fand danach mit ein paar letzten Drum'n'Bass Klängen sein gerechtes Finale.

Alles zum Thema:

zion i