The Liquid Crystal Project

The Liquid Crystal Project

Rap-Produzent J.Rawls hat in den letzten zehn Jahren immer wieder seinen Teil zur allgemeinen HipHop-Entwicklung beigesteuert. Sein Name steht synonym dafür, dass HipHop von Soul und Jazz abstammt. Seit 2006 widmet er sich speziell den Roots des Jazz mit seinem "Liquid Crystal Project". Dabei setzt er klassiche Rap-Stücke in einen verjazzten Kontext und verleiht dem Ganzen einen organischen Charakter. Am 12. Juni konnten Fans aus Heidelberg und Umgebung das Projekt live in Augenschein nehmen.

{image}Obwohl J. Rawls aus dem von Rap-Musik eher unvorbelastetem Bundesstaat Ohio stammt, gelang es ihm als Beatbastler der Lone Catalysts letztendlich doch, über die Grenzen hinweg Ruhm zu erlangen. Den internationalen Durchbruch feierte der Produzent und DJ 1998, als er über DJ Hi-Tek das Black Star-Duo Mos Def und Talib Kweli kennen lernte und deren bahnbrechendes Album Black Star musikalisch mitgestalten konnte. Organische Beats mit äußerst entspanntem Groove sind das Markenzeichen von Jason Rawls.

Während sein Solodebüt The Essence of J. Rawls (2001) besonders von soulhaltigen Elementen durchtränkt war, widmet er sich seit 2006 mit dem Liquid Crystal Project Jazz-Exkursionen, die bisher immer große Beachtung fanden. Live präsentiert er mit seiner Jazz-Kombo zurzeit die Fortsetzung The Liquid Crystal Project II. Auch im Klub-K in Heidelberg hieß es deshalb: Zurücklehnen und dem wohltemperierten Jazz-Hop lauschen.

Charles Cooper eröffnete das Heidelberger Konzert am Saxophon mit Fantasy von Earth, Wind and Fire. In den Händen des über zwei Meter großen Hünen wirkte das Blasinstrument zwar wie ein Kinderspielzeug, doch gelang ihm ein wahrhaft virtuoser Umgang damit. B-Jazz besetzte die Keys, Rob Riley die Drums, während J. Rawls natürlich die 1 & 2's bediente. Wie schon auf den beiden Alben bot das Quartett eigene Kreationen dar, am meisten wurden aber die vielen verjazzten Tributes zelebriert.

{image}So auch das von Mastermind Madlib für Erykah Badu arrangierte The Healer oder die funky Fanfare Off the Books von The Beatnuts, die Charlie Cooper jeweils einwandfrei nachsaxophonierte. Zwischendurch übernahm Cooper auch den Vocal Part und schloss damit die Brücke zwischen Dynamik und Entspanntheit. Das Publikum zeigte sich begeistert von der Fusion aus HipHop und Jazz. Als nächstes spielte J. Rawls Ausschnitte aus dem HipHop-Kultfilm Beatstreet, ehe er dazu überging ein ausgedehntes Tribute an die verstorbene Beatkoryphäe J Dilla einzuleiten. Als Basis dafür diente das Jazz-Sample Diana in the Autumn Wind von Gap Mangione, das sowohl Madlib auf dem Jaylib Kollabo-Album zusammen mit Dilla in The Official, als auch Dilla selbst im Slum Village-Track Fall-n-Love meisterhaft untergebracht hat. Nun wurden die drei Stücke noch in einer Instrumental-Session zu einer organischen Masse aus Jazz-Hop verschmolzen – Gänsehaut.

Mit dem Stück Me and my Queen, das eine offensichtliche Anspielung auf Me and my Bitch von Notorious B.I.G. ist, durfte MC Charlie Cooper anschließend wieder seine Reim-Fertigkeiten unter Beweis stellen. Als finalen Schlusspunkt drehte das Quartett mit A Tribute to Troy nochmals auf. Die Hommage an Pete Rock und CL Smooth zählt zu den bekanntesten Jazz-Interpretationen von LCP und verfehlte auch diesmal nicht seine antreibende Wirkung. Am Ende ist ein rundum gelungener Abend zu resümieren, was einerseits an den hervorragenden Musikern und andererseits an der gemütlichen Atmosphäre in den etwas kleineren Räumlichkeiten des Klub-Ks lag.